Die AEB GmbH aus Stuttgart hat ein Factsheet zu SAP S/4HANA vorgelegt, das IT Rebellen zum Download zur Verfügung stellt. In ihm stellt der mittelständische Software-Anbieter mit Schwerpunkt SCM dar, welche Vorteile die neue, auf In-Memory-Technologie basierende Softwaresuite aus Walldorf hat, welche Kritik bisher geäußert wurde und für welche Anwender sich eine Migration lohnt.
Die SAP kündigte S/4HANA mit großem Marketing-Aufwand als Schlüssel und potenzielles Kernstück für die Digitalisierungsstrategie ihrer Kunden an. Sechzehn Monate nach dem Marktstart haben sich nach Aussage von SAP-Mitbegründer Hasso Plattner 3.200 Unternehmen für die neue ERP-Generation entschieden.
Als Vorteile treten besonders hervor:
- Vereinfachung der gesamten Systemarchitektur, der Programmstruktur und des Datenmodells. Verglichen mit SAP ERP (ECC 6.0, Enhancement Package 8) verfügt S/4HANA über fast 50 % weniger Codezeilen, Tabellen und Datenelemente. Das bedeutet weniger Wartung, kürzere Innovationszyklen, kürzere Reaktionszeiten des Systems und somit eine bessere Performance.
- Sind die Vorgängersysteme noch auf relationalen Datenbanken aufgebaut, basiert S/4HANA auf der In-Memory-Plattform SAP HANA. Es werden nicht, wie sonst bei Datenbanken üblich, Daten zur Analyse oder Verarbeitung von einer Festplatte in den Arbeitsspeicher kopiert. Stattdessen werden die Daten vollständig im Arbeitsspeicher gehalten. Das ermöglicht die Durchführung von transaktionalen und analytischen Prozessen im selben System. Große Datenmengen können nahezu in Echtzeit verarbeitet und analysiert werden.
- Die neue Benutzeroberfläche SAP Fiori ist ein deutlicher Fortschritt in Sachen Anwenderfreundlichkeit und sorgt für eine höhere Produktivität. Sie ermöglicht mobile Anwendungen und dient Entwicklern als Basis für die Programmierung von Apps, Modifikationen und Erweiterungen.
Kritisiert wird unter anderem der Mangel an Use Cases: Es fehle an Anwendungen, die den Aufwand einer Umstellung tatsächlich rechtfertigen, monieren die Skeptiker. Auch die Beschränkung auf SAP HANA als einzige Datenbank, mit der S/4HANA läuft, stößt auf Widerstand. Bisher hatten SAP-Nutzer die Wahl zwischen fünf verschiedenen Datenbanken. Weitere Kritikpunkte sind die Unsicherheit bezüglich der Zukunftsfähigkeit bestehender Modifikationen und Individuallösungen. Auch über das Zusammenspiel von S/4HANA und Lösungen anderer Anbieter gibt es bisher noch wenige Informationen.
Relativ klar sind hingegen die Szenarien der Migration bestehender SAP-Systeme zu S/4HANA. Experten weisen allerdings darauf hin, dass es sich nicht allein um eine technische Migration handelt, sondern dass möglicherweise auch Geschäftsprozesse neu definiert werden müssen, um das Innovationspotenzial voll auszuschöpfen. SAP hat erklärt, das Wartungsfenster für die Business Suite als Vorgängerlösung bis 2025 offenzuhalten. Das erlaubt es den SAP-Kunden, ohne größeren Zeitdruck zu entscheiden, ob sie schnell zu S/4HANA wechseln, weitere Erkenntnisse abwarten und den Schritt eher gegen Ende des Lebenszyklus der Vorgängerlösung machen – oder sich vom offiziellen SAP-Support abwenden. Auch eine grundlegende Neuorientierung bei der ERP-Strategie ist eine Option.
Das Factsheet der AEB liefert wertvolle Insights für den Entscheidungsprozess und diskutiert die Frage, unter welchen Umständen sich eine Migration lohnt und für welche Unternehmen es besser ist, andere Optionen in Erwägung zu ziehen.