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KI in Unternehmen: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine große Lücke

Mehr als drei Viertel der Führungskräfte erwarten, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz Wettbewerbsvorteile bringt oder neue Geschäftsfelder für ihre Unternehmen erschließt – aber nur etwa jedes fünfte Unternehmen hat künstliche Intelligenz in einige Angebote oder Prozesse integriert. Und weniger als 40 Prozent aller Unternehmen haben eine AI-Strategie, darunter am ehesten große Organisationen mit 100.000 oder mehr Mitarbeitern.

Quelle: BCG

Die Lücken zwischen Realität und den Erwartungen für die nächsten fünf Jahre wurden in einer globalen Umfrage unter mehr als 3.000 Führungskräften, Managern und Analysten in 112 Ländern und 21 Branchen ermittelt, deren Ergebnisse in einem Forschungsbericht von MIT Sloan Management Review (MITSMR) und The Boston Consulting Group (BCG) veröffentlicht wurden.

Die Umfrage ergab unter anderem, dass trotz der Spekulationen über den Verlust von Arbeitsplätzen durch AI-Einsatz weniger als die Hälfte der Befragten (47 %) davon ausgehen, dass die Belegschaft in den nächsten fünf Jahren reduziert wird und dass fast 80 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass die derzeitigen Mitarbeiter ihre Fähigkeiten verbessern werden. Nur 31 Prozent der Befragten befürchten, dass AI einen Teil der aktuellen Tätigkeiten an ihren eigenen Arbeitsplätzen übernehmen wird.

„Die Kluft zwischen Wunsch und Umsetzung ist in den meisten Unternehmen groß“, sagt Philipp Gerbert, Senior Partner und Mitautor des BCG-Berichts. „Wir fanden auch große Lücken zwischen den heutigen führenden Unternehmen, die bereits AI verstehen und integriert haben, und den Nachzüglern. Die Leader hätten gegenüber Nachzüglern nicht nur ein tieferes Verständnis dafür, was nötig ist, um künstliche Intelligenz produktiv zu nutzen, sondern bei ihnen sei es auch wahrscheinlicher, dass sie durch die Führungsetage und fortgeschrittene Business Cases für KI-Initiativen unterstützt werden.

Die drei wichtigsten Ergebnisse

  • Drei Viertel der Befragten glauben, dass AI ihren Unternehmen den Einstieg in neue Geschäftsfelder ermöglichen wird. Fast 85 Prozent sind der Meinung, dass AI  ihren Unternehmen Wettbewerbsvorteile bringt.
  • Nur etwa 15 Prozent der Befragten glauben, dass AI derzeit einen großen Einfluss auf Angebote und Prozesse des Unternehmens hat, aber etwa 60 Prozent erwarten, dass diese Effekte innerhalb von nur fünf Jahren eintreten werden. Die meisten Unternehmen sehen erhebliche Auswirkungen auf die IT, den Betrieb und die Produktion, das Supply Chain Management sowie kundenorientierte Aktivitäten.
  • Mehr als 80 Prozent bewerten AI als strategische Chance, fast 40 Prozent als strategisches Risiko. Eine viel kleinere Gruppe (13 %) betrachtet KI weder als Chance noch als Risiko.

Verständnis und Akzeptanz von KI: Vier Reifegrade-Cluster 

  1. Pioniere (19 %): Organisationen, die AI verstehen und übernommen haben. Diese Organisationen sind führend bei der Integration von AI in das Angebot und die internen Prozesse ihrer Organisation.
  2. Ermittler (32 %): Organisationen, die die künstliche Intelligenz verstehen, sie aber nicht über die Pilotphase hinaus einsetzen. Ihre Untersuchungen von dem, was AI bieten kann, fokussiert sich derzeit auf das „Schauen“, bevor AI zum Einsatz kommt.
  3. Experimentierfreudige (13 %): Organisationen, die ohne tiefes Verständnis Pilotprojekte durchführen oder KI einsetzen. Diese Organisationen lernen durch Handeln.
  4. Passive (36 %): Organisationen ohne Adaption von und mit wenig Verständnis für KI.

„Unternehmen in jedem Cluster stehen bei der weiteren Einführung von AI vor ihren eigenen Herausforderungen“, sagte David Kiron von MIT Sloan Management Review und Mitautor des Berichts. Pioniere hätten Verständnisprobleme überwunden; ihre größten Hürden bestehen darin, sich mit der praktischen Umsetzung zu befassen und konkurrierende Investitionsprioritäten aus dem Weg zu schaffen.

Passive dagegen hätten sich noch nicht mit den Vorteilen von KI auseinandergesetzt und keine Business Cases identifiziert. Das Management sei nicht mit an Bord. Viele seien sich noch nicht einmal bewusst, wie schwierig es sei, Talente mit KI-Expertise zu akquirieren.

 

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