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Industrie 4.0: Selbst ist das Lager

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Quelle: Grenzebach

Logistikunternehmen und Lagerbetreiber setzen zunehmend auf autonom agierende innerbetriebliche Transportsysteme. Denn selbstfahrende Roboter, die im Lager wie von unsichtbarer Hand gelenkt Regale und Waren transportieren, sind vielseitig einsetzbar. Erste Praxisprojekte gibt es bereits, so  beim Arbeitskleidungshersteller Engelbert Strauss.

Auf der CeMAT in Hannover, der Weltleitmesse für Intralogistik, zeigt das Unternehmen Grenzebach Automation beispielsweise das System G-Com. Es besteht aus mobilen Regalen, die von kleinen Robotern namens „Carrys“ unterfahren, angehoben und automatisch zur Pick-Station und nach der Entnahme von Artikeln wieder zurück ins Lager transportiert werden.

Unterschiedliche Regaltypen stellen dabei sicher, dass verschiedenste Artikel – von Kleinteilen bis Hängeware – platzsparend und sicher gelagert werden – bei gleichzeitiger Reduzierung des Kommissionieraufwands gegenüber einer konventionellen Lösung um bis zu 70 Prozent.

Denn gerade im E-Commerce wird es in Zukunft immer mehr darauf ankommen, schnell und flexibel auf sich dynamisch veränderte Anforderungen in der Intralogistik zu reagieren. Handelsunternehmen und ihre Kunden erwarten von der Logistik und der Abwicklung eine hohe Wandelbarkeit und Flexibilität des Materialflusses, um auf veränderte Umfeldbedingungen zeitnah reagieren zu können.

Engelbert Strauss: 75 Roboter transportieren Regale

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Der Logistikdienstleister BLG setzt selbstfahrende Regale für seinen Kunden Engelbert Strauss in Frankfurt ein.

Zum Einsatz kommt das System bei Engelbert Strauss, einem Anbieter von Arbeitskleidung. Als erstes Unternehmen in Europa nutzt das Unternehmen im Lager des Logistikpartners BLG Logistics Roboter zur Kommissionierung. Ein Vorteil: „Der Mensch geht nicht mehr zu den Regalen, die Regale kommen vollautomatisch mit der Ware zum Mensch.“ 75 Roboter sind dabei für den Transport von 800 Regalen zuständig. Sie fahren den Nachschub mit einer Geschwindigkeit von 90 m pro Minute zu den fest installierten Arbeitsplätzen der Mitarbeiter. 600 Kilo kann ein Carry pro Fahrt transportieren. Dabei orientieren sich die Roboter an den auf dem Boden angebrachten QR-Codes und der intelligenten Software im Hintergrund.

Für diese innovative Lösung hat Engelbert Strauss nach dem Deutschen Logistik-Preis 2015 auch den Europäischen Logistik-Preis 2016 bekommen. Dieser wird jedes Jahr in Brüssel von der European Logistic Association (ELA) verliehen und zeichnet damit Unternehmen europaweit mit den besten Logistikkonzepten aus.

Das neue System zeige, dass sich Mensch und Maschine sehr gut ergänzen können, sagt Matthias Fischer, Leiter Operative Projekte bei Engelbert Strauss. „Bei der Prüfung der retournierten Ware steht die menschliche Beurteilung im Mittelpunkt. Bei der Warenbewegung unterstützt der Roboter. Der Mitarbeiter wird dadurch entlastet und ihm wird ein angenehmes Arbeiten ermöglicht.“

Für Engelbert Strauss ist neben dem schnellen Versand auch der sofortige Umtausch der Waren von großer Bedeutung. Da der Schwerpunkt des Unternehmens auf größenbezogenen Produkten wie Bekleidung und Schuhen liegt, ist es wichtig, effiziente Abläufe in der Retoure zu haben.

„Der Einsatz und die Weiterentwicklung neuester Technologien ist für unseren Unternehmenserfolg von großer Bedeutung. Hierfür braucht es kluge Köpfe. Neben dem umfangreichen Ausbildungs- und Studienangebot, ist eine noch intensivere Zusammenarbeit mit technischen Universitäten geplant“, so Steffen Strauss.

Ein fahrerloses Flurfördermittel von Eisenmann

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LogiMover integriert sämtliche Antriebskomponenten sowie die Energieversorgung kompakt in den beiden parallel und ohne feste Verbindung agierenden Transportkufen.

Als „Gabel ohne Stapler“ beschreibt der Böblinger Anlagenbauer Eisenmann das Doppelkufensystem „LogiMover“, das aus zwei sich parallel bewegenden Gabeln besteht, die flach am Boden über ein optisches Spurführungssystem entlangfahren und selbstständig beispielsweise Paletten ausfindig machen, ansteuern, anheben und bis an ein definiertes Ziel transportieren.

Das Flurfördermittel integriert sämtliche Antriebskomponenten sowie die Energieversorgung kompakt in den beiden parallel und ohne feste Verbindung agierenden Transportkufen. Abweichend von den bisher bekannten Systemen kann es ohne aufwendige Anlageinstallationen und komplexe Inbetriebnahmen genutzt werden. Die Paletten können ohne Ladehilfsmittel direkt vom Boden aufgenommen werden – das spart Zeit und Platz, da auf Umsetzvorgänge verzichtet werden kann.

Durch die kompakte Bauform und die hohe Beweglichkeit ist zudem ein Rangieren auf engstem Raum möglich. Das System wurde am Institut für Fördertechnik und Logistik der Universität Stuttgart entwickelt. Bisherige Tests bei potenziellen Kunden verliefen laut Eisenmann sehr erfolgreich, die ersten Pilotanwendungen könnten in Kürze realisiert werden.

Still setzt Erkenntnisse aus Forschungsprojekt marion ein

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Kooperative Roboter von Still

Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich der Hamburger Intralogistikanbieter Still bereits mit der autonomen Robotik. Die aktive Teilnahme an dem BMWi-Verbundprojekt marion („Mobile autonome, kooperative Roboter in komplexen Wertschöpfungsketten“) habe eine Vielzahl wichtiger Erkenntnisse mit sich gebracht in Bezug auf die Roboterisierung der Arbeitsprozesse mit autonomen Fahrzeugen unter besonderer Berücksichtigung der Kooperation der beteiligten Maschinen. Nach dem Ende von marion 2013 verfolgt Still das Thema ganz konsequent weiter und setzt gezielt auf die verstärkte Integration autonomer Fahrzeuge in moderne Lager- und Kommissionierabläufe.

„Die Erkenntnisse aus marion haben uns sehr darin bestärkt, in der Intralogistik zukünftig noch stärker auf autonome Transportroboter zu setzen“, sagt Volker Viereck, ehemaliger Projektleiter des Forschungsprojektes marion und verantwortlich für das Thema „Autonome Transportroboter“ in der Vorentwicklung von Still. „Denn sie bilden aus unserer Sicht eine wichtige Säule auf dem Weg zur Smart Factory und Industrie 4.0.“

Die CeMAT findet vom 31. Mai bis 3. Juni 2016 in Hannover statt.

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