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Digitale Transformation: Es geht um mehr als Technik

Es bleibt kompliziert: Vor zehn Jahren veröffentlichte Deloitte mit den Tech Trends zum ersten Mal einen Überblick über disruptive Technologien, die Wirtschaft und Gesellschaft verändern würden. Die Visionen von damals sind längst digitale Realität, aus Tech-Trends sind erfolgreiche Geschäftsmodelle geworden. Ist die Digitalisierung also langsam abgeschlossen? Im Gegenteil: Die ökonomische Wertschöpfung verlagert sich weiter in Richtung Entwicklung. Das macht Innovation in allen Branchen noch wertvoller. Denn eigentlich sei heute jedes Unternehmen eine Tech Company, so Deloitte in den aktuellen Tech Trends.

„Wer heute bei Zukunftstrends nur Mitläufer ist, hat sich schon abhängen lassen“, sagt Jochen Fauser, Partner und Leiter Technology Advisory bei Deloitte. „Heutzutage trifft eine Vielzahl von technologischen Faktoren aufeinander. Wer vorne dabei sein will, darf diese nicht nur als Einzelthemen behandeln. Gerade in ihrem Zusammenspiel entfalten sie ihr volles Potenzial.“ Die zehnte Ausgabe der Tech Trends stellt deshalb nicht nur einzelne Technologien, sondern die ganzheitliche digitale Transformation von Unternehmen in den Mittelpunkt.

KI revolutioniert die Beziehung zwischen Mensch und Maschine

Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung sei das Thema künstliche Intelligenz. „KI wird die gesamte Wertschöpfungskette grundlegend verändern“, erklärt Peter Ratzer, Partner und Leiter Technology bei Deloitte. „Wir rechnen mit einem sprunghaften Anstieg bei der Verbreitung von KI in den kommenden eineinhalb Jahren. Sie unterstützt Unternehmen bei der Compliance, der massenhaften Individualisierung von Produkten und Services sowie der Entscheidungsfindung in unterschiedlichen Bereichen.“ Zur Wahl stehen Cloud-Modell, Paketlösung oder Open Algorithm Model. Dabei sollen rund 70 Prozent der Nutzer die entsprechenden Kapazitäten über cloudbasierte Enterprise Software beziehen und knappe zwei Drittel ihre KI-Anwendungen über ebenfalls cloudbasierte Entwickler-Services realisieren.

Ein besonderer Fokus werde dabei auf der Beziehung zwischen Mensch und Maschine liegen. Das Ziel sei eine nahtlose Kooperation von menschlichen und künstlichen Ressourcen innerhalb eines digitalen Systems. Fortgeschrittene Anwender setzen bereits verstärkt auf den Wertschöpfungs- anstelle des Kosteneinspar-Effekts und nutzen KI für ihre strategischen Ziele.

Human-centric Design stellt den Menschen in den Mittelpunkt

Intelligente Interfaces stellen eine solche spannende, neue Interaktion von Mensch und intelligenter Maschine dar. Dabei werden sogenannte Human-centric-Designtechniken, die den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen, mit den aktuellsten Technologien verknüpft. Das Ergebnis ist eine neue Qualität der Schnittstellen-Kommunikation: intuitiver, selbstlernend – und damit in der Lage, vor allem den Kunden eine neue Erlebnisqualität beim Shopping und allen Interaktionen mit Unternehmen zu bieten. Für den Einsatz intelligenter Schnittstellen gebe es zahlreiche Optionen: von der Identifikation des Offline-Verhaltens von Zielgruppen bis zu „mikro-personalisierten“ Produkten.

„Intelligente Schnittstellen sollen die Fähigkeit entwickeln, bis in das Unterbewusstsein des Kunden zu blicken. Dafür braucht es vor allem Bandbreite, die Fähigkeit zum Edge Computing sowie IoT-fähiges Equipment“, sagt Ratzer. „Und auch die Risiken wollen überlegt werden: Ethische Aspekte und Datenschutz müssen beachtet und von Anfang an mitbedacht werden.“

5G sorgt für den Anschluss an die Zukunft

Auch wenn KI und die Zukunft der Interaktion zwischen Mensch und Maschine zwei besonders spannende Vertreter der insgesamt neun Tech Trends 2019 sind, bleibe das Thema Konnektivität der entscheidende Faktor für den großflächigen Erfolg digitaler Transformation in Unternehmen. Advanced Networking mit 5G-Standard, aber auch Low-Earth-Satelliten und Edge Computing schaffen die Voraussetzungen zur Nutzung aller relevanten Möglichkeiten.

Ohne Verbindung kein Datenfluss – daher arbeiten die CIOs verstärkt an Konnektivitätsstrategien. Dem 5G-Standard kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Höhere Geschwindigkeit und geringere Latenz ermöglichen eine neue Qualität der Echtzeit-Übermittlung von Informationen. Noch in diesem Jahr, so die Studie, steht der endgültige Durchbruch zu erwarten. Bis 2020 soll es dann etwa 50 entsprechende Anbieter geben.

„Die Reise zu einer vollständig digitalisierten Welt ist in ein neues Stadium getreten. Es reicht nicht mehr, auf Entwicklungen zu reagieren. Nun gilt es, die bestehenden Möglichkeiten aktiv in konkrete Initiativen, Modelle und Strategien zu verdichten. Die ,digitale Schwelle‘ ist überschritten – wie es weitergeht, hat nun jeder selbst in der Hand“, resümiert Fauser. Genau wie im Casino sei es auch bei der digitalen Transformation eine schlechte Strategie, alles auf eine Karte zu setzen. „Erfolg versprechend ist nicht, einfach eine bestimmte Technologie voranzutreiben, sondern das passende Ökosystem zu schaffen, in dem Innovation langfristig stattfinden kann. Das ,digital mindset‘ zieht sich idealerweise durch alle Bereiche des Unternehmens.“

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