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Blockchain vor dem Durchbruch: Bis 2025 ausgereift für digitale Transformation globaler Lieferketten

Ob Kryptowährungen, sichere Lieferketten oder Smart Contracts: Im Hintergrund wird immer die Blockchain-Technologie eingesetzt. Künftig könnte es deutlich mehr Anwendungen geben. Denn aktuell nutzen nur 6 Prozent der Startups hierzulande die Blockchain-Technologie. Aber jedes Vierte (27 %) plant und diskutiert derzeit den Einsatz. Laut einer Studie von Capgemini könnte die Blockchain bis 2025 allgegenwärtig sein, massenkompatibel werden und die Lieferketten weltweit stärken. Mit Hilfe von Investitionen und Partnerschaften soll die Distributed-Ledger-Technologie in der Fertigungswirtschaft sowie der Konsumgüter- und Einzelhandelsbranche vorherrschen. Die USA und Großbritannien investieren am meisten und sind auch führend in der Umsetzung.

„Die Blockchain hat das Potenzial, fast jede Branche fundamental zu verändern. Der dezentrale, sichere Ansatz führt dazu, dass wir zum Beispiel bei Finanztransaktionen ebenso wenig wie beim Vertragsabschluss eine zentrale Vertrauensinstanz brauchen – das stellt Banken ebenso wie Notare in Zukunft vor große Herausforderungen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Blockchain ermöglicht Anwendungen, die bislang nicht denkbar oder sehr teuer und fehleranfällig waren. Jedes Unternehmen sollte jetzt prüfen, wo es selbst neue Geschäftsmodelle entwickeln kann – oder wo bestehende eigene künftig obsolet werden könnten.“

Etablierte Unternehmen hinken beim Blockchain-Einsatz hinterher

Startups sind hierzulande die Schrittmacher bei der Einführung der Blockchain. In der Gesamtwirtschaft spiele die Technologie bislang kaum eine Rolle. In praktisch keinem Unternehmen ab 20 Mitarbeitern wird sie genutzt und gerade einmal 6 Prozent diskutieren oder planen einen Einsatz. Gleichwohl sagt jedes zweite deutsche Unternehmen (53 %), dass die Blockchain große Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen hat. Unter den Startups teilen sogar fast zwei Drittel (63 %) diese Einschätzung.

Auch die Bundesregierung hat die Bedeutung des Themas erkannt und erarbeitet derzeit eine Blockchain-Strategie. „Es besteht die Chance Deutschland als führende Nation für Blockchain und Distributed Ledger Technologien zu positionieren. Dazu brauchen wir mehr Experimentierfreude, gerade auch im öffentlichen Sektor“, sagt Berg. „Wir müssen die rechtlichen Hürden für innovative Blockchain-Anwendungen aus dem Weg räumen und Forschungsmittel auf diese Technologie konzentrieren. Unser Ziel muss sein, Deutschland zu einem weltweit führenden Blockchain-Standort zu machen.“

Methodik: Grundlage der Angaben sind zwei Umfragen, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden zum einen 302 IT- und Internet-Startups in Deutschland befragt.

Capgemini: Europa führt bei Umsetzung, USA bei Investition in Startups

Laut der Studie „Does blockchain hold the key to a new age of supply chain transparency and trust?“  von Capgemini soll sich die Blockchain bis 2025 in den Lieferketten durchsetzen. Derzeit setzen nur drei Prozent der Unternehmen die Technologie im größeren Maßstab ein und zehn Prozent starteten ein Pilotprojekt, ganze 87 Prozent der Befragten befinden sich nach eigenen Aussagen noch in der Anfangsphase des Blockchain-Experiments.

In Europa sind Großbritannien (22 %) und Frankreich (17 %) derzeit führend bei der Umsetzung von Blockchain, wenn es um Projekte in größerem Umfang oder über den Pilotstatus hinaus geht; Deutschland folgt mit elf Prozent.

Weltweit liegen die USA bei der Umsetzung mit 18 Prozent auf Platz 2, führend sind sie jedoch bei der Finanzierung von Blockchain-Startups: Dort wurden über eine Milliarde Dollar seit 2012 investiert, in Großbritannen sind es im Vergleichszeitraum 500 Millionen, in Deutschland 50 Millionen.

Die im Einsatz von Blockchain führenden Unternehmen sind optimistisch, dass die Technologie ihr Potenzial ausschöpfen wird, wobei über 60 Prozent glauben, dass sie schon jetzt die Zusammenarbeit mit ihren Partnern verändert. Die Studie ergab auch, dass Kosteneinsparungen (89 %), bessere Rückverfolgbarkeit (81 %) und Transparenz (79 %) die drei wichtigsten Treiber für entsprechende Investitionen sind.

Darüber hinaus ermöglicht die Blockchain eine sichere, schnellere und transparentere Bereitstellung von Informationen. Die Technologie kann auf kritische Funktionen der Lieferkette angewendet werden, von der Verfolgung der Produktion bis zur Überwachung der Nahrungskette und der Sicherstellung der Einhaltung von Vorschriften. Die in der Studie identifizierten Vorreiter werden ihre Blockchain-Investitionen in den nächsten drei Jahren um 30 Prozent steigern.

ROI: Unternehmen haben noch Bedenken

Trotz des Optimismus bei der Implementierung von Blockchain-Systemen bestehen nach wie vor Bedenken hinsichtlich einer klaren Rendite dieser Investitionen (ROI) und der Interoperabilität zwischen den Partnern in einer Lieferkette. Die Mehrheit (92 %) der Vorreiter verweist darauf, dass der ROI die größte Hürde bei der Einführung darstellt und 80 Prozent nennen die Interoperabilität mit Legacy-Systemen als große Herausforderung im Betrieb. Darüber hinaus verweisen 82 Prozent auf die Sicherheit von Transaktionen, da sie die Akzeptanz ihrer Blockchain-Anwendungen durch die Partner behindern und den Status der Blockchain als sichere Technologie untergraben.

Martin Arnoldy, Leiter Konsumgüter, Handel und Logistik bei Capgemini in Deutschland, kommentiert: „Es gibt einige wirklich spannende Anwendungsfälle auf dem Markt, die zeigen, welche Vorteile die Technologie für Lieferketten bietet, aber Blockchain ist kein Allheilmittel. Der ROI ist noch nicht messbar und Geschäftsmodelle und -prozesse müssen für die Umsetzung erst noch geschaffen werden. Über die gesamte Lieferkette hinweg sind allerdings effektive Partnerschaften erforderlich, um gemeinsam mit dem Ökosystem eines Unternehmens eine Blockchain-Strategie zu entwickeln, die in breitere Technologieeinsätze integriert ist. Nur so kann man sicherstellen, dass die Blockchain ihr Potenzial ausschöpfen kann.“

In Zusammenarbeit mit der Swinburne University of Technology in Australien fand Capgemini im Rahmen einer weiteren Studie heraus, dass die Experimente mit Blockchain im Jahr 2020 ihren Höhepunkt erreichen werden: Dann werden Unternehmen Machbarkeitsstudien in Auftrag geben und sich von Fintechs absetzen. Ausgereift wird die Blockchain-Transformation der neuen Studie zufolge 2025 sein, wenn Unternehmen die Transformation und Integration starten und Richtlinien für Datenschutz und -management festlegen.

Professor Aleks Subic, stellvertretender Rektor für Forschung und Entwicklung an der Swinburne University of Technology, ergänzt: „Unternehmen trauen der Blockchain-Technologie zu, Schlüsselfragen zu lösen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen und sie verleiht dem digitalen Ökosystem entlang der gesamten Lieferkette Glaubwürdigkeit. Wir glauben, dass die Blockchain-Technologie in naher Zukunft eine wichtige Rolle bei der digitalen Transformation der Lieferkettenkanäle für eine Vielzahl von Branchen spielen wird.“

Anwendungsfälle in der Praxis

Die Studie des Capgemini Research Institute identifizierte 24 Anwendungsfälle für Blockchain, vom Handel mit CO2-Zertifikaten über die Verwaltung von Lieferantenverträgen bis hin zur Vermeidung von Produktfälschungen. Capgemini wandte diese Anwendungsfälle auf Einzelhandels-, Fertigungs- und Konsumgüter an. Der Bericht betont, dass sich Verbraucherorganisationen insbesondere auf die Rückverfolgung und Identifizierung von Produkten konzentrieren, wobei Nestlé, Unilever und Tyson Foods mit Blockchain experimentieren.

Einzelhändler konzentrieren sich auf digitale Marktplätze und verhindern Fälschungen, Starbucks beispielweise investiert in Blockchain-Tests. Noch entscheidender sei jedoch, dass die Blockkette die Lebensmittelversorgung sicherstellen könne, indem sie Lebensmittel vom Erzeuger bis zum Verbraucher zurückverfolgt, um Kontaminationen oder Produktrückrufe abzuwenden.

Arnoldy schließt daraus: „Unsere Studie unterstreicht das Potenzial der Blockchain, zeigt aber auch, dass es derzeit nur wenige groß angelegte Implementierungen dieser Technologie und klare Grenzen für die Akzeptanz gibt. Unternehmen sollten unsere Analyse zukunftsweisender Unternehmen nutzen, um zu verstehen, wie Blockchain für sie nützlich sein kann, indem sie ihr Blockchain-Programm ausbauen und den Hype tatsächlich umsetzen.“

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