Behutsam greift er das Metallteil und reicht es an seine Kollegin weiter. Er nimmt dabei auf jede ihrer Bewegungen Rücksicht und hält inne, bevor es zu einem Zusammenstoß kommt. Trotz seiner Größe von 1,75 Meter bewegt er sich mühelos und vorsichtig. Fehler macht er keine. Die Rede ist vom Roboter APAS assistant.
Der berührungslos kollaborierende Roboter ist ein Teil des Arbeitsplatzes 4.0, den Bosch auf der Hannover Messe 2017 zeigt: Der Industriearbeitsplatz der Zukunft ist voll vernetzt und stellt die Bedürfnisse des Mitarbeiters in den Mittelpunkt. „Der Arbeitsalltag in der Fertigung wird sich in den kommenden Jahrzehnten grundlegend ändern. Mensch und Maschine werden enger zusammenarbeiten als je zuvor. Industrie 4.0 unterstützt Mitarbeiter und erleichtert ihnen die Arbeit“, sagte Dr. Stefan Hartung, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH und unter anderem verantwortlich für den Bereich Industrial Technology.
Der Arbeitsplatz stellt sich automatisch auf den Mitarbeiter ein
Der auf der Hannover Messe gezeigte Arbeitsplatz 4.0 passe sich dem Mitarbeiter an. Beispielsweise stelle sich die Höhe des Arbeitstisches auf die richtige Größe ein. Arbeitsanleitungen erhalte der Mitarbeiter per Projektion in der gewünschten Geschwindigkeit.
„Dank digitaler Vernetzung und Produktionsassistenten wird die tägliche Arbeit in der Industrie unbeschwerlicher, produktiver und sicherer“, sagte Hartung. Kollaborative Roboter wie der APAS assistant von Bosch seien bei Automobilherstellern und -zulieferern, aber auch bei Herstellern von Gebrauchsgütern im Einsatz.
Künstliche Intelligenz unterstützt die Mitarbeiter in der Fertigung
Mensch und Maschine arbeiten am Arbeitsplatz 4.0 eng zusammen. Dies zeige sich auch am APAS inspector, der ebenfalls in Hannover zu sehen ist. Er erkennt mithilfe lernender Bildverarbeitung automatisch, wenn die Materialoberfläche eines Fertigungsteils nicht den Vorgaben entspricht.
Der Mitarbeiter bringt der Maschine einmal bei, welche Abweichung sie noch tolerieren darf, und ab wann ein Teil aussortiert werden muss. Sie könne erlernte Muster dank künstlicher Intelligenz dann auf alle folgenden Qualitätsprüfungen übertragen und diese eigenständig übernehmen. Der APAS inspector erspare dem Mitarbeiter nicht nur diese eintönige Tätigkeit, sondern soll auch für eine gleichbleibend hohe Qualität der Teile sorgen.
Vernetzung ermöglicht jederzeit Überblick über Maschinendaten
Die am Arbeitsplatz 4.0 erzeugten Maschinendaten werden dank Vernetzung zusammengeführt, analysiert und visualisiert. Auf einem Bildschirm erhalten Mitarbeiter Informationen über den Zustand der Fertigungsumgebung, etwa mittels Taktzeitanalyse oder Teile- und Fehlerzähler. So können sie jederzeit erkennen, ob alles nach Plan läuft.
Die Fertigungslinie erkennt automatisch die nötigen Arbeitsschritte
„Durch eine flexible Fertigung können Unternehmen besser auf aktuelle Bedürfnisse am Markt reagieren“, sagt Dr. Stefan Aßmann, Leiter Connected Industry bei Bosch. Als Beispiel nennt er die Multiproduktlinie in Homburg.
Dort könne Bosch aus 2000 verschiedenen Komponenten, die dank Vernetzung rechtzeitig und automatisch geordert werden, 200 verschiedene Hydraulikmodule herstellen. Die Module steuern die Arbeits- und Fahrhydraulik in Lkw oder Traktoren, etwa um Ladeflächen zu kippen oder den Pflug zu heben.
Die neun Stationen der Multiproduktlinie seien intelligent miteinander vernetzt. Über einen RFID-Chip am Werkstück erkennen sie, wie das fertige Produkt zusammengestellt sein muss und welche Arbeitsschritte dafür notwendig sind. Die für die Montage der Hydraulikkomponenten erforderlichen Arbeitspläne werden automatisch abgerufen und als Foto oder Film auf Monitoren angezeigt – und das individuell, je nach Ausbildungsgrad und in der Muttersprache des jeweiligen Mitarbeiters.
Ausbau des Engagements im Partnerland Polen
Im diesjährigen Partnerland der Hannover Messe Polen beschäftigt Bosch rund 5100 Mitarbeiter und erzielt lokal einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Vertrieben werden dort neben vielen anderen Produkten auch Industrie 4.0-Lösungen. Bosch ist in Polen seit 1992 mit einer Regionalgesellschaft vertreten, seine Produkte verkauft das Unternehmen dort seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Technologieunternehmen baut sein Engagement in Polen kontinuierlich aus. Im Jahr 2016 hat Bosch rund 80 Millionen Euro in dem Land investiert, vor allem in den Ausbau und die Weiterentwicklung seiner Produktionsstätten.