Safety first: Sechs IT-Trends, die 2019 prägen

Von Oliver Koch, Geschäftsführer der SOLCOM GmbH*.

Digitale Technologien spielen inzwischen in allen Bereichen des Lebens eine zentrale Rolle. Darum wirken sich technologische Entwicklungen auch auf Unternehmen aus allen Branchen aus. Manchmal fällt es angesichts der zahlreichen Neuerungen schwer, den Überblick zu behalten. Was sind also die wirklich entscheidenden IT-Trends in diesem Jahr?

Wenn es um die wichtigsten IT-Trends geht, handelt es sich in der Regel um mehrere unterschiedlichen und parallel zueinander verlaufenden Entwicklungen. Betrachtet man jedoch die aktuellen IT-Trends dieses Jahrs, fällt dabei ein Leitmotiv auf, das alle einzelnen wichtigen Entwicklungen miteinander verbindet: das Thema Sicherheit. Sei es der Bereich Cyber Security, Datensicherheit & Datenschutz, Planungssicherheit oder in Form von Security Tokens – Sicherheit ist das entscheidende Element bei den wichtigsten IT-Trends in 2019.

AI & ML: An der Schwelle zur Artificial General Intelligence

Machine Learning, eigentlich ein Teilbereich der Forschung zu Künstlicher Intelligenz, wird mehr und mehr zum Synonym für AI insgesamt. Insbesondere durch spezifische Methoden wie Reinforcement Learning stehen wir heute an einem Punkt, von dem aus es nur noch ein kurzer Weg zu einer Artificial General Intelligence zu sein scheint – also einer Künstlichen Intelligenz, die ähnliches vermag wie wir Menschen. Auch wenn sich diese Entwicklung bereits abzeichnet, ist es aus heutiger Perspektive nicht leicht zu sagen, wann genau die Schwelle hin zu einer menschenähnlichen Intelligenz überschritten wird.

Viel entscheidender ist jedoch, was auf dem Weg dorthin erreicht wird. Denn die Fähigkeit der Algorithmen zur Prognose von zukünftigen Entwicklungen die Erwartungen in manchen Bereichen bereits weit übertroffen. Insbesondere wenn es um Absatzprognosen und Bedarfsplanung geht, können heute Algorithmen dabei helfen, Ressourcen optimal zu allokieren und Prozesse optimal zu steuern.

Vor allem hinsichtlich des bestimmenden Themas „Sicherheit“ leisten AI und Machine Learning einen wesentlichen Beitrag: Wenn es beispielsweise um Click-Fraud oder Hackerangriffe geht, können AI-gestützte Monitoring-Systeme auffällige Muster, die auf einen Angriff oder Betrugsfälle hindeuten, erkennen und intelligent darauf reagieren. Während traditionelle Viren-Scanner erst nachträglich eine Infektion feststellen und ggf. beheben können, ist es mit AI-Sicherheitssystemen möglich, Angriffe in Echtzeit zu erkennen und zu verhindern. Industriespionage ist im digitalen Zeitalter eine Bedrohung von neuer Relevanz, die insbesondere auch kleine und mittelständische Unternehmen betrifft.

Die Blockchain und Security Tokens

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Blockchain gilt aus mehreren Gründen als relevant für die zukünftige Entwicklung im Bereich IT. Kaum ein anderes System zur Speicherung und Übertragung von Daten kann einen ähnlichen Sicherheitsgrad aufweisen. Es gibt bereits die ersten Versuche aufgrund der hohen Sicherheit das Internetprotokoll der Zukunft auf Blockchain-Basis zu entwickeln. Darüber hinaus werden in 2019 Tokens – Abkömmlinge der Kryptowährungen – als Investment-Instrument verstärkt neben andere Formen von Finanzierungsmöglichkeiten wie Börsengängen treten.

Die Initial Coin Offerings oder „ICOs“ funktionieren dabei ähnlich wie Crowdfunding-Projekte, nur dass der Anteil an einem Unternehmen in Form eines Blockchain-Tokens erworben wird. Während Coins eher wie Gutscheine funktionierten, übernehmen die Security Tokens die Funktion von Aktien. Nicht zuletzt aufgrund ihrer sicheren Architektur, auf der sie basieren, treten die Security Tokens in diesem Jahr an die Stelle der bisher verwendeten Coins und den weniger sicheren Utility Tokens. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die „Token Economy“.

Datensicherheit, Datenschutz & Passwörter

Die Meldungen über Leaks, unabsichtlich verlorene Passwörter und Datenschutz-Skandale brechen auch in diesem Jahr nicht ab. Gleichzeitig gibt es neue und strengere Regularien, die personenbezogene Daten sowie die Privatsphäre von Internetnutzern und Kunden schützen. Cyber Security wird damit sowohl zu einer wichtigen Aufgabe für die Compliance, die IT-Sicherheit und zu einem der Erfolgsfaktoren von Unternehmen insgesamt. Datenschutz, die Privatsphäre und die Sicherheit von Passwörtern prägen die Beziehung und das Vertrauen zwischen Unternehmen und Kunden in diesem Jahr maßgeblich.

Insbesondere das Thema Datensicherheit weist noch eine weitere, darüber hinausgehende Dimension auf. Denn davon betroffen sind auch Daten, die nicht personenbezogen sind. Daten in jeglicher Form stellen die Grundlage für Analytics-Projekte dar. Damit die Ergebnisse verlässlich und aussagekräftig sind, muss eine hohe Datenqualität sichergestellt werden – sprich: die Integrität, die Vollständigkeit, die Aktualität und die Korrektheit aller Daten. Der Bereich Data Engineering wurde lange unterschätzt und erfährt in 2019 eine maßgebliche Aufwertung.

Digital Twins im IoT-Umfeld

Foto: Deutsche Messe AG

Die voranschreitende Vernetzung von Dingen betrifft sowohl den privaten Raum wie beispielsweise im Bereich Smart Home aber allen voran auch die Industrie. Das Industrial Internet of Things, auch unter dem Stichwort Industrie 4.0 diskutiert, weist nach wie vor ein immenses ungenutztes Potential auf. Eine Entwicklung sorgt in diesem Jahr hier für sehr viel mehr Planungssicherheit: Digital Twins. „Digitale Zwillinge“ sind virtuelle Abbilder von realen Gegenständen, Dingen und Systemen. Vom einfachen Werkstück bis hin zu ganzen Städten – der Virtualisierung sind im Grunde keine Grenzen gesetzt.

Die digitalen Abbilder dienen dazu, Entwicklungen und Veränderungen zu simulieren und letztlich bessere Entscheidungen zu treffen. Wie wirkt sich die Stadtplanung auf die Versorgungssicherheit der Bevölkerung aus? Lässt sich die Energieversorgung neu oder besser organisieren? Welche technischen Änderungen beispielsweise in einer Turbine lohnen sich wirklich? Die komplexen Simulationen, die die Digital Twins ermöglichen, bieten nicht nur mehr Planungssicherheit, sondern führen auch zu reduzierten Kosten bei der Entwicklung neuer Produkte oder Lösungen.

Die Cloud wird zunehmend von Edge-Computing abgelöst

Im Umfeld des Internet of Things ist eine weitere prägende Entwicklung zu beobachten: Während sich in den letzten Jahren Cloud-Lösungen zunehmend zum Standard entwickelten, ist hier ein neuer Trend zu beobachten. Während die Cloud eine Art von zentralem Datenspeicher darstellt, bezeichnet im Gegensatz dazu Edge-Computing die Gegenbewegung: die Verlagerung von relevanten Daten und Datenverarbeitungsprozessen an die Ränder von Systemen („Edges“). Insbesondere sensible Daten müssen nicht mehr an einem zentralen Ort gespeichert und abgerufen werden, sondern werden direkt an Ort und Stelle erhoben, gespeichert und verarbeitet. Edge-Computing bietet damit in vielen Fällen ein sehr höheres Maß an Sicherheit und Effektivität.

Know-how und IT-Spezialisten sind der Schlüssel

Wenn es um die erfolgreiche Umsetzung und Implementierung von all den hier genannten Technologien und IT-Trends in Unternehmen geht, sind IT-Spezialisten und Experten der Schlüssel zur konkreten Realisierung. Ohne das entsprechende Know-how können die komplexen Lösungen nur schwer ihren Weg in die Praxis finden. Der Bedarf an IT-Know-how und Fachwissen im Bereich Künstliche Intelligenz wird damit auch in diesem Jahr stark wachsen und vor allem in seiner Vielfalt zunehmen. Selten zuvor waren die Bereiche, in denen IT-Fachwissen gefordert ist, fachlich so unterschiedlich und so vielfältig wie heute. Die Ansprüche an die Qualität der fachlichen Expertise wachsen darum stetig, während gleichzeitig die IT-Branche insgesamt an Bedeutung für den Erfolg von Unternehmen gewinnt.

*Über SOLCOM:  Die SOLCOM GmbH ist ein Dienstleister für die Besetzung von Engineering- und IT-Projekten mit hochqualifizierten Spezialisten. Das Unternehmen wurde 1994 gegründet, ist mit mehr als 50 Projektstandorten in über 25 Ländern aktiv und Partner global agierender Spitzenunternehmen in allen Branchen.