Der Markt für IT-Sourcing-Beratung boomt. Anbieter berichten von steigenden Projektanfragen sowie einer enorm hohen Auslastung. Der Grund liege vor allem in der Anpassung der traditionellen IT-Strukturen an die Anforderungen digitaler Geschäftsmodelle. Und da für so manchen CIO und Business-Verantwortlichen viele Themen rund um die digitale Transformation Neuland sind, greifen sie auf die Erfahrung von IT-Sourcingberatern zurück, sagen die Marktforscher von Lünendonk.
Gerade wenn es um Themen wie Vorbereitung einer Ausschreibung, Provider-Suche oder Vertragsmanagement gehe, fehlten oft Erfahrungswerte und Spezialwissen. Für die Mehrheit der IT-Sourcing-Beratungen war 2015 deshalb ein erfolgreiches Geschäftsjahr. In der Lünendonk-Studie „Der Markt für IT-Sourcingberatung in Deutschland“ gaben 78,3 Prozent der befragten Sourcing-Beratungen an, ihre Umsätze im Jahr 2015 gesteigert zu haben. Damit haben sie ihre Umsatzprognosen aus dem letzten Jahr in etwa bestätigt. Jede dritte Sourcing-Beratung ist 2015 sogar um mehr als 10 Prozent gewachsen.
IT-Sourcingberatungen erwarten weitere positive Entwicklung
Entsprechend positiv schätzen die befragten IT-Sourcingberatungen die Entwicklung ihres Marktsegments ein. Für 2017 rechnen sie mit einem Anstieg der Nachfrage um durchschnittlich 6,9 Prozent für den Markt. Hinsichtlich ihres eigenen Umsatzes sind sie allerdings deutlich optimistischer und erwarten ein durchschnittliches Umsatzplus von 10,5 Prozent für 2017.
Kunden investieren stark in externe IT-Sourcingberatung
Die positiven Aussagen zur Geschäftsentwicklung werden durch die Analyse der geplanten Kundeninvestitionen für 2017 bestätigt. So planen 58,3 Prozent der untersuchten Kundenunternehmen Ausgabensteigerungen für externe IT-Sourcing-Beratung. Themen für die Zusammenarbeit seien vor allem die Digitalisierungs-Klassiker „IT Security“, „Big Data“, „Cloud“ und „Mobile Enterprise“.
Fachbereiche beschäftigen sich häufiger mit IT-Sourcing
Das prognostizierte Wachstum soll laut den befragten Beratungen sehr stark aus der „Entwicklung digitaler Strategien für Fachbereiche“ kommen. „In der Zusammenarbeit mit Fachbereichen liegt ein sehr großes Potenzial, da die IT-Budgets der Fachbereiche stetig steigen und sie zunehmend für Teile der IT-Anwendungsentwicklung und für den Aufbau und die Steuerung von Plattformen für den Betrieb von digitalen Lösungen verantwortlich sind“, so Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk und Studienautor.
„Bei diesen Themen müssen auch immer Sourcing-Fragestellungen behandelt werden, wie zum Beispiel Providersuche, Ausschreibung, SLA-Definition oder überhaupt die Erstellung einer Sourcing-Strategie für komplexe Digitalisierungsvorhaben.“ Aktuell komme bereits jede vierte Projektanfrage der untersuchten IT-Sourcing-Beratungen aus den Fachbereichen.
Die Sourcing-Agenda der CIOs
Möglicherweise als Reaktion auf den digitalen Wandel planen die untersuchten Kundenunternehmen, künftig mehr IT-Leistungen an externe Partner zu vergeben. Der Anteil der bezogenen Fremdleistung soll sich laut den Planungen der befragten IT-Entscheider von 29,7 Prozent (2016) auf 35,7 Prozent (2017) erhöhen.
Insbesondere die analysierten mittelständischen Unternehmen mit weniger als einer Milliarde Euro Umsatz haben vor, deutlich mehr IT-Leistungen extern auszuschreiben. Der Anteil der IT-Eigenleistung soll von 76,2 Prozent (2016) auf 67,5 Prozent (2017) zurückgehen.
Ferner werde es eine Verschiebung von IT-Leistungen von Onshore zu Nearshore geben. So wollen 26 Prozent der analysierten Unternehmen ihre lokal in Deutschland erbrachten IT-Leistungen reduzieren. 23 Prozent der Unternehmen werden in den kommenden zwei Jahren in größerem Umfang dagegen Nearshore-Standorte nutzen. Gleichzeitig planen jedoch auch 16 Prozent, IT-Leistungen aus Nearshore-Regionen abzuziehen und lokale IT-Ressourcen wieder aufzubauen. Die Gründe für Insourcing seien häufig Security- und Datenschutzanforderungen sowie Qualitätsoptimierungen.
„Die Sourcing-Strategien der CIOs und der Fachbereiche sowie der Druck der Unternehmen, erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, führen zu einer Anpassung der Sourcing-Strategien, vor allem in Bezug auf veränderte Service-Level-Agreements, das IT-Service-Management und die Anpassung von Lieferantenverträgen. Diese Entwicklung wird die Nachfrage nach IT-Sourcing-Beratern beeinflussen“, ist sich Zillmann sicher.
„Unternehmen suchen mit Hilfe von Sourcing-Beratern verstärkt nach Dienstleistern, die sie bei der Transformation von IT und Geschäftsprozessen unterstützen und die Applikationslandschaft weiterentwickeln. Wir registrieren zum Beispiel eine stark steigende Nachfrage nach Apps, mit denen Unternehmen ihre gesamten Vertriebsprozesse digitalisieren und mobilisieren können“, sagt Max. H.-H. Schaber, CEO des Studien-Sponsors Datagroup AG.
Methodik: Für die Studie „Der Markt für IT-Sourcingberatung in Deutschland“ wurden auch in diesem Jahr neben 27 Beratern über 100 Business- und IT-Verantwortliche aus dem gehobenen Mittelstand sowie aus Großunternehmen und Konzernen befragt. Sponsoren der Studie sind die Unternehmen Datagroup, microfin Unternehmensberatung und Zelos Management Consultants.