Deutschlands Unternehmen bleiben beim Thema Effizienz hinter ihren Möglichkeiten zurück. Jeder zweite Entscheider beklagt fehlende digitale Fähigkeiten, Geschäftsabläufe zu beschleunigen und so Kosten zu sparen. Fast ebenso viele nennen als Ursache die im Vergleich zum Mehrwert zu hohen Transformationskosten als Effizienzbremse.
Das sind die Ergebnisse der Studie „Potenzialanalyse Operative Effizienz“ von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut.
Seit Jahren zählt Deutschland zu den Ländern mit den höchsten Lohnstückkosten. Nach Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft belief sich der Kostennachteil der hiesigen Industrie gegenüber dem Euroraum zuletzt auf neun Prozent. Mit einem zunehmenden globalen Wettbewerb wächst so aber auch der Druck auf die Firmen, effizienter als die ausländische Konkurrenz zu arbeiten. In 50 Prozent der Unternehmen verhindern jedoch fehlende digitale Fähigkeiten die notwendige Steigerung der Effizienz. Dazu zählen beispielsweise Kenntnisse über den Einsatz Künstlicher Intelligenz oder von Robotic Process Automation sowie über das Gewinnen von Informationen aus der Analyse vieler heterogener Daten.
Je nach Branche kommen weitere Herausforderungen hinzu. Finanzdienstleister beklagen besonders die hohen Betriebskosten (62 %) und die starren gesetzlichen Vorgaben (56 %). Öffentliche Verwaltung und Versorgungsunternehmen stecken überdurchschnittlich viel Energie in Maßnahmen, um Fachkräfte zu gewinnen (58 %).
Strategien gegen digitale Überforderung
Der Faktor Mensch spielt jedoch nicht nur beim Fehlen von qualifiziertem Personal eine Rolle: 38 Prozent der Entscheider sehen eine fehlende Motivation ihrer Mitarbeiter, auch ausgelöst durch digitale Überforderung, als Hindernis auf dem Weg zu mehr operativer Effizienz an. Zum Ausgleich setzen Unternehmen auf die Förderung interner, crossfunktionaler Zusammenarbeit und geben Mitarbeitern mehr Selbstverantwortung. 37 Prozent setzen über teamorientierte Zielvereinbarungen zusätzliche Anreize.
49 Prozent verweisen allerdings auch auf die hohen Transformationskosten und den aus ihrer Sicht zu geringen Mehrwert, der sich dafür im Gegenzug ergibt. Angesichts der Corona-Pandemie, der damit einhergehenden Einbußen und geringen Budgets für Investitionen bei vielen Unternehmen dürfte sich diese Sichtweise zuletzt sogar nochmals verschärft haben.
Unternehmen sind zu technikfixiert
Frédéric Munch, Leiter von Sopra Steria Next, der Management-Consulting-Einheit von Sopra Steria, warnt vor einer verkürzten Perspektive: „Aus unserer Sicht sollten sich Unternehmen bei der Digitalisierung von ihrer reinen Technikfixierung befreien und sich auf die realen wirtschaftlichen Mehrwerte fokussieren. Investitionen in Digitalisierung sind extrem richtig. Sie sind aber Mittel zum Zweck und dienen konkreten Verbesserungen des Geschäfts und der betrieblichen Abläufe. Dazu zählen derzeit vor allem der Aufbau krisenrobuster Kundenkanäle, der Umbau von Wertschöpfungsketten und darüber hinaus die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir erwarten, dass sich diese Erkenntnis im laufenden Jahr stärker durchsetzen wird.“
Methodik: Die Studie gibt die Ergebnisse einer Befragung unter 323 Entscheidern und Führungskräften aus den Branchen Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Verwaltung und Versorgung sowie Telekommunikation und Medien wieder. Im Januar und Februar 2020 wurde danach gefragt, wie die Unternehmen und die öffentliche Verwaltung effizienter werden wollen.