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Retail 4.0: Handelsunternehmen müssen sich als „Predictive Enterprise“ aufstellen

Getrieben von einer zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche befinden sich konsumentenzentrierte Industrien, allen voran der Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie, im fundamentalen Umbruch. Neue digitale Leistungsangebote und fortgeschrittene Analytik-Methoden sorgen nicht nur für eine Reorganisation des Wettbewerbsumfelds, sie definieren die strategischen und organisatorischen Notwendigkeiten für Handelsunternehmen vollkommen neu. Etablierte Betriebsmodelle geraten dabei zunehmend unter Druck, da sie mit sich schnell ändernden Konsumentenbedürfnissen und innovativen Problemlösungen neuer und internationaler Wettbewerber nicht mehr Schritt halten können.

Quelle: BearingPoint GmbH

Dieser Strukturwandel sei nicht mehr durch partikuläre Optimierungsmaßnahmen in einzelnen, voneinander losgelösten Verbesserungs- oder Innovationsprojekten zu bewältigen – vielmehr stehe das bestehende Betriebsmodell (Operating Model) in seiner Gesamtheit auf dem Prüfstand, so BearingPoint und das IIHD Institut in ihrer neuesten Publikation, die die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Betriebsmodell von Handelsunternehmen beleuchtet und aufzeigt, wie die Entwicklung eines „Retail Operating Models 4.0“ gelingen kann.

Vom Handelsunternehmen zum „Predictive Enterprise“

„Handelsunternehmen müssen zu ‚Predictive Enterprises‘ werden, die nach erfolgter Transformation höhere Umsätze bei gleichzeitig geringeren Kosten und deutlich gesteigerter Kundenloyalität realisieren. Beispielsweise durch eine rohertragsmaximierte und individualisierte Flächenbelegung in den Filialen bei gleichzeitiger Komplexitätsreduktion von Sortimenten und Prozessen der Warenallokation“, rät Prof. Dr. Jörg Funder, Geschäftsführender Direktor IIHD Institut.

„Dabei ist jedoch zu erwarten, dass nur wenige Handelsunternehmen die Transformation erfolgreich meistern werden. Viel zu häufig fokussieren sich Unternehmen auf einzelne, isolierte Optimierungsmaßnahmen. Eine ganzheitliche Neuausrichtung aller operativen Prozesse mit einem einheitlichen Blick auf den Kunden und seine Bedürfnisse sowie einer kohärenten Ausgestaltung der dazu erforderlichen infrastrukturellen Voraussetzungen bleiben zumeist aus. In einer neuen, digitalen Welt sind jedoch genau das die erfolgskritischen Faktoren“, berichtet Kay Manke, Partner bei BearingPoint und Retail-Experte.

Betriebsmodell im Retail: 4.0: Datengetrieben und prädiktiv

Das Betriebsmodell nimmt eine zentrale Rolle ein, indem es die Strategie mit den operativen Prozessen und Aktivitäten des Unternehmens synchronisiert und damit überhaupt erst ermöglicht, Mehrwerte zu schaffen. „Es ist das Betriebsmodell, das festlegt, was ein Unternehmen tun muss, welche Fähigkeiten hierzu in welcher Funktion und Hierarchieebene benötigt werden, wie Ressourcen bereitgestellt, an welcher Stelle und wie Entscheidungen getroffen werden und welchen Verhaltensprinzipien der Zusammenarbeit man sich verpflichtet fühlt“, so Manke.

Um in einer Retail 4.0-Welt erfolgreich zu sein, benötigen Unternehmen ein datengetriebenes und prädiktives Betriebsmodell, das es erlaubt, digitale Aktivitäten schnell und ohne zusätzliche marginale Kosten zu skalieren, in neue Anwendungsfälle zu übertragen und kontinuierlich zu verbessern.

„Es gilt, Unternehmenskontexte zu schaffen, in denen einem kontinuierlichen Lernen ein hoher Stellenwert beigemessen wird, um die Kundenerfahrung in der Customer Journey zu optimieren und interne Prozesse zu verbessern. Daten über Markt, Kunden, Wettbewerber, Lieferketten und Preisgestaltung, die in und durch Handelsunternehmen erfasst, analysiert, verstanden und monetarisiert werden, sind in diesem Kontext ein entscheidender Erfolgsfaktor“, kommentiert Funder. Um Bedeutung aus diesen Daten zu generieren und mehr, schnellere und bessere Entscheidungen dezentral umzusetzen, bedarf es eines „Retail Operating Model 4.0“.

6 zentrale Prinzipien, die dabei zu beachten sind

1. Organisation. Horizontale Fähigkeiten der Daten-Sammlung, -Verarbeitung, -Analytik und der Algorithmus-Entwicklung rücken in den Fokus, die über alle Funktionsbereiche des Unternehmens Anwendung finden und es erlauben, schnell automatisiert bessere Entscheidungen zu treffen.

2. Ressourcen. Physische Ressourcen oder die Verfügbarkeit menschlicher Arbeitskraft verlieren zunehmend an Bedeutung – Daten, Informationen und immaterielle Ressourcen sind die neuen Triebfedern des Betriebsmodells.

3. Technologie und Systeme. Datengetriebene Betriebsmodelle implizieren eine grundlegend neue IT-Anwendungsstruktur und erfordern die Zerlegung von Anwendungen in überschaubare Module, die eine schnellere und zielgerichtete Entwicklung sowie Anpassung und Wartung ermöglichen.

4. Offene Netzwerke. Neue Betriebsmodelle im Handel nutzen die vielfältigen, offenen und verteilten Verbindungen zwischen Unternehmen zur Generierung von Wettbewerbsvorteilen, indem sie sich geschickt in diese offenen Netzwerke einbinden.

5. Governance. In datengetriebenen Betriebsmodellen werden insbesondere Datenschutz und Cybersicherheit zu zentralen Problembereichen. Entsprechend nehmen Rechts- und Kommunikationsabteilungen in Querschnittsprozessen der Leistungserstellung der Handelsunternehmen eine wichtige Rolle ein.

6. Innovations- und Lernkultur. Nicht mehr die Perfektion der Planung und Vorbereitung, sondern Flexibilität und schnelle Lernprozesse rücken in den Fokus. Entsprechend sind neue Betriebsmodelle im Handel darum bemüht, in funktionsübergreifenden Teams zu experimentieren, neue kundenzentrierte Lösungen zu entwickeln und deren schnelle Skalierung voranzutreiben.

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