Zwischen fünf und 50 Prozent schwankt der elektronische Anbindungsgrad von Lieferanten an die bestellenden Unternehmen. Dieser Wert untermauert die bestehende Annahme, dass der Einkauf noch lange nicht so digitalisiert und automatisiert ist, wie die Vision der Industrie 4.0 und das Internet der Dinge (IoT) das verlangen. Zwar hat sich der Einkauf in den letzten Jahren bei Organisation und Prozessen, in der IT- und Softwareunterstützung und auch bei der Lieferung von Ergebnissen für die Unternehmen verbessert. Dennoch besteht weiterhin hoher Optimierungsbedarf.
Mit dem Stand der Abläufe in den Einkaufsabteilungen großer und mittelständischer Unternehmen und deren Vernetzung mit anderen Unternehmensfunktionen, der Anbindung der Lieferanten, aber auch den Schwachstellen und künftigen Planungen hat sich das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Lünendonk in seiner aktuellen Studie „Procurement-Check 2015“ befasst.
Vollelektronisches Procurement benötigt Anbindung aller Lieferanten
„Erst der Einkauf ermöglicht, dass sich die Suppy Chain füllt, auch wenn sie bisher nur selten in die Planungen zu Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge eingebunden ist“, beschreibt Mario Zillmann, Leiter Professional Services und Studienautor, die Situation. „Hier gibt es noch viel Potenzial für Verbesserungen.“ Zwar setzen Unternehmen bereits ein großes Spektrum an elektronischen Systemen zur Unterstützung des Einkaufs ein, die von großen ERP-Systemen über OCR-Schnittstellen bis hin zu spezialisierten E-Procurement-Lösungen reichen. Aber noch immer wird häufig auf Fax, Post oder E-Mail zurückgegriffen.
„Natürlich ist es eine große Erleichterung für die Unternehmen, wenn ein Großteil der Standardeinkäufe, bezogen auf die Stückzahl der Bestellungen oder gemessen am Warenwert, elektronisch und automatisiert abgewickelt werden kann“, so Zillmann weiter. „Eine vollständige Automatisierung lässt sich aber nicht erreichen, wenn nicht alle Lieferanten angebunden sind.“
Forderungen an die Lieferanten
Für die im Rahmen der Studie befragten Einkaufsleiter stehen daher die Optimierung der Organisation und die Verbesserung des Datenaustauschs im Unternehmen und mit den Lieferanten auf ihrer künftigen To-do-Liste weit oben. Nahezu alle Studienteilnehmer wollen die elektronische Anbindung der Lieferanten in Zukunft deutlich verbessern, werden dabei aber auch Forderungen stellen, zum Beispiel bezüglich der Zusammenarbeit, der technischen Compliance und der Lieferung von zusätzlichem Nutzen.
Verweigern können sich die Lieferanten dieser engeren Anbindung kaum. Offenkundig wird das Kriterium immer wichtiger bei der Vorauswahl der Lieferanten; technische Vorbehalte einer Anwendung werden nur selten noch akzeptiert.
Es ist auch ein wenig eine Schutzbehauptung der Kunden, wenn sie sagen, dass die Lieferanten technische Vorbehalte vorbringen. EDI und andere technische Informationsaustauschplattformen sind längst in allen Mittelstandslösungen oder als Webservices verfügbar. Die Erfahrung, die viele unserer Zulieferer-Kunden machen, ist, dass ihre Großabnehmer sie bitten auf EDI-Plattformen zu gehen, aber dann fehlerhafte Bestellnummern etc. senden, die die Clearingstellen der Kunden nicht verarbeiten können. Oder aber sie benötigen zwei Stunden bis EDI -Nachrichten im System bis zum Wareneingang verarbeitet sind. Blöd wenn der Lieferant zu nah wohnt und der LKW schneller ist.