Wer in der Supply Chain eng mit anderen Unternehmen zusammenarbeitet und mit ihnen gemeinsam Abläufe optimiert, verschafft sich entscheidende Wettbewerbsvorteile. Diese Ansicht teilen vier von fünf Außenhandels- und Logistikexperten (82,6 %), wie eine Studie von AEB und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart mit 319 Befragten ergeben hat.
Die Experten erwarten sich als Ergebnis einer Kollaboration in erster Linie optimierte Prozesse (87,3 %). Für wahrscheinlich hält die große Mehrheit außerdem einen Gewinn an Know-how und beschleunigte Abläufe entlang der Supply Chain (83,7 bzw. 81,3 %).
Welche zeitlichen und finanziellen Vorteile Kollaboration den Unternehmen tatsächlich bringt, zeigt die Studie ebenfalls: Am häufigsten können die Befragten durch Supply Chain Collaboration Transportkosten senken (31,7 %), außerdem verkürzen Unternehmen dadurch Durchlaufzeiten und reduzieren Verzögerungen bei Kundenbelieferungen (27,9 bzw. 24,5 %).
„An den Ergebnissen werden zum Beispiel beim Faktor Geschwindigkeit noch deutliche Differenzen zwischen erwarteten und tatsächlich erzielten Vorteilen durch Kollaboration sichtbar“, sagt Professor Dirk Hartel, Studiengangsleiter für BWL-Dienstleistungsmanagement an der DHBW und Co-Autor der Studie. „Die Unternehmen erkennen also die Vorteile von Kollaboration in der Supply Chain. Viele schöpfen aber das Potenzial noch nicht voll aus.“
Für mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer ist Kollaboration mit Kunden und Lieferanten in ihren Unternehmen mittlerweile Realität (57 bzw. 55,4 %). Zudem findet eine derartige Zusammenarbeit auch häufig mit Spediteuren und Logistikdienstleistern statt.
Der Transport ist der wichtigste Bereich für Kollaboration
45 Prozent der Befragten arbeiten beim Transport schon eng mit Partnern zusammen, 26 Prozent planen dies. Auch bei Beständen, Forecasting sowie Order- und Kapazitätsmanagement kollaborieren 30 bis 40 Prozent der Befragten mit anderen Firmen.
Unternehmen nutzen zur Kollaboration am häufigsten IT-Plattformen (58,5 %) oder einigen sich auf Branchenstandards (56,9 %). Wer bereits auf diese oder eine andere Weise mit Partnern eng
zusammenarbeit, beurteilt Supply Chain Collaboration sogar noch häufiger als Wettbewerbsvorteil (87,2 %) als der Durchschnitt.
„Die Praxiserfahrungen mit Supply Chain Collaboration sind offenbar weitgehend positiv“, sagt Dr. Ulrich Lison, Mitglied der Geschäftsleitung von AEB und ebenfalls Co-Autor der Studie. „Gleichzeitig sehen die Unternehmen aber auch Risiken darin, sich anderen im Zuge einer derartigen zu öffnen.“
Am häufigsten befürchten die Befragten den Kontrollverlust über Daten und unklare Zuständigkeiten (71,1 % bzw. 70,6 %). Jeder Vierte hält solche Probleme sogar für sehr wahrscheinlich. Ein weiterer häufig genannter Einwand gegenüber Kollaboration sind Bedenken wegen möglicher kultureller Differenzen, die zwischen den Beteiligten zu Problemen führen können (58,9 %).
Gut die Hälfte der Befragten fürchtet zudem, dass die enge Zusammenarbeit nicht für beide Seiten gleichermaßen Gewinn abwirft (53,9 %).