Die Digitalisierung wird für Wirtschaftsprüfer zu einer großen Herausforderung. Nicht alle Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften (WP) können die erforderlichen Investitionen aus eigener Kraft schaffen.
Datenanalyse, Prozesssicherheit, neue Service Level sowie Arbeitsweisen bringen hohe Investitionen mit sich. Zur „Commoditisierung“ des Business gesellen sich Automatisierung und schlanke Prozesse. Die WP-Gesellschaften müssen sich neben dem Tagesgeschäft völlig neuen Anforderungen stellen. Eine Folge: Die ohnehin im Markt für Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung festzustellende Konsolidierung werde sich fortsetzen. Das bedeute, dass die Digitalisierung die Marktkonzentration katalysiert. Dies ist ein Ergebnis der Lünendonk-Studie 2018 „Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung in Deutschland“.
Suche nach neuen Geschäftsmodellen
Bei der Digitalisierung im WP-Markt sei zu differenzieren zwischen der Digitalisierung in der Zusammenarbeit mit den Mandanten (IT Audit, Business Analytics, Cyber Security, Cloud, Transparenz etc.) wie auch im eigenen Unternehmen (Wissensmanagement und -transfer, interne Benchmarks, Cockpits und Frühwarnsysteme, Kostenoptimierung, vernetztes Arbeiten, Remote Audit, Augmented Reality etc).
„Gerade die rasante Entwicklung der Themen Business Intelligence und Big Data hat zum neuen Begriff der digitalen Transformation geführt“, sagt Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter Lünendonk & Hossenfelder sowie Autor der Studie. Unternehmen stehen vor völlig neuen Aufgaben: Neue Geschäftsmodelle erfordern geänderte Geschäftsprozesse, diese ziehen massiv geänderte Strukturen und auch Änderungen an Produkten nach sich, insbesondere jedoch auch die Schaffung von neuen Services.
Hossenfelder betont: „In vielen produzierenden Unternehmen kehren sich die Verhältnisse um. War früher das Produkt führend und die Dienstleistung nachgeordnet, so tritt mit dem kontinuierlichen Wissen über Kundenbedürfnisse der Service immer mehr in den Vordergrund.“
Unterschiedliche Strategien
Die Big Four – namentlich Deloitte, EY, KPMG und PwC – arbeiten länderübergreifend zusammen. Sie haben Spezialteams gebildet oder sind Joint Ventures mit IT-Unternehmen eingegangen. Rödl & Partner treibt die Digitalisierung mit der Tochter Rödl Consulting voran. BDO hat die BDO-IT GmbH gegründet. ETL arbeitet mit Eurodata zusammen, und DHPG hat in dieses Gebiet ebenso investiert wie beispielsweise Mazars oder WKGT.
Rekrutierung wird zum Schlüsselfaktor
Dies offenbare eine weitere Facette der Digitalisierung: die Rekrutierung. HR-Verantwortliche müssen heute und künftig Mitarbeiter finden, die Kenntnisse sowohl in der Rechnungslegung als auch in der Informatik mitbringen. Die Mitarbeiterstruktur der von den Berufsträgern geprägten Unternehmen werde sich ebenso ändern wie die Partnerstrukturen. Immer mehr Mitarbeiter haben einen Studienabschluss einer Technischen Hochschule, Kooperationen mit IT-Unternehmen und Start-ups nehmen zu, und die Wirtschaftsprüferkammer und das Institut der Wirtschaftsprüfer denken über eine weitere Reformierung des Zugangs zum Arbeitsmarkt sowie über eine Steigerung der Attraktivität nach – zum Beispiel durch Nutzung des neuen Titels „Syndikus WP“, wenn ein Wirtschaftsprüfer in die freie Wirtschaft wechselt.