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Europäische Unternehmen bündeln Digitalverantwortung beim Chief Digital Officer

Der Versicherungskonzern Allianz legt die Gesamtverantwortung für die digitale Transformation ab Januar kommenden Jahres mit der Benennung eines Chief Digital Officers (CDO) erstmals in die Hände eines Managers. Damit folgt das Unternehmen dem europäischen Trend: Mit einem CDO-Anteil von 13 Prozent liegt Europa in dieser Hinsicht an der Spitze der Weltregionen, gefolgt von Nordamerika mit 7 Prozent.

Das sind zentrale Ergebnisse der „2015 Chief Digital Officer“-Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Auf Basis der Untersuchung von 1.500 Unternehmen sowie der Financial Times Global Top 500 analysierte Strategy& Rolle, Funktion und Hintergrund von CDOs in Unternehmen weltweit sowie unterteilt nach Branchenzugehörigkeit. Zusätzlich wurden CDOs internationaler Konzerne wie Bayer, Renault, Visa und AkzoNobel interviewt.

Der CDO macht sich selbst überflüssig

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Solmaz Altin wird ab Januar 2016 CDO der Allianz SE

„Chief Digital Officers führen Unternehmen durch spezifische Phasen der digitalen Transformation. In einem bereits komplett digitalisierten Unternehmen besteht in der Regel nur geringer Bedarf in Bezug auf die speziellen Fähigkeiten eines CDO, da alle Funktionen und Unternehmenseinheiten Digitalisierung bereits täglich leben. Da aber der digitale Trend einen signifikanten Einfluss auf jedwede Industrie und deren Geschäftslogik entwickelt, muss idealerweise ein zentraler Digitalverantwortlicher die verschiedenen Phasen der digitalen Transformation sehr aktiv steuern“, fasst Dr. Roman Friedrich, Partner bei Strategy& Deutschland und Studienautor, die Rolle des CDO zusammen. „Interessant ist, dass ein erfolgreicher CDO sich häufig selbst überflüssig macht. Die Rolle eines Chief Digital Officers ist damit die eines Change Managers, der Wandel begleitet, das Ergebnis aber meist in einer neuen Funktion erlebt.“

Global gesehen beschäftigen 6 Prozent der Unternehmen einen CDO. Innerhalb der Versicherungsbranche sind es 8 Prozent. Firmen, die sich an Endverbraucher wenden, stellen dabei häufiger einen CDO als jene, die ihre Produkte und Dienstleistungen anderen Unternehmen anbieten. So beschäftigen in der Branche Kommunikation, Medien und Unterhaltung 13 Prozent, in der Nahrungsmittelbranche 11 Prozent  und in der Konsumgüterbranche 9 Prozent der Unternehmen CDOs. Das Schlusslicht bilden die Energieversorger und die Bereiche Öl & Gas sowie Metall & Bergbau, wo der Anteil der Unternehmen mit Digitalverantwortlichen bei nur 2 Prozent bzw. 1 Prozent liegt.

Konzerne setzen am häufigsten auf CDOs

Außer durch die Branche und die jeweilige Phase im Digitalisierungsprozess scheint es stark durch die Unternehmensgröße bedingt zu sein, ob ein CDO erforderlich ist: 9 Prozent der Konzerne mit 100.000 bis 199.000 Mitarbeitern beschäftigen einen führenden Digitalmanager. In kleinen Unternehmen stehen dagegen entweder nicht ausreichend personelle Ressourcen zur Verfügung oder es fehlt das Budget, um einen Topentscheider eigens für die digitale Transformation abordnen zu können. In nur 2 Prozent der Firmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern und nur in jeweils 3 Prozent der Unternehmen mit 1.000 bis 5.000 sowie mit 5.000 bis 10.000 Angestellten gibt es einen CDO.

„Die relativ wenigen CDOs in kleineren Unternehmen verantworten deutlich größere Bereiche als ihre Kollegen in Großunternehmen und Konzernen. Das hängt mit der unterschiedlichen Organisationsstruktur zusammen: Großunternehmen teilen die allumfassenden Aufgaben des CDOs häufig auf mehrere Funktionen auf. So gibt es häufig eine Dreiteilung der CDO-Rolle mit Innovationsfokus, mit Kundenfokus und mit Effizienzfokus. Eine solche Aufteilung können sich Kleinunternehmen häufig nicht leisten“, so Friedrich. Allerdings zeigt die Studie sogar, dass eine umfassende Interpretation der CDO-Rolle auch Vorteile bringt – denn so wird die Kohärenz, also die Stimmigkeit des digitalen Transformationsansatzes, über alle Unternehmensbereiche sichergestellt.

Breites Aufgabenfeld, bunte Biografien

Die berufliche Vergangenheit von CDOs ist vielfältig: 34 Prozent kommen aus dem Marketing, 17 Prozent aus dem Vertrieb, 14 Prozent aus der Technologieentwicklung und 13 Prozent aus dem Consultingbereich. Die Analyse zeigt, dass der divergierende Hintergrund zu den vielseitigen Aufgaben eines CDO passt: „Die digitale Transformation betrifft alle Prozesse eines Unternehmens, von den Produkten und dem Neugeschäft über die Kundenbeziehungen bis hin zu den betrieblichen Abläufen. Die Arbeitsgebiete eines CDO umfassen dementsprechend viele Unternehmensbereiche: die technische Infrastruktur, die Organisationsführung, die Unternehmenskultur und auch das Change Management“, sagt Friedrich.
Um in diesem Zusammenhang alle Aufgaben erfüllen zu können, sind weitreichende Kompetenzen und eine exponierte Rolle in der Organisation notwendig: 42Prozent der CDOs sind hierarchisch auf dem C-Level bzw. im Vorstand angesiedelt, 16 Prozent auf der Direktorenebene, 15 Prozent  sind Vice President.

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