Ohne IT geht in der Logistik so gut wie nichts mehr. Die CeMAT in Hannover, die Weltleitmesse für Intralogistik und Supply Chain Management, widmet deshalb der „Logistic IT“ erstmals einen eigenen Ausstellungsbereich. Im Fokus stehen Logistiksoftware mit Cloud-Anbindung sowie integrierte Systeme für Automatisierungsprozesse.
Sich selbst steuernde Prozesse, vernetzte Behälter und Transportsysteme, intelligente Lager – Logistik 4.0 bietet neuartige Lösungen in der Logistik und Intralogistik, die auf der CeMAT unter dem Leitthema „Smart Supply Chain Solutions“ von über 1000 Ausstellern aus aller Welt präsentiert werden. Das Spektrum umfasst sämtliche Produkte und Services für eine zukunftsfähige und vernetzte Logistik: Dazu zählen sowohl halb- als auch vollautomatisierte Lagerlösungen, autonome Geräte, innovative Flurförderzeuge, neue Regalsysteme, kollaborative Roboter oder IT-Systeme. Die CeMAT findet vom 31. Mai bis 3. Juni 2016 statt.
Das Lager wird smarter
„Ohne intelligente oder smarte IT-Lösungen ist die Logistik nicht mehr denkbar. IT ist der Innovationstreiber, und das mobile Internet und die Einbeziehung jedes Endanwenders in der Prozesskette schaffen völlig neuartige Möglichkeiten“, sagt Dr. Andreas Gruchow, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG in Hannover.
Beispielsweise erobern Apps die Intralogistik: Smartphones und Tablets halten Einzug in Lager- und Kommissionierbereichen und unterstützen dabei unterschiedlichste Prozessabläufe, auch bei der Dokumentation des Palettentauschs. So dokumentiert die vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML gemeinsam mit der European Pallet Association (EPAL) entwickelte App „PalletCheck Express“ den Palettentausch und hilft so, Kosten zu sparen. Denn bisher müssen Paletten manuell erfasst und quittiert werden, falls der Tausch dokumentiert werden soll. Die App automatisiert diese Vorgänge und spart damit Zeit. Außerdem sorgt eine genaue Dokumentation dafür, dass Anwender weniger Paletten abschreiben müssen.
Die App funktioniert auf jedem handelsüblichen Smartphone. Der Benutzer macht einfach ein Foto von einem Palettenstapel, die App zählt die Paletten, erstellt ein Tauschdokument und versendet dieses automatisch per E-Mail. Darin enthalten sind neben der exakten Anzahl der Paletten Ort und Zeit des betreffenden Tauschvorgangs. Die Fotos vermitteln dabei einen zuverlässigen Eindruck von der Qualität der Paletten. So ist der Tausch schnell, einfach und verlässlich dokumentiert. Eine Palette im Monat einzusparen, soll demnach bereits ausreichen, um die Kosten für die App (6,90 pro Monat) einzusparen.
Von Big Data zu Big Value – auch im Mittelstand
Künftig werden alle Behälter oder Ladungsträger und Transportmittel sowie das Transportgut selbst mit Intelligenz ausgestattet sein. Durch die Vernetzung in der Industrie 4.0, basierend auf dem Internet der Dinge und cyber-physischen Systemen (CPS) sowie den traditionellen IT-Systemen der Logistik wie Warehouse-Management-Systemen (WMS) können Prozesse hochflexibel gestaltet und überwacht werden. „Geschwindigkeit, Präzision, Flexibilität und Verfügbarkeit sind entscheidende Wettbewerbsfaktoren in der Abwicklung logistischer Prozesse. Grundlage dafür ist die Digitalisierung, die der Branche einen weiteren positiven Schub geben wird“, so Dr. Gruchow. Der Mehrwehrt liege vor allem in der Verbesserung der Sichtbarkeit über den Material- und Informationsfluss. Und Engpässe in Vorgängen und Materialbewegungen können einfacher aufgedeckt und Transporte neu und besser geplant werden.
Dabei macht die Digitalisierung auch vor kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) nicht halt. „Etwa unter Verwendung von Cloud-Lösungen werden für KMU Anwendungsfelder interessant, die es früher so nicht gab. Beispielsweise braucht man heute keine riesigen ERP-Systeme mehr, um seine Logistikprozesse verwalten und optimieren zu können. Man nutzt die Tools aus der Cloud, die tatsächlich benötigt werden – und bezahlt auch nur für diese“, erklärt Stefan Stroh, Partner Strategy& der Strategieberatung von PwC.
Kleinere Unternehmen profitieren von der Verkürzung von Lieferzeiten oder vom Anbieten von Value Added Services. „Unter dem Strich geht es für Unternehmen jeder Größe allerdings vor allem darum, wie schnell sie sich in ihren Innovationszyklen anpassen und auf die sich bietenden Chancen reagieren können“, so Stroh.
Software ist Differenzierungsmerkmal
Schlüssel zum Erfolg sind Analyse und Verwertung der wachsenden Datenmengen. Denn damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten oder Geschäftsmodelle – und so werden Staplerhersteller auch zu Softwarespezialisten. „Durch den boomenden E-Commerce ergeben sich auf Kundenseite neue Anforderungen“, erklärt Dr. Henry Puhl, Vorsitzender der Geschäftsführung des Staplerherstellers Still aus Hamburg. „Die Sendungsgrößen beispielsweise werden durch die Variantenvielfalt der Produkte immer kleiner und dadurch kommen immer kurzfristigere Saisonalitäten mit starken Mengenschwankungen ins Spiel.“ Dieser Entwicklung müsse man mit den Intralogistiklösungen Rechnung tragen und individuellere Produkte zu kleineren Stückzahlen anbieten.
In der heutigen Zeit reiche es nicht mehr aus, dem Kunden einen Stapler zu verkaufen, mit dem er seine Waren von A nach B transportieren kann. Es sei viel wichtiger, ihm eine intelligente und flexible Steuerung seiner Logistikprozesse zu ermöglichen, damit diese noch schneller, einfacher und kostensparender abgebildet werden können. Hierbei ist das Zusammenspiel von Gabelstaplern und Lagertechnik, Software, Dienstleistungen und Service entscheidend.
Fazit des Intralogistikers Beumer: „Ich bin mir sicher, dass die CeMAT ein Bewusstsein für die aktuellen Intralogistik-Trends schafft und Potenziale aufzeigt. Der Schwerpunkt IT stellt die Schnittstelle zwischen allen Bereichen der Logistik dar. Die Software steht über allen Einheiten und vernetzt sie. Für IT-Experten ist die CeMAT damit ebenso ein Muss wie für Produktionsleiter und Geschäftsführer weltweit. Sie können sich einen Komplettüberblick über den Markt verschaffen und die Bausteine der Fabriken und Logistikketten von morgen entdecken“, sagte Dr. Christoph Beumer, Vorsitzender des CeMAT-Präsidiums und Geschäftsführender Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung der Beumer Group GmbH & Co. KG aus Beckum.