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Nutzung von Cloud-Computing steigt im Corona-Jahr

Im Corona-Jahr 2020 hat die Nutzung von Cloud-Computing noch einmal deutlich angezogen. 8 von 10 Unternehmen nutzen inzwischen Rechenleistung aus der Cloud – im Vorjahr waren es erst 76 Prozent, vor fünf Jahren lag der Anteil sogar erst bei 65 Prozent. Weitere 15 Prozent der Unternehmen diskutieren aktuell über den Cloud-Einsatz oder haben ihn bereits fest geplant. Nur noch 3 Prozent sagen, dass die Cloud auch weiterhin kein Thema für sie ist.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research im Auftrag der KPMG AG unter 556 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland. „In der Corona-Pandemie haben noch einmal viele Unternehmen die Vorteile von Cloud-Anwendungen erkannt, die ein problemloses Arbeiten aus dem Homeoffice ermöglichen. Dazu kommt wie in den Vorjahren die verstärkte Digitalisierung in vielen Unternehmen, die den Bedarf nach skalierbaren IT-Anwendungen, wie sie die Cloud bietet, antreibt“, sagt Lukas Gentemann, Senior Research Consultant bei der Bitkom Research.

Cloud-Computing bezeichnet aus Sicht der anwendenden Unternehmen die bedarfsgerechte Nutzung von IT-Leistungen wie beispielsweise Software, Speicherplatz oder Rechenleistung über Datennetze. Das Datennetz kann ein unternehmens- bzw. organisationsinternes Intranet (Private-Cloud-Computing) oder das öffentliche Internet (Public-Cloud-Computing) sein. So nutzten im vergangenen Jahr fast zwei Drittel der Unternehmen (63 %; Vorjahr: 58 %) Private-Cloud-Anwendungen, rund die Hälfte (46 %; Vorjahr: 38 %) setzten auf Public-Cloud-Lösungen.

Jedes vierte Großunternehmen verfolgt Cloud-Only-Strategie

Schon 2025 wollen die bestehenden Cloud-Nutzer im Durchschnitt rund die Hälfte (52 %) ihrer Anwendungen aus der Cloud betreiben, unter Großunternehmen ab 2.000 Beschäftigten sind es sogar drei Viertel (74 %) aller Anwendungen. Rund jeder dritte Cloud-Nutzer (31 %) verfolgt aktuell eine Cloud-First-Strategie, bei der Cloud-Lösungen den Vorrang vor Alternativen haben. 5 Prozent setzen sogar auf eine Cloud-Only-Strategie, mit dem Ziel, alle Systeme langfristig in die Cloud zu migrieren. Unter den Großunternehmen ab 2.000 Beschäftigten hat die Hälfte (52 %) eine Cloud-First-Strategie, sogar jedes Vierte (25 %) eine Cloud-Only-Strategie.

„Die Zukunft der produktiven Anwendungen in den Unternehmen liegt in der Cloud. Großunternehmen verfolgen diesen Transformationsprozess mit deutlich höherer Geschwindigkeit“, sagt Peter Heidkamp, Head of Technology Center of Excellence bei KPMG. „Gerade innovative Mittelständler sollten hier ganz genau hinschauen und das eigene Tempo erhöhen.“

Cloud-Computing gewinnt immer stärkeren Einfluss auf das Geschäftsmodell und den Geschäftserfolg von Unternehmen. 9 von 10 Cloud-Nutzern (88 %) sehen im Cloud-Einsatz einen großen Beitrag zur Digitalisierung des Unternehmens insgesamt. Im Vorjahr lag der Anteil mit 77 Prozent noch deutlich darunter. Für die Digitalisierung interner Prozesse sagen dies 80 Prozent (Vorjahr: 69 %) und rund die Hälfte (48 %) gibt an, dass Cloud-Computing einen großen Beitrag für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle leistet (Vorjahr: 38 %).

„Der Einsatz von Cloud-Computing macht aus einem Unternehmen nicht automatisch ein digitales Unternehmen. Cloud-Lösungen können aber den Digitalisierungprozess in den Unternehmen vorantreiben – auf allen Ebenen“, so Gentemann. „Die gewachsene Bedeutung des Cloud-Computing ist zudem sicherlich auch ein Corona-Effekt. In den Unternehmen, die Cloud-Computing nutzen, hat sich in der Pandemie gezeigt, dass die Cloud eine Kerntechnologie der Digitalisierung ist.“

Leistungsfähigkeit und Sicherheit zählen bei Anbieter-Auswahl

Wichtigste Kriterien bei der Auswahl eines Cloud-Dienstleisters sind für die Cloud-Nutzer und diejenigen, die den Einsatz planen oder darüber diskutieren, die Leistungsfähigkeit und Stabilität der Systeme (89 %) sowie Vertrauen in die Sicherheit und Compliance des Cloud-Providers (86 %). Drei Viertel (75 %) achten darauf, dass die Rechenzentren im Rechtsgebiet der EU stehen. Mit deutlichem Abstand dahinter folgen Kriterien, die jeweils für rund die Hälfte der Unternehmen wichtig sind: Unabhängigkeit bzw. Offenheit des Cloud-Providers (54 %), die Innovationskraft der digitalen Werkzeuge aus der Cloud (53 %) und die Interoperabilität der Lösungen verschiedener Anbieter (51 %).

„Die Leistungsfähigkeit des Angebots ist bei der Auswahl ebenso wichtig wie Datensicherheit und die Einhaltung der bestehenden Datenschutz-Vorschriften“, sagt Gentemann.

Public-Cloud ermöglicht einfachen Zugang zu neuen Technologien

Bei denjenigen, die eine Public-Cloud nutzen, es planen oder darüber diskutieren, gewinnen Standardanwendungen im Corona-Jahr deutlich an Bedeutung. So setzen 41 Prozent Office- bzw. Collaboration-Anwendungen aus der Cloud ein, im Vorjahr waren es erst 34 Prozent. Weitere 45 Prozent planen dies (Vorjahr: 41 %).

Noch deutlicher zugelegt haben E-Commerce-Anwendungen aus der Public-Cloud: Die Nutzung ist von 24 Prozent auf 38 Prozent gestiegen, der Anteil der Planenden geht leicht von 30 Prozent auf 27 Prozent zurück. ERP-Anwendungen nutzen 40 Prozent (Vorjahr: 36 %), 31 Prozent planen dies (Vorjahr: 27 %). CRM-Anwendungen setzen 37 Prozent aus der Public-Cloud ein, im Vorjahr waren es erst 26 Prozent. 40 Prozent planen dies aktuell (Vorjahr: 35 %). Und HR-Anwendungen konnten ebenfalls leicht zulegen, von 23 Prozent auf 28 Prozent bei der Nutzung und von 38 Prozent auf 43 Prozent bei der Planung und Diskussion.

Die Public-Cloud ist für Unternehmen häufig auch ein kostengünstiger und einfacher Zugang zu neuen Technologien. Von denjenigen, die Public-Cloud-Lösungen nutzen, dies planen oder darüber diskutieren, setzen 3 von 10 (29 %) IoT- bzw. Industrie-4.0-Anwendungen ein, 36 Prozent planen dies. Data-Lake-Anwendungen werden von jedem vierten dieser Unternehmen (26 %) genutzt, bei 40 Prozent ist das in Planung.

Immerhin jedes Achte (13 %) greift auf Anwendungen zur Spracherkennung in der Public-Cloud zu und jedes Dritte (36 %) hat dies für die Zukunft vor. Allgemeine KI-Anwendungen liegen mit 10 Prozent Nutzung und 24 Prozent Planung etwas dahinter. Nur eine relativ kleine Minderheit greift über die Public-Cloud auf Blockchain-Anwendungen zu: 3 Prozent tun dies, 7 Prozent planen oder diskutieren dies.

Im Vergleich zum Vorjahr liegt trotz der Pandemie das Budget für die Public-Cloud in den Unternehmen, die entsprechende Lösungen einsetzen, unverändert bei einem Fünftel (20 %) des gesamten IT-Budgets.

Rechtliche Unsicherheiten bremsen Cloud-Wachstum

Unternehmen, die bislang auf den Einsatz von Public-Cloud-Lösungen verzichten, haben vor allem Sorge vor einem unberechtigten Zugriff auf sensible Unternehmensdaten. Drei Viertel nennen dies als Grund für ihre Zurückhaltung. Kurz dahinter liegen mit 67 Prozent Unklarheiten hinsichtlich der Rechtslage. Im Vorjahr gaben dies erst 60 Prozent an, vor zwei Jahren sogar nur 51 Prozent.

Aktuell sagen zudem jeweils 6 von 10 Unternehmen (60 %), die keine Public-Cloud nutzen, dass rechtliche und regulatorische Bedingungen dagegensprechen, dass Bedenken wegen Hardware-Schwachstellen wie Spectre und Meltdown sie davon abhalten oder dass sie den Verlust von Daten befürchten. 4 von 10 (41 %) beklagen fehlende Kostentransparenz und Kostenplanbarkeit und 38 Prozent fehlt es an der Möglichkeit, eigene Audits durchzuführen.

„Die Nutzung der Public-Cloud erfordert eine gute Planung und ein entsprechendes Sicherheitskonzept. Cloud-Provider sind absolute Sicherheitsprofis, die entsprechende Fachleute beschäftigen, um die Daten und Anwendungen ihrer Kunden bestmöglich abzusichern“, so Heidkamp. „Die europäische Gaia-X-Initiative ist zudem ein Baustein, um mit einheitlichen Standards und rechtssicheren Vorgaben auch mehr Vertrauen bei Cloud-Anwendungen zu schaffen.“

So hat die Hälfte aller Unternehmen (51 %) innerhalb von zwölf Monaten festgestellt, dass Beschäftigte unautorisiert Public-Cloud-Dienste verwendet haben. Drei Viertel von ihnen (74 %) haben in der Folge Alternativen angeboten, 14 Prozent haben die bislang unautorisiert genutzten Dienste in das Unternehmens-Angebot integriert. Jedes Vierte (25 %) hat aber auch den Zugriff auf diese Public-Cloud-Dienste gesperrt. Rund jedes Fünfte (18 %) hat Beschäftigte zum Thema Schatten-IT geschult.

Die rechtlichen Vorgaben machen Unternehmen zunehmend das Leben schwer, die Public-Cloud-Lösungen einsetzen. Aktuell geben 53 Prozent der Public-Cloud-Nutzer an, dass sie bei der Integration der Public-Cloud-Lösungen in die bestehende IT-Infrastruktur Schwierigkeiten bei der Umsetzung ihrer Compliance-Anforderungen hatten. Im Vorjahr waren es erst 41 Prozent, vor zwei Jahren sogar nur 29 Prozent. Und unter den Unternehmen, die Cloud-Anwendungen nutzen, es planen oder darüber diskutieren, sagen mehr als die Hälfte (58 %), dass das Urteil des Europäischen Gerichtshofes bezüglich des Privacy-Shield-Abkommens und der internationalen Datentransfers („Schrems II“) Auswirkungen auf ihre Cloud-Strategie hat.

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