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Automobilbranche: Digitaler Wandel setzt den Einkauf unter Zugzwang

Für die Automobilbranche ist Disruption der neue Normalzustand. Gerade die Einkaufsfunktion mit dem Chief Procurement Officer (CPO) an der Spitze muss sich auf neue Anforderungen durch die Digitalisierung einstellen. Denn der Einkauf spielt bei der Transformation eine zentrale Rolle.

„Entwicklungen in Zeiten der digitalen Transformation sind immer stärker durch Unsicherheiten geprägt. Die Zukunft der Automobilbranche muss weiter in Szenarien betrachtet werden. In jedem Fall kommt dem Einkauf dabei eine herausragende Bedeutung zu, da Materialkosten traditionell 70 bis 80 Prozent vom Umsatz ausmachen und damit auch den Unternehmensgewinn wesentlich beeinflussen“, kommentiert Dr. Nikolaus Helbig, Partner und Sourcing & Procurement Lead bei Deloitte, die Studie „Driving the Future of Procurement“ von Deloitte.

CPOs vor verschiedenen Szenarien

In Zukunft könnten sich Automobilhersteller zu Daten- und Mobilitätsmanagern entwickeln. Dafür müsse der Einkauf neue Technologien beherrschen und sowohl mit Software-Start-ups als auch mit Tech-Giganten zusammenarbeiten.

Werden OEMs hingegen zu reinen Hardware-Lieferanten, müsse sich das Procurement aus der Position des Zulieferers für Technologiekonzerne mit deren Anforderungen an Technologien beschäftigen.

Im Fall, dass statt privater Pkws künftig Flotten den Massenmarkt beherrschen, seien starkes Insourcing bisher ausgelagerter Zulieferleistungen und radikale Kosteneinsparungen im Einkauf die Folge.

Selbst wenn sich die Branche im Vergleich zu heute nicht drastisch verändere, müsse ein großer Transformationsschritt im Beschaffungswesen hin zu einer digital optimierten Lieferkette gelingen.

Je nach Szenario sei ein Umbau in unterschiedlichen Ausprägungen erforderlich, um die jeweilige Geschäftsstrategie effektiv zu unterstützen.

Quelle: Deloitte

Fünf „Must-do’s“ für Einkaufsverantwortliche

Unabhängig von den Szenarien werden einige zentrale Anforderungen auf den Einkauf zukommen:

  • Innovationskraft des Lieferantenportfolios stärken

Mit zunehmender Bedeutung von Software und digitalen Diensten im Fahrzeug müsse auch der Einkauf Produktkompetenz und Innovationskraft in diesen Bereichen beweisen und die immer wichtigere Integratorenrolle des OEM zwischen Soft- und Hardware unterstützen. Vor allem sollte ein Lieferantenportfolio mit innovationsstarken Partnern entwickelt werden, ohne aber Lieferantenqualität und die Stabilität der Lieferkette zu vernachlässigen.

  • Neue „digitale“ Einkaufsfelder auch kommerziell optimieren

Der Einkauf müsse in der Lage sein, technische Innnovationen zu erkennen, zu verstehen und auf Augenhöhe mit der eigenen Entwicklung und Lieferanten zu sprechen. Vor allem aber sei der Einkauf auch weiterhin für die kommerzielle Optimierung verantwortlich. Gerade bei „digitalisierten“ Fahrzeugkomponenten mit hohem Software- und Datenanteil sollte dies in den nächsten Jahren gelingen, um dem enormen Kostendruck der Automobilbranche gerecht zu werden.

  • Interne Prozesse digitalisieren und automatisieren

„Automate for speed“ ist die Devise: Um selbst im rauer werdenden Wind interner Performance-Anforderungen bestehen zu können, sollte die Einkaufsfunktion alle Möglichkeiten der Digitalisierung und Prozessautomatisierung ausschöpfen. Cloud-basierte IT-Systeme für den Einkauf ermöglichen hier den Einsatz moderner Analytics- und Artificial-Intelligence-Anwendungen.

  • Organisationsstrukturen auf Effizienz trimmen 

Routinetätigkeiten können durch innovative Einkaufstechnologie abgebildet oder an Shared Service Centers ausgelagert werden. Spezielles Wissen lasse sich in Centers of Excellence zusammenführen. Dies wirke sich auch auf die künftig benötigten Einkäuferstellen aus.

  • Die eigenen Mitarbeiter auf dem Transformationspfad mitnehmen 

Einerseits müssten die Einkaufsteams hinsichtlich digitaler Kompetenzen weiterentwickelt werden. In Summe werden aber Stellen wegfallen: Prozessstandardisierung, Digitalisierung und Automatisierung führen zu einem Rückgang von bis zu 35 Prozent.

„Der Einkauf der Zukunft wird radikal anders aussehen als heute. CPOs müssen jetzt die Weichen stellen, um diese Veränderung gestalten zu können. Denn wenn die Einkaufsfunktion diese Herausforderungen nicht meistert, wird der gesamten Branche die Transformation nicht gelingen“, fasst Helbig zusammen.

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