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Europäisches IT-Outsourcing-Geschäft: Viele Neuverträge – kaum Mega-Deals

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Quelle: ISG

Im zweiten Quartal 2015 hat sich das IT-Outsourcing-Geschäft in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) deutlich ausgeweitet. Vor allem die Anzahl von Neuverträgen erreichte Rekordwerte. Sie erhöhte sich in fast allen Ländern der Region. Dies meldet die Information Services Group (ISG).

Der „EMEA ISG Outsourcing Index“ des Marktforschungs- und Beratungshauses ISG verzeichnete von April bis Juni dieses Jahres 169 Neuverträge mit einem jährlichen Vertragsvolumen (Annual Contract Volume, ACV) von insgesamt 2,2 Milliarden Euro. Diese Summe bedeute ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem ersten Quartal und eine um ein Drittel höhere Zahl an Neuverträgen. Der EMEA ISG Outsourcing Index erfasst alle kommerziellen Outsourcing-Verträge mit einem ACV ab vier Millionen Euro.

Der deutliche Aufschwung gegenüber dem ersten Jahresquartal sei zwar ermutigend, täusche jedoch zugleich darüber hinweg, dass die Marktperformance in EMEA in diesem Jahr noch immer schwächer ist als die starken Ergebnisse von 2014. Im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres liege das ACV um 12 Prozent niedriger. Trotz des Aufschwungs im abgelaufenen Quartal verzeichne das erste Halbjahr 2015 ein Minus von 21 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahrs.

Nur zwei Mega-Deals im 2. Quartal

Die Erholung des Neuvertragsgeschäfts im zweiten Quartal 2015 gehe nicht auf das Konto sogenannter Mega-Deals mit Vertragsvolumina von 80 Millionen Euro und mehr. Nur zwei dieser Mega-Deals wurden im abgelaufenen Quartal in EMEA unter Dach und Fach gebracht. Dies unterstreicht die Hinwendung des Markts zu einer höheren Zahl kleinerer Deals.

„Der Outsourcing-Markt hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert – hin zu einer größeren Anzahl von Verträgen mit geringerem ACV-Volumen“, sagt Bernd Schäfer, ISG Partner und Managing Director für ISG DACH. „Zur Verdeutlichung: Das ACV von 5,7 Milliarden Euro in EMEA des ersten Halbjahrs 2008 basierte auf 199 Verträgen. Die 4,1 Milliarden der ersten sechs Monate dieses Jahres entsprechen hingegen dem Gegenwert von 293 Abschlüssen.“

Schäfer ergänzt, dass der Wandel am Outsourcing-Markt auch der zunehmenden Beliebtheit von Multisourcing-Konzepten geschuldet sei, bei denen Auftraggeber Nischenanbieter mit Spezialservices bevorzugen und mit diesen kleinere Verträge kürzerer Laufzeit abschließen.

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Cognizant und Vodafone sind neu in der „Big-10“-Liste Quelle: ISG

Der digitale Wandel wird deutlich spürbar

„Auch der beschleunigte digitale Wandel macht sich deutlich bemerkbar. Da sich die digitalen Strategien der Käufer angesichts stets neuer Technologien und Betriebsmodelle immer schneller verändern, vermeiden die Auftraggeber umfangreiche und langfristig angelegte Verträge“, so Schäfer.

Diesem allgemeinen Trend etwas gegenläufig habe sich der Outsourcing-Markt in Deutschland, Österreich, der Schweiz (DACH) und Belgien gestaltet. Dort stieg das ACV im zweiten Quartal 2015 vor allem dank des Abschlusses sehr großer Neuverträge. DACH als zweitgrößter Outsourcing-Markt der EMEA-Region wachse nun wieder beständig, nachdem er sich in den vergangenen Jahren uneinheitlich zeigte.

Großbritannien war im zweiten Quartal 2015 einer der großen Lichtblicke innerhalb der EMEA-Region mit einem ACV-Plus von im Jahresvergleich 150 Prozent. Auch bei der Anzahl der Neuverträge gab es einen Anstieg um 150 Prozent.

Die Outsourcing-Aktivitäten in Frankreich kehrten zu den gewohnten Werten zurück, nachdem das erste Halbjahr 2014 eine außergewöhnlich hohe Zahl an Neuverträgen aufwies. So fiel das ACV im Jahresvergleich um 74 Prozent und die Neuvertragszahl um 54 Prozent. Beide Werte liegen jedoch auf dem für Frankreich üblichen langjährigen Mittel im ersten Halbjahr.

Osteuropa verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr einen starken Anstieg bei Vertragsanzahl und -umfang, wenn auch auf Basis eines vergleichsweise niedrigen Ausgangsniveaus, während in den skandinavischen Ländern sowohl ACV als auch die Vertragszahl sanken.

Große Abschlüsse in der Finanzindustrie

Mit Blick auf die unterschiedlichen Branchen verzeichneten sowohl Finanz- als auch Energiedienstleister ein positives erstes Halbjahr. Die Finanzindustrie wies einige sehr große Abschlüsse auf, während sich der Energiesektor durch insgesamt sehr rege Vertragsaktivitäten auszeichnete. Diese beiden Branchen glichen die Rückgänge an anderer Stelle aus, vor allem in der verarbeitenden Industrie sowie bei Transport- und Telekommunikationsunternehmen.

„Die zunehmenden Aktivitäten in der EMEA-Region zeigen, dass das Interesse an einer Auslagerung von IT-Ressourcen ungebrochen ist“, sagt Schäfer. „Vor allem der Finanz- und Energiesektor in DACH und Großbritannien belebten den Markt deutlich. Dies führte zu einem deutlichen Aufschwung im zweiten Quartal, nachdem das Frühjahr zunächst nur schleppend in Gang kam. Im dritten Quartal erwarten wir ein weiteres Marktwachstum. Zudem beobachten wir mit Spannung, wie sich die höhere Zahl kleinerer Verträge im zweiten Halbjahr 2015 auf die Marktdynamik insgesamt auswirken wird.“

 

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