Die Digitalisierung wurde in den letzten Jahren zwar stark forciert, aber von den meisten Unternehmen nicht ausreichend genug. So deckte die Corona-Krise viele Schwachstellen im Hinblick auf digitale Prozesse und Absatzkanäle auf. Jedes zweite Unternehmen sieht sich in puncto Einsatz von digitalen Technologien wie Künstliche Intelligenz und Robotic Process Automation erst am Anfang. Auch beim Thema Open Source, um die Datenübertragung sowie die Anbindung von Drittanbietern wie APIs zu verbessern, ist ein großer Teil der Unternehmen noch nicht sehr weit.
Dies sind aktuelle Ergebnisse der neuen Lünendonk-Studie 2020 „Digital Efficiency – Digitale Technologien als Instrument für Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen“. Die Studie wurde in fachlicher Zusammenarbeit mit Detecon und T-Systems konzipiert.
Corona befeuert Digitalisierung und Kostensenkungsprogramme
Der plötzliche Lockdown im März 2020 und der damit verbundene Verlust der meisten physischen Absatzkanäle machte in vielen Unternehmen die Unterpriorisierung der digitalen Transformation in den letzten Jahren mehr als deutlich – beispielsweise weil digitale Absatzkanäle fehlten oder nicht gut ausgebaut waren. Die Konsequenz daraus: Viele Unternehmen standen vor der Herausforderung wegbrechender Umsätze. Tatsächlich sehen 54 Prozent der befragten großen mittelständischen Unternehmen und Konzerne die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie als große oder eher große Herausforderung.
Die Befragung zwischen Februar und April 2020 erfolgte allerdings in einem Zeitfenster, in dem die Auswirkungen des Virus zwar bereits spürbar, aber noch nicht vollends absehbar waren. Die Ergebnisse hinsichtlich des Einflusses von Covid-19 auf die Unternehmen dürften daher zu einem späteren Zeitpunkt noch deutlich höher ausfallen. Doch bereits bei der seinerzeitigen Befragung zur vorliegenden Lünendonk-Studie gaben 48 Prozent der Studienteilnehmer an, bedingt durch die Covid-19-Krise die Digitalisierung nun höher zu priorisieren, als es vor der Pandemie der Fall war. 88 Prozent der Unternehmen, die Corona als Push für mehr Digitalisierung nutzen, wollen vor allem in Effizienz- und Kostensenkungsprogramme investieren.
„Gerade jetzt in einer konjunkturell historisch schwachen Phase, in der Unternehmen Kosten zurückfahren müssen, erkennen viele Manager erst das volle Potenzial digitaler Technologien. Die Corona-Krise war und ist somit ein Katalysator für die Digitalisierung“, erläutert Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder und Autor der Studie.
„Allerdings zeigt sich auch, dass viele Unternehmen der Entwicklung nun hinterherlaufen – vor allem weil Unternehmen mit bereits digitalen Geschäftsmodellen und einer hohen Automatisierung vom Start des Lockdowns weg massiv profitieren und Wettbewerbsvorteile erzielen konnten.“
Für einen Großteil der Unternehmen heiße es nun, die digitale Transformation in einer hohen Geschwindigkeit voranzutreiben. Hinsichtlich notwendiger Investitionen, fehlender Fachkräfte und Remote-Working ist das wiederum sehr herausfordernd. Tatsächlich gaben nur 36 Prozent der befragten Manager an, dass ihre Unternehmen über die notwendigen Skills zur digitalen Transformation verfügen.
Fokus liegt auf Digital Efficiency und Digital Experience
Effizienzsteigerungen sollen vor allem durch mehr Automatisierung, eine höhere Produktivität und die Vermeidung von Doppelarbeiten und Fehlern bei der Ausführung von Tätigkeiten erreicht werden. Zwei Drittel der Studienteilnehmer gaben an, künftig die Beschleunigung der Prozesse vor allem durch mehr Digitalisierung zu erreichen. Insbesondere die Unternehmen, die in den letzten fünf Jahren die definierten Performanceziele nicht erreicht haben, gewichten nun ihre Prioritäten zur Effizienzsteigerung in fast allen Bereichen deutlich stärker als jene, die ihre Ziele erreichen konnten. So setzen sich 71 Prozent der „Low Performer“ aktuell mit digitalen Technologien wie KI, RPA und Cloud sehr stark oder stark auseinander, um die Prozessgeschwindigkeit zu erhöhen.
Die Planungen der Unternehmen hinsichtlich Effizienzsteigerungen drücken sich auch in den Investitionsplänen aus. Demnach legen 74 Prozent der befragten Unternehmen einen sehr großen bis großen Fokus auf die Verbesserung ihrer Operational Excellence, um die Produktivität durch mehr Automatisierung zu verbessern. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der IT-Modernisierung (62%) sowie der Entwicklung von Innovationen und neuen Geschäftsmodellen (59%).
Die Studienergebnisse zeigen, dass Unternehmen mit Effizienzsteigerungen nicht nur Kostensenkungen erreichen, sondern auch die Customer Experience verbessern wollen. Tatsächlich zeigen viele Beispiele erfolgreicher digitaler Plattform-Anbieter, wie sich durch Automatisierung, Data Insights und End-to-End-Prozesse eine hochwertige Customer Experience entlang digitaler Kunden-Touchpoints aufbauen lässt. 54 Prozent der befragten Unternehmen wollen demnach in den kommenden Monaten sehr stark bis stark in die Verbesserung der Customer Experience investieren.
Erfolge von Digital Efficiency in der Vergangenheit
74 Prozent der Unternehmen, die digitale Technologien zur Effizienzsteigerung in den vergangenen zwei Jahren bereits einsetzten, verzeichneten positive Effekte auf die Durchlaufzeiten von Prozessen. Bei 60 Prozent der Unternehmen führte die Digitalisierung darüber hinaus zu Kostensenkungen. Digital-Efficiency-Technologien wie Cloud, Process Mining und Künstliche Intelligenz sind jedoch keine reinen Effizienz- und Kostensenkungstreiber. Durch ihren Einsatz konnten 61 Prozent der Unternehmen eine höhere Kundenzufriedenheit erreichen und 54 Prozent sogar eine Verbesserung der Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen.