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Digitalisierte Unternehmen: 2016 lag die digitale Wertschöpfung bei rund 332 Milliarden Euro

Auf einem Kongress des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft wurden die Studie „Neue Wertschöpfung durch Digitalisierung“ der vbw-Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. und die Handlungsempfehlungen des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft präsentiert. Ein Ergebnis: Die Firmen aus Industrie und industrienaher Dienstleistung haben 2016 in Deutschland bereits eine Wertschöpfung durch die Digitalisierung von rund 200 Milliarden Euro erwirtschaftet. Übertrage man dieses Ergebnis auf die deutsche Gesamtwirtschaft, ergebe sich im Jahr 2016 eine digitale Wertschöpfung von rund 332 Milliarden Euro, also rund 12 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in Höhe von mehr als 2.800 Milliarden Euro.

Die Studie will praxisnah zeigen, wo digitale Technik neue Wertschöpfung und konkreten Nutzen bringt. „Neue Trends der Digitalisierung, wie etwa die gestiegene Bedeutung von Plattformen, Veränderungen in den Wertschöpfungsketten oder die Auswirkungen auf die Arbeitswelt, gehen quer durch alle Branchen“, erklärt Alfred Gaffal, vbw Präsident und Vorsitzender des Zukunftsrats.

Die vbw-Studie hat verschiedene Facetten der Digitalisierung untersucht, unter anderem, wie weit Unternehmen in Industrie und industrienahen Dienstleistungen digitalisiert sind und was die Auswirkungen sind. Ein Ergebnis der für die Studie durchgeführten Befragung unter 2.500 Unternehmen: Mit dem digitalen Reifegrad der Firmen nehmen Mitarbeiterzahl und Umsatz zu.

Digitalisierte Unternehmen sind erfolgreicher

So liegt der Mitarbeiterzuwachs bei digitalisierten Unternehmen im Vergleich zum Durchschnitt der Unternehmen um 40 Prozent höher, das Umsatzwachstum sogar 80 Prozent höher. „Digitalisierte Unternehmen sind also erfolgreicher. Das ist ein Appell gerade auch an den unternehmerischen Mittelstand, seine digitale Transformation weiter voranzutreiben“, sagt Gaffal. Dabei werden fünf Stufen der digitalen Reife unterschieden: Etwa zehn Prozent der Unternehmen befinden sich noch auf Stufe Null, von den restlichen – unter denen die Befragung durchgeführt wurde – sind circa 80 Prozent auf den Stufen eins und zwei (computerisiert) und 20 Prozent auf den Stufen drei und vier (digitalisiert), wobei nur rund zwei Prozent die höchste Stufe vier heute schon erreichen.

Um die Potenziale der Digitalisierung weiter auszuschöpfen, müssen Staat und Unternehmen bestehende Hemmnisse überwinden, ist der Zukunftsrat überzeugt. Dazu gehören tradierte Arbeitsweisen und Prozesse, Schnittstellen- und Kompatibilitätsprobleme, noch nicht ausreichend leistungsfähige digitale Netze, aber auch eine umfassende Verankerung digitaler Inhalte im Bildungssystem.

Alfred Gaffal

Gaffal: „Die Digitalisierung verlangt beispielsweise nach vielfältigen Investitionen in den Standort. Damit meine ich nicht nur den dringend gebotenen Ausbau digitaler Netze, also Glasfaser, Mobilfunk und 5G, sondern auch Kompetenzen im Bereich Cybersicherheit, Künstliche Intelligenz, Robotik, digitales Planen und Bauen und 3D-Druck.“

Unternehmen müssen über den Tellerrand blicken

Eine zentrale Handlungsempfehlung an die Firmen lautet, über den Tellerrand zu blicken: Von der Landwirtschaft über die Industrie bis hin zu den Dienstleistungen vollziehen sich dieselben Veränderungsprozesse, sind aber heute noch unterschiedlich weit vorangeschritten.

„Wer die Übertragbarkeit auf den eigenen Bereich prüft, kann Chancen frühzeitig erkennen und verringert das Risiko, von disruptiven Entwicklungen überrascht zu werden. Ferner muss die eigene Digitalisierungsstrategie der Unternehmen laufend ergänzt und erweitert werden – dazu gehört unter anderem eine Bewertung des digitalen Wissens und eine Cybersicherheitsstrategie“, sagt der vbw Präsident und Zukunftsratsvorsitzende.

Auch das Thema Bildung spielt eine zentrale Rolle. „Ziel muss es sein, dass das digitale Klassenzimmer bis spätestens 2022 an allen bayerischen Schulen Realität ist – eingebettet in ein pädagogisches Gesamtkonzept. Den Ist-Stand erheben wir aktuell in einer Studie zur digitalen Bildung an bayerischen Schulen, die wir im November vorstellen. Außerdem müssen auch Aus- und Weiterbildung gezielt auf die Digitalisierung ausgerichtet werden. Unsere Hochschulen müssen technisch auf den neuesten Stand gebracht werden“, fordert Gaffal.

Ein epochaler Wandel steht bevor

Professor Dr. Wolfgang A. Herrmann, Präsident der Technischen Universität München und ebenfalls Vorsitzender des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft, ergänzte: „Der Schlüssel für den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg in der Zukunft liegt in der Digitalisierung. Sie steht für einen epochalen Wandel in der Art wie wir forschen, lernen, produzieren, kommunizieren, zusammen leben. Verändern wird sich unsere gesamte Denkwelt. Gleichzeitig verlangt die Digitalisierung danach, in bisher ungekannter Dimension Kenntnisse und Fähigkeiten unterschiedlichster Disziplinen miteinander zu vernetzen, und bringt damit das Neue in die Welt. Es wird in Zukunft ganz entscheidend darauf ankommen, die Fähigkeit zur Wissensvernetzung, zur Interdisziplinarität, zu einer Königsdisziplin zu machen – in Wirtschaft, Wissenschaft und Staat. So sichern wir die Teilhabe vieler Menschen an der neuen Wertschöpfung, und so gestalten wir Digitalisierung für alle.“

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