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E-Commerce: Online-Händler schätzen tatsächliche Kosten für Bezahlverfahren deutlich zu niedrig ein

Viele Online-Händler haben die Kosten für Bezahlverfahren nicht umfassend im Blick. Indirekte Kosten, zum Beispiel für Mahnwesen oder die Retourenabwicklung, werden häufig nicht berücksichtigt. Händler unterschätzen damit die den Zahlungsverfahren zurechenbaren Kosten zum Teil massiv.

In der Studie „Gesamtkosten von Zahlungsverfahren im deutschen E-Commerce 2019“ des Forschungsinstituts ibi research zeigt sich, dass 76 Prozent der Händler die Bezahlung per Vorkasse für ein günstiges oder sehr günstiges Verfahren halten. Vorkasse belegt damit mit weitem Abstand den ersten Platz in ihrer Einschätzung. Dahinter folgen Lastschrift und Rechnung. Betrachtet man jedoch die Gesamtkosten – also unter Einbezug aller indirekten Kostenfaktoren –, ergibt sich für den Durchschnittshändler der Studie (im sogenannten Basisfall*) ein ganz anderes Bild: paydirekt ist in der Auswertung das günstigste Verfahren vor der Sofortüberweisung und der Vorkasse. Am teuersten ist die (ungesicherte) Rechnung, bei der die indirekten Kosten im Basisfall der Studie 85 Prozent der Gesamtkosten ausmachen.

Indirekte Kosten werden meist unterschätzt

„Die aktuelle Studie bestätigt unsere Ergebnisse einer Vorgängerstudie aus dem Jahr 2014. Viele Händler bewerten die indirekten Kosten gar nicht oder deutlich zu niedrig“, berichtet Holger Seidenschwarz, Research Director bei ibi research. Das sei erstaunlich, denn diese Kostenfaktoren könnten bei einigen Verfahren das Vierfache der direkten Kosten ausmachen. Gerade bei der ungesicherten Rechnung sei das der Fall. „Einem Großteil der Befragten ist das offenbar nicht bewusst“, so Seidenschwarz weiter. Zu den indirekten Kosten zählen beispielsweise Kosten, die durch verzögerten Zahlungseingang, Zahlungsausfall und Retouren entstehen, aber auch durch nicht vollständig automatisierte Prozesse.

Individuelle Prüfung notwendig

Bei der Entscheidung über den Einsatz von Zahlungsverfahren haben Online-Händler vieles im Blick. Wichtig ist dabei zum einen die Akzeptanz des Verfahrens auf Kundenseite, zum anderen der Sicherheitsgrad der Zahlung. Die Kosten stellen nur einen weiteren, aber dennoch sehr bedeutsamen Aspekt dar.

Weil sich diese von Händler zu Händler stark unterscheiden können, sei eine individuelle Betrachtung notwendig. Dazu hat ibi research neben dem Basisfall drei beispielhafte Szenarien in die Studie integriert: der große Bekleidungsversender, der kleine Geschenkartikelversender und der Versender hochwertiger Unterhaltungselektronik. Bei der Auswertung dieser Szenarien zeigten sich teils deutliche Verschiebungen. „Die Händler sollten daher stets alle Kostenfaktoren berücksichtigen und für sich selbst bestimmen“, erklärt Seidenschwarz. Die neu erschienene Studie leiste dabei Orientierung.

*Beim Durchschnittshändler („Basisfall“) gehen pro Monat 4.839 Bestellungen mit einem Warenkorbwert von 92,09 Euro ein. Er führt interne und externe Risikoprüfungen sowie Mahn- und Inkassoverfahren durch.

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