Unternehmen nehmen die Dritte Plattform, die auf Cloud, Mobile, Big Data/Analytics und Social-Media-Technologien basiert, an und durchlaufen auf breiter Front eine digitale Transformation (DX). IDC erwartet in den Prognosen für die ITK-Branche für das Jahr 2017 und darüber hinaus, dass diese digitale Transformation innerhalb der kommenden drei bis vier Jahre ein makroökonomisches Niveau erreichen wird. Die Art, wie Unternehmen arbeiten und die Weltwirtschaft werden sich damit verändern. Das sei der Beginn der „DX Economy“.
„Wir stehen am einem Wendepunkt“, so Frank Gens, Senior Vice President und Chief Analyst von IDC. „Die Anstrengungen im Bereich der digitalen Transformation verändern ihre Qualität. Aus Projekten oder Initiativen wird eine strategische Notwendigkeit für das Business. Jedes Unternehmen, das wachsen will, muss unabhängig von Alter oder Branche zum ‚Digital Native‘ werden. Und das in der Art, wie Führungskräfte und Mitarbeiter denken; bei der Frage, was produziert wird und wie das Unternehmen funktionieren. Zugleich werden die Technologien der Dritten Plattform viel schneller als allgemein erwartet von den Unternehmen übernommen, auch die digitale Transformation schreitet schneller voran als angenommen. Die frühen Wettbewerbsvorteile können von denjenigen Unternehmen realisiert werden, die mit der aufkommenden DX-Economy Schritt halten.“
Ein genauerer Blick auf die Top 10 der Prognosen
- Bis 2020 wird bei der Hälfte der Global-2000-Unternehmen der größte Teil des Geschäfts davon abhängen, ob sie digital erweiterte Produkte, Service und Erfahrungen schaffen können. Bei den Branchenführern entfällt das schnellste Umsatzwachstum auf Produkte und Services, die auf Informationen basieren. Um die Entwicklung dieser Produkte und Dienstleistungen zu ermöglichen, werden die weltweiten Investitionen in DX-Initiativen bis 2019 auf 2,2 Billionen US-Dollar steigen. Das entspricht einem Zuwachs von fast 60 Prozent im Vergleich zum Jahr 2016.
- Bis 2019 werden die Technologien und Services der Dritten Plattform fast 75 Prozent der IT-Ausgaben auf sich vereinen und damit doppelt so schnell wachsen wie der IT-Gesamtmarkt. Im Vergleich zur Prognose aus dem vergangenen Jahr stellt dieses eine signifikante Steigerung dar. 2015 erwartete IDC, dass die Technologien der Dritten Plattform bis zum Jahr 2020 für über 60 Prozent der IT-Ausgaben verantwortlich zeichnen. Die Investitionen werden durch die weitere Evolution der Kerntechnologien der Dritten Plattform befeuert sowie von der schnellen Akzeptanz der Innovationsbeschleuniger wie etwa kognitive Systeme, künstliche Intelligenz (KI), Augumented Reality/Virtual Reality (AR/VR) und Security der nächsten Generation.
- Bis 2020 werden 67 Prozent der Aufwendungen für IT-Infrastruktur und Software in Cloud-basierende Angebote gehen. Die heutige „Cloud First“-Strategie ist dabei, sich hin zu einer „Cloud Only“-Strategie zu entwickeln. Hinter diesem Wandel steht, dass fast jedes Unternehmen durch innovative Services zum Cloud-Service-Provider für den eigenen Markt wird. Die Cloud-Fähigkeit ist damit nicht länger ein reines IT-Thema mehr, sondern ein wesentliches Element der Business Operations. Eine ebenso wichtige Rolle dabei spielt die Veränderung der Cloud. Sie wird verteilter, vertrauenswürdiger, intelligenter, branchenorientierter, vermehrt durch den Channel vertrieben und unterstützt sowie konzentrierter. Bis 2020 werden die Top 5 der Iaas/PaaS-Anbieter mindestens 75 Prozent Marktanteil auf sich vereinen.
- Bis 2019 werden 40 Prozent aller Initiativen im Bereich digitale Transformation und 100 Prozent aller effektiven IoT-Engagements durch kognitive Systeme und KI unterstützt. Die Datenflut, die durch IoT-Geräte und DX-Initiativen erzeugt wird, hat ohne KI-Technologien nur eingeschränkten Nutzen. Durch den Einsatz von KI erst könnten wichtige Erkenntnisse aus diesen Daten gewonnen werden. Bis 2018 werden 75 Prozent der Entwickler-Teams kognitive Funktionen und KI in einer oder mehreren Anwendungen nutzen. Mit der zunehmenden Verbreitung dieser Technologien in der Entwicklung stehen die Fahnen auf Sturm: Im „Krieg der KI-Plattformen“ kämpfen die konkurrierenden Cloud-Megaplattformen – darunter Amazon, Google, IBM und Microsoft – um die Gunst der Entwickler.
- Bis 2017 werden 30 Prozent der Consumer-fokussierten Global-2000-Unternehmen im Rahmen ihres Marketings mit AR/VR experimentieren. Benutzerschnittstellen sind ein essentielles Mittel zu Kundenakquise und -bindung. Sie entwickeln sich deutlich schneller weiter als von Vielen erwartet. IDC geht davon aus, dass AR/VR bis 2021 in der Fläche angekommen ist. Dann werden über eine Milliarde Menschen weltweit regelmäßig auf Apps, Inhalte und Daten mittels AR/VR zugreifen.
- Bis 2018 wird sich die Zahl der Industry Collaborative Clouds (ICC) auf über 450 verdreifachen. Bis 2020 werden über 80 Prozent der Global-500-Unternehmen über ICCs zu Digital Service Suppliern. ICCs sind Cloud-basierende Plattformen, bei denen verschiedene Unternehmen einer Branche in irgendeiner Form für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten, etwa für bessere Brancheneinblicke und/oder mehr Leistungsvermögen. IDC erwartet, dass diese „Industrie-Treffpunkte“ in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen werden. Die Zahl der ICCs mit Fokus auf Information und Daten wird sich von 50 im Jahr 2016 auf über 150 bis Ende 2018 verdreifachen.
- Bis Ende 2017 werden über 70 Prozent der Global-500-Unternehmen über dedizierte Teams zur digitalen Transformation beziehungsweise Innovation verfügen. Um den Herausforderungen der DX-Economy zu begegnen, werden die Unternehmen ihre Entwicklerteams noch schneller aufstocken. Das Ziel sollte eine Verdoppelung oder Verdreifachung des Personals bis 2018 sein. Parallel dazu wird sich der Trend zu Software-basierenden Innovationen verstärken. Unternehmen, die DevOps und unterstützende Technologien nutzen, werden die Zahl der jährlichen Releases bei Anwendungs-Code um 50 Prozent steigern. Daraus folgen signifikant bessere Möglichkeiten, den Wert von Software über „Dinge“ und Dienstleistungen zu monetarisieren.
- Bis 2020 wird über 70 Prozent des Umsatzes der Cloud Service Provider von Channel-Partnern oder Maklern vermittelt. Mit der steigenden Komplexität des Einsatzes der Cloud in den Unternehmen werden die traditionellen Channel-Partner sowie eine neue Generation von Cloud-fähigen Channel-Partnern die Unterstützung liefern, die bei der immer größeren Diversität an Cloud-Usern und Einsatzszenarien notwendig ist. IDC erwartet, dass die großen Channel-Partner bis 2018 mindestens ein Drittel ihrer Geschäfte von Hardware auf Cloud-Services und Makler-Dienste verlagert haben.
- Bis 2020 werden alle Leistungsparameter eines Unternehmens mit Hilfe anspruchsvoller, DX-basierender neuer Benchmarks erfasst. Diese erfordern eine um 20 bis 100 oder mehr Prozent bessere Business-Performance. Um im Wettbewerb zu bestehen und erfolgreich zu sein, müssen die Unternehmen wie Digital Natives denken und handeln. CEOs benötigen dringend technologische Führungserfahrung. Wachstum wird aus (digitalen) informationsbasierenden Produkten entstehen. Sowohl die Kundenbindung als auch die operative Effizienz müssen sich drastisch verbessern. Es überrascht daher nicht, dass IDC bei einem Drittel der Top-20-Unternehmen aller Branchen davon ausgeht, dass diese die neuen Benchmarks nicht erfolgreich meistern. Ein verschärfter Wettbewerb und Marktverwerfungen können die Folge sein.
- Bis 2020 werden ein Drittel der Unternehmen im Bereich Gesundheitswesen, Life Science und Consumer-Produkte damit beginnen, die erste Welle von Produkten und Services zu entwickeln, die die Technologien der Dritten Plattform eng mit dem menschlichen Körper zu verbinden. Die „Augumented Humanity“-Angebote werden bis Mitte der 2020er-Jahre im Mainstream ankommen. Die Integration digitaler Technologien in das menschliche Biosystem tritt ebenso wie der Einsatz digitaler Technologien bei der Konstruktion biologischer Systeme auf Zellebene und darunter in eine frühe Entwicklungsphase. Die kommenden vier Jahre werden die Proto-Phase mit Machbarkeitsstudien und Prototyen. Die ersten Amazons, Googles und Facebooks dieser neuen Ära könnten bereits entstehen.