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Das Internet der Dinge reduziert Komplexität

Lohnt das Internet der Dinge die allgemeine Aufgeregtheit?  Ergibt es Sinn, jedem Ding im Netz ein virtuelles alter Ego zu verpassen? 2 x Ja!

Der Begriff Internet der Dinge, im Englischen Internet of Things (IoT), beschreibt nichts anderes als die Verbindung physikalischer Geräte mit dem Internet, so dass ihre virtuellen Repräsentanzen Daten ins Netz übertragen können, miteinander kommunizieren oder remote von Menschen und anderen Maschinen angesprochen und bedient werden können. Theoretisch wäre es möglich, dass jedes physikalische Objekt im Internet ein virtuelles alter Ego hat, das über das Netz angesprochen, ausgelesen und gesteuert werden kann. Glaubt man den Fachleuten, ist das – seit mit dem Internetprotokoll IPV6 genügend Internetadressen vorhanden sind – technisch realisierbar. Natürlich scheitert die Vernetzung von allem mit allem noch an „Details“ wie der absolut notwendigen Sicherheit, Standards oder verfügbaren Funkfrequenzen. Aber das sollte niemandem den Blick auf die eigentliche Frage verstellen: Warum?

Wir können natürlich alle demnächst unsere Heizungen über das Handy steuern, Rollladen rauf und runter lassen, um möglichen Einbrechern vorzugaukeln, dass wir zuhause sind, während wir auf den Malediven schnorcheln. Außerdem können wir uns vorstellen, wie unsere Kühlschränke beim Kühlregal im Supermarkt Joghurt und Butter ordern und diese sich praktisch selbst, weil sie die Lieferadresse kennen und den Fahrdienst eigenständig bestellen, in unseren hypervernetzten Kühlschrank expedieren.

Werden Konsumenten das IoT finanzieren?

Klingt traumhaft, beantwortet aber die Warumfrage deshalb noch nicht, weil man sich nur schwer vorstellen kann, dass es genügend Konsumenten gibt, die die hohen Investitionskosten in Infrastruktur, Software und intelligente Sensorik durch die Bezahlung für solche Service refinanzieren.

Leichter dürften sich funktionierende Geschäftsmodelle daher in Lebensbereichen finden, in denen es darauf ankommt. Im medizinischen Bereich zum Beispiel oder im Unternehmensumfeld.

Ein Herzschrittmacher, der sich remote beeinflussen lässt, kann nicht nur praktisch, sondern auch lebensrettend sein. Außerdem würde er Krankenhäusern ermöglichen, mehr Patienten pro Arzt zu betreuen. Das sind schon zwei Gründe für eine Investition. Wenn Unternehmen den Status ihrer Produkte aus der Ferne überprüfen und bei Fehlern oder Mangelleistungen diesen Zustand auch noch korrigieren können, dann steigert das die Produktivität der Wartungstruppe ganz ungemein. Ähnliches gilt für Logistiker, die ihre Container und kleineren Behältnisse per Internet-Ping lokalisieren und umdirigieren können.

Bedenkt man zusätzlich die Fortschritte in der Produktion, die sich durch die Vernetzung der Dinge untereinander erzielen lassen, müssten sich selbst Technik-Skeptiker von dem Potenzial des Internets der Dinge überzeugen lassen.

IoT als universales „Assistenzsystem“ für die hochtechnisierte Welt

Für mich persönlich eines der überzeugendsten Argumente für das Internet der Dinge ist allerdings die Fähigkeit, Komplexität zu reduzieren. Wir erinnern uns – Komplexität bedeutet, dass man das Gesamtverhalten eines Systems nicht prognostizieren kann, obwohl man alle seine Einzelkomponenten und ihr Verhalten kennt.

Wenn sich die Dinge eigenständig vernetzen können, weil wir sie virtualisiert haben und wir ihnen Verhaltensregeln einbrennen können, die sicherstellen, dass keine Katastrophen geschehen (zum Beispiel ein Herzschrittmacher versehentlich angehalten wird) dann können sie uns helfen, Komplexität zu beherrschen – eine Fähigkeit, die wir angesichts der weiter explosionsartigen Technisierung unserer Welt dringend benötigen.

Natürlich müssen wir die erwähnten wichtigen „Details“ klären, bevor wir die kleinen und großen Dinge mit Intelligenz ausstatten und auf die Menschheit loslassen. Doch jenseits aller Geschäftsmodelle lohnt die Aufregung um das Internet der Dinge. Es ist vielleicht der einzige Weg, weiter mit unserer immer komplexer werdenden Welt zurecht zu kommen.

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