Der digitale Wandel macht an den Grenzen nicht Halt – umso wichtiger ist eine länderübergreifende Zusammenarbeit für die erfolgreiche Digitalisierung der Industrie. Um Produktion und Arbeitsplätze in Europa zu sichern, müssen Unternehmen neue Kooperationsformen entwickeln, die ein wirkliches vernetztes Unternehmertum ermöglichen. Zugleich muss mit Hilfe der Politik eine digitale Infrastruktur in Europa geschaffen werden, die überall den schnellen und sicheren Datenaustausch ermöglicht.
„Digitale Techniken und Dienste werden in allen Sektoren der Wirtschaft erhebliche Änderungen bringen. Gerade der Mittelstand erkennt zunehmend: Wir müssen diesen digitalen Wandel als Chance begreifen und die europäischen Kräfte bündeln, um im Wettbewerb mit den USA und Asien bestehen zu können“, betonte EU-Kommissar Günther Oettinger zum Auftakt des ersten Dreiländer-Kongress „Maschinenbau vorausgeDACHt“ in Salzburg, der Mitte März stattfand.
Digitale Techniken und Dienste bringen in allen Sektoren der Wirtschaft erhebliche Änderungen
Die Digitalisierung im Maschinenbau stand im Zentrum des Kongresses, zu dem die drei Industrieverbände VDMA (Deutschland), der Fachverband Metalltechnische Industrie (Österreich) und Swissmem (Schweiz) gemeinsam mit der deutschen Fachzeitung Produktion erstmalig eingeladen hatten. Denn gerade im deutschsprachigen Raum pflegen die Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus seit langem eine intensive Zusammenarbeit, die mit den Veränderungen von Industrie 4.0 noch enger werden soll.
VDMA-Präsident Carl Martin Welcker nannte dazu vier entscheidende Punkte um den digitalen Wandel in den Unternehmen zum Erfolg zu führen:
- Industrie 4.0 muss in der Unternehmensstrategie fest verankert und die Konzepte von der Unternehmensleitung vorgedacht und vorgelebt werden,
- Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen für den digitalen Wandel beständig weiterqualifiziert werden
- Neue Geschäftsmodelle werden durch die intelligente Nutzung von Daten während des gesamten Produktlebenszyklus ermöglicht, die präzise auf die Wünsche des einzelnen Kunden zugeschnitten werden,
- Unternehmen müssen sich frühzeitig um die Finanzierung der immer komplexer werdenden Industrie 4.0-Projekte kümmern.
„Unternehmen werden künftig auf zwei Strategien setzen müssen: Den Verkauf von hochtechnologischen physischen Produkten, ergänzt um die zugehörigen Daten als Produkt der Zukunft“, resümierte der VDMA-Präsident.
Christan Knill, Obmann des österreichischen Fachverbands Metalltechnische Industrie ergänzt: „Leider wird das Thema Industrie 4.0 oft mit der Angst um den kompletten Wegfall der Beschäftigung verknüpft. Welches naive Bild von unserer Industrie wird dabei vermittelt. Für uns ist wichtig, auf die Herausforderungen hinzuweisen und auch das hohe Maß der Chancen zu erkennen. Der länderübergreifenden Kongress der drei großen Maschinenbauverbände aus Deutschland, der Schweiz und Österreich soll helfen, sich der Verantwortung der Industrie bewusst zu werden, die Chancen herauszuarbeiten, das notwendig hohe Maß an Flexibilität zu erkennen und auch als Industrie diese Flexibilität vorzuleben.“
Hans Hess, Präsident von Swissmem, erklärt: „Das Konzept Industrie 4.0 mit dessen Digitalisierungs- und Vernetzungsansätzen ergibt große Chancen für die gesamte europäische Industrie, davon sind wir überzeugt. Einerseits entstehen vielschichtige Optimierungspotentiale, vor allem entlang der Wertschöpfungskette. Andererseits kommt ein riesiges Innovationspotential hinzu, sei es für neue Marktleistungen oder auch für neue Geschäftsmodelle. Die Industrieunternehmen, insbesondere die KMU, stehen ob der Vielfältigkeit und steigenden Komplexität vor großen Herausforderungen. Ein Austausch unter Gleichgesinnten in der eng verzahnten DACH-Region ist aus diesem Grund äußerst wertvoll.“
Die Europäische Union wird diesen digitalen Wandel zusammen mit dem Partnerland Schweiz voranbringen, versprach EU-Kommissar Oettinger den Teilnehmern. Mehr als 500 Milliarden Euro werde die EU in den kommenden Jahren in den Ausbau der digitalen Infrastruktur investieren müssen, sagte er. „Unternehmer, die hochinnovativ sind, werden ihre Daten nur dann in die digitale Welt geben, wenn sie dort sicher sind. Das Vertrauen in die digitale Infrastruktur ist entscheidend. Dafür ist ein Höchstmaß an Cyber-Security nötig und das zu erreichen ist das Ziel der EU“, betonte er.
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