Die Blockchain verändert die Unternehmenswelt nachhaltig und mit rasantem Tempo. Entsprechend setzen sich vier von fünf Unternehmen intensiv mit der Technologie auseinander. Das ergab eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. 15 Prozent von ihnen nutzen Blockchain bereits.
Die Studie belegt außerdem, dass 20 Prozent der Firmen das Thema Blockchain eingehend erforschen, 32 Prozent an Eigenentwicklungen arbeiten und weitere zehn Prozent der Firmen bereits Blockchain-Pilotprojekte gestartet haben.
Chance nicht verpassen
Die Umfrage verdeutliche, dass die befragten Führungskräfte und Verantwortlichen von Technologiebereichen das Potenzial der Blockchain längst erkannt haben und zeitnah von den Entwicklungen profitieren wollen. Demnach könnten das bei der Blockchain verwendete dezentrale Register („Distributed Ledger“) und digitale Tokens den Handel und Geschäftsprozesse revolutionieren: Die Technologie, die ohne eine zentrale Instanz funktioniert, arbeite nicht nur kostengünstig, effizient, transparent und fälschungssicher. Über eine Blockchain lassen sich auch viele Kernprozesse abbilden und beschleunigen.
Schon heute hinterlasse die Blockchain deutliche Spuren in der Unternehmenswelt: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres sammelten Blockchain-Plattformen bei Initial Coin Offerings (ICOs) 13,7 Milliarden US-Dollar an Risikokapital ein. Ferner haben größere ERP-Software-Plattformen bereits damit begonnen, Blockchains in ihre Systeme zu integrieren. In Verbindung mit Blockchain-Technologie können ERP-Systeme dazu beitragen, interne Prozesse zu optimieren sowie Daten sicher zu teilen und nutzen.
China wird USA bald überholen
International führend bei der Entwicklung von Blockchain-Anwendungen sind derzeit die USA (29 %), China (18 %) und Australien (7 %). Innerhalb von drei bis fünf Jahren dürfte nach Meinung der Befragten China (30 %) die USA an der Spitzenposition ablösen.
Die Mehrzahl der Befragten (46 %) sieht den höchsten Mehrwert der Blockchain für die Finanzbranche – 41 Prozent erwarten dies auch für die nächsten drei bis fünf Jahre. „Damit sind nicht nur die etablierten Banken und Versicherer gemeint. Rund um Kryptowährungen und ICOs ist ein ganz neuer, sehr dynamischer Wirtschaftszweig entstanden“, erläutert Olaf Acker, Digital Services Leader bei PwC.
Weitere 14 Prozent der befragten Führungs- und Fachkräfte glauben, dass die Blockchain mittelfristig auch die Sektoren Industrielle Produktion, Energie und Gesundheitswirtschaft verändern wird. „Ihr größtes Potenzial dürfte die Blockchain über branchenweite, offene Plattformen entfalten. Vorausgesetzt, die einzelnen Unternehmen und Wettbewerber einigen sich auf gemeinsame Standards und kooperieren miteinander“, sagt Axel von Perfall, PwC Europe Blockchain Leader.
Als größte Hürden einer Blockchain-Einführung nennen die Befragten regulatorische Unsicherheiten (48 %) und fehlendes Vertrauen von Nutzern in die Technologie (45 %). Vor allem deutsche Führungs- und Fachkräfte (38 %) sehen in der Regulatorik eine Hemmschwelle, Umfrageteilnehmer in Australien (37 %) und Großbritannien (32 %) sind hier ähnlich skeptisch.
Prämissen für mehr Akzeptanz
„Die Einführung einer Blockchain ist kein reines IT-Projekt, sondern bedeutet eine Transformation des Geschäftsmodells, aller Aufgaben und Prozesse. Unternehmen sollten daher eine klare Strategie für die Blockchain und ihr gesamtes Ökosystem entwickeln – mit allen Regeln, Standards und flexiblen Entwicklungsmöglichkeiten“, so von Perfall.
Zu den vier wesentlichen Handlungsfeldern bei der Entwicklung und erfolgreichen unternehmensweiten Nutzung einer Blockchain zählen der Studie zufolge
- die Definition eines zielgerichteten strategischen Business Case,
- der Aufbau eines branchenweiten Ökosystems, welches Kooperationen auch mit Wettbewerbern ermöglicht, sowie
- die Festlegung von Regeln und Standards für die Nutzung und
- die kontinuierliche Weiterentwicklung des Systems, um neue Regularien zu erfüllen.
Methodik: An der branchenübergreifenden Umfrage zum Entwicklungsstand und Potenzial der Blockchain-Technologie in der Unternehmenswelt nahmen 600 Führungs- und Fachkräfte aus 15 Ländern teil.