Vorurteile über die Generation Y mischen sich mit den Sorgen der Arbeitgeber, in einer alternden Gesellschaft keine qualifizierten Nachwuchskräfte mehr zu finden. Auf was sich Arbeitgeber wirklich einstellen müssen, zeigt eine aktuelle Kienbaum-Studie. Dazu wurden rund 600 Hochschulabsolventen zu ihren Zielen, Wertvorstellungen und Erwartungen für das Arbeitsleben befragt. Die Ergebnisse zeigen: Die Generation Y präsentiert sich heterogen und setzt sich aus vier verschiedenen Typen zusammen: Den Erlebnisorientierten, den Ambitionierten, den Orientierungssuchenden und den klassisch Karriereorientierten
Karriereorientierte und Ambitionierte gehören danach zu den Berufseinsteigern, bei denen Arbeitgeber mit klassischen Karriereangeboten punkten können: Für sie hat Karriere und beruflicher Erfolg nach wie vor einen hohen Stellenwert, der Leistungswille ist sehr ausgeprägt. Beide Typen eigenen sich auch für führende Rollen. Sie machen rund 58 Prozent der aktuellen Absolventen aus. Erlebnisorientierte (29 Prozent) und Orientierungssuchende (13 Prozent) gehören dagegen zu den Berufseinsteigern, für die die Erwerbstätigkeit derzeit keinen großen Stellenwert in der Lebensplanung einräumt und die keine Führungsposition anstreben. Die Studie zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Typen auf und gibt Empfehlungen, was Unternehmen zur bestmöglichen Ansprache und Förderung der vier Typen tun können.
Karriereorientierte wollen vor allem beruflichen Erfolg
Die Gruppe der Karriereorientierten (20 Prozent) weist eine hohe Übereinstimmung zum klassischen Bild des ehrgeizigen Berufseinsteigers auf: Das wichtigste Ziel im Leben sind Karriere und Erfolg. Familie, Freunde und Gesundheit haben für den Karriereorientierten zwar auch eine hohe Bedeutung, dennoch hat für ihn die berufliche Weiterentwicklung höchste Priorität. Sein Traum: Eine gut bezahlte Stelle als Führungskraft. Auf dem Weg nach oben motivieren ihn regelmäßiges Lob und Anerkennung von seinem Vorgesetzten. In dieser Gruppe gibt es deutlich mehr Männer als Frauen. Insgesamt zählt jeder fünfte Befragte dazu.
Ambitionierte wollen Karriere und Leben
Erlebnisorientierte wollen Abwechslung und Harmonie
Orientierungssuchende wollen keine Verantwortung in der Arbeit
„Die Ergebnisse zeigen, dass Arbeitgeber differenzierte Aussagen über ihre Leistungen und Inhalte parat haben sollten“, so Prof. Dr. Julia Frohne, die Leiterin der Studie und Akademische Direktorin des Kienbaum Institut@ISM. „Sinnvoll ist, wenn Unternehmen sich Gedanken machen, welche Absolventen zu ihnen passen und welche Bestandteile ihres Angebotes sie ihnen gegenüber hervorheben wollen. Das sind je nach Typus unterschiedliche Themen, beispielsweise Karrieremöglichkeiten, Arbeitsklima, Eigenverantwortung oder Abwechslung.“
So kann zum Beispiel gerade der Orientierungssuchende ein interessanter Kandidat für Arbeitgeber mit umfangreichen Traineeprogrammen sein, die es ermöglichen, zunächst viele verschiedene Unternehmensbereiche kennenzulernen. Karriereorientierte sind interessant für internationale Konzerne sowie Berufe mit Schichtarbeit oder hoher Reisetätigkeit, da diese bereit sind, für die Karriere auch Abstriche im Privatleben zu machen. Erlebnisorientierte dürften sich in dynamischen Märkten und bei Start-ups wohlfühlen. Tröstlich für Arbeitgeber ist aber auch, dass die größte Gruppe, immerhin jeder vierte Absolvent, nach wie vor eine hohe Motivation mitbringt, Karriere und Familie miteinander zu vereinbaren und sich damit für nahezu alle Branchen und Geschäftsbereiche eignet.
Die Studie „Absolventen 2015 unter die Lupe genommen: Ziele, Wertvorstellungen und Karriereorientierung der Generation Y“ wurde im November 2014 durchgeführt. Dafür wurden 601 Studierende unterschiedlicher Studiengänge befragt.