Die Umsätze von Unternehmen könnten durch den Einsatz künstlicher Intelligenz weltweit bis 2022 um durchschnittlich 38 Prozent steigen. Gleichzeit soll die Zahl der Arbeitnehmer in den in diesem Zeitraum um insgesamt 10 Prozent wachsen. Allerdings hängen diese positiven Effekte davon ab, ob es den Firmen gelingt, ihre Belegschaften fit für den technologischen Wandel zu machen und die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine voranzubringen.
Laut einer Studie, die das Beratungsunternehmen Accenture zum Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht hat, messen Unternehmenslenker der KI-Technologie große Bedeutung zu: So ist fast die Hälfte (45 %) von ihnen überzeugt, dass zukünftig jegliche Innovation auf künstlicher Intelligenz basieren wird. Nicht zuletzt deshalb wollen knapp vier von fünf befragten Unternehmen (79 %) in Deutschland in den kommenden drei Jahren weitere Aufgaben und Prozesse in großem Stil automatisieren. Der Studie zufolge wird die Automatisierung nur in den USA (92 %) und Großbritannien (84 %) noch konsequenter vorangetrieben, während in China nur etwas mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen (56 %) dies anstrebt.
KI macht Arbeit einfacher und abwechslungsreicher
Angestellte und Freiberufler sehen dem Wandel der Arbeitswelt und dem Einsatz intelligenter Technologien mit großer Zuversicht entgegen: Mehr als die Hälfte (54 %) der in Deutschland befragten Arbeitnehmer und Selbständigen erwartet innerhalb der nächsten drei Jahre positive Auswirkungen durch künstliche Intelligenz auf ihren Arbeitsalltag. Nur sechs Prozent befürchten hingegen eine Verschlechterung.
Ganz besonders heben die Befragten hervor, dass ihre Arbeit durch neue Technologien einfacher (70 %) und abwechslungsreicher (57 %) werden wird. Etwas mehr als die Hälfte (55 %) erhofft sich dadurch sogar neue Karriereperspektiven.
„Die künstliche Intelligenz hat das Potenzial, insbesondere in den Industriestaaten Wachstum und Beschäftigung weiter anzukurbeln. Die Unternehmen werden aber nur profitieren, wenn sie die Technologie so einsetzen, dass ihre Mitarbeiter neue Aufgaben übernehmen können”, sagt Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
„In der Arbeitswelt der Zukunft werden Menschen und intelligente Maschinen eng zusammenarbeiten. Viele Aufgaben können dadurch besser erledigt werden, weil menschliche Fähigkeiten durch künstliche Intelligenz unterstützt werden. Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen wird sein, ob es ihnen gelingt, die Mitarbeiter zu qualifizieren und bisherige Jobprofile an die neuen Gegebenheiten anzupassen.”
Fest definierte Rollenbeschreibungen sind Auslaufmodell
Bereits jedes dritte Unternehmen in Deutschland (33 %) hat laut Studie die Aufgabenbereiche und Rollenbeschreibungen von Mitarbeitern in erheblichem Maße neu definiert, um den technologischen Veränderungen im Arbeitsalltag gerecht zu werden. Hierzulande sind sogar 42 Prozent der Führungskräfte überzeugt, dass der Wandel der Arbeitswelt noch deutlich weiter gehen wird. Fest definierte Rollenbeschreibungen gehören ihrer Ansicht nach bald der Vergangenheit an, da die Arbeit zukünftig viel stärker projektbasiert sein und neue Technologien ein ständiges Aneignen von neuen Fähigkeiten erfordern werden. Unter diesen Voraussetzungen sind fest definierte Aufgabenfelder und starre Arbeitsroutinen ein Auslaufmodell.
Umso überraschender sei es, dass deutsche Unternehmen bisher große Investitionen in die Vorbereitung ihrer Mitarbeiter auf diese neue Arbeitswelt scheuen. Nur vier Prozent planen in den nächsten drei Jahren erhebliche Mehrausgaben für die Qualifikation der Belegschaft, 41 Prozent wollen zukünftig sogar weniger in die Weiterbildung der Mitarbeiter investieren. Im Gegensatz dazu sind 63 Prozent der in Deutschland befragten Arbeitnehmer und Selbständigen der Meinung, dass sie sich zusätzliche Fähigkeiten aneignen müssen, um das volle Potenzial von intelligenten Technologien im Arbeitsalltag nutzen zu können.
„In der Arbeitswelt der Zukunft wird die Maschine nicht den Menschen dominieren. Vielmehr sind intelligente Technologien der Schlüssel für produktivere Mitarbeiter, die sich Routineaufgaben entledigen und solchen mit höherer Wertschöpfung widmen können“, sagt Riemensperger. „Die Unternehmen müssen aus eigenem Interesse in die Qualifizierung ihrer Belegschaft investieren, etwa indem sie dafür die durch höhere Effizienz entstandenen zusätzlichen Gewinne nutzen. Damit sichern sie sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil, denn nur dort, wo Mensch und Maschine kollaborieren, steigt die Produktivität weiter und entsteht eine Grundlage für die Geschäftsmodelle der Zukunft.“
Methodik: Für die Studie ‘Reworking the Revolution: Are you ready to compete as intelligent technology meets human ingenuity to create the future workforce?’ wurden von September bis November 2017 weltweit 14.078 Arbeitnehmer und Selbständige sowie 1.201 Führungskräfte in Unternehmen in elf Staaten – Australien, Brasilien, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Spanien, Großbritannien, USA – befragt. In Deutschland nahmen 1.022 Arbeitnehmer und Selbständige sowie 100 Führungskräfte an der Studie teil. Für die Studie wurden Unternehmen ab einem jährlichen Umsatz von 500 Millionen US-Dollar berücksichtigt.