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Smart Farming: Deutsche Landwirte investieren kräftig in Digitalisierung

Die deutsche Landwirtschaft übernimmt eine Vorreiterrolle bei der Einführung digitaler Technologien: Mehr als die Hälfte der Landwirte hat bereits in digitale Technologien investiert (54 Prozent), vier von zehn planen weitere oder erste Investitionen. Die Investitionsquote lag bei rund zehn Prozent des Jahresumsatzes und damit im Vergleich zu anderen Branchen deutlich im oberen Drittel.

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Quelle: PWC

29 Prozent gaben zwar an, dass keine Investitionen in digitale Technologien anstehen. Dabei handelt es sich jedoch fast ausschließlich um kleinere Betriebe, in denen die notwendigen Investitionen vermutlich nicht vom Ertrag der Fläche getragen werden. Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Smart Farming – Nachhaltigkeit und Effizienz durch den Einsatz digitaler Technologien“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Für die Studie wurden 100 Ackerbaubetriebe in Deutschland befragt.

Digitalisierung verändert Rolle des Landwirts

„In der deutschen Landwirtschaft ist die Digitalisierung längst zum festen Bestandteil zur Unterstützung der täglichen Arbeit geworden. Digitale Technologien haben die Arbeit in den Ackerbaubetrieben verändert und tragen dazu bei, Abläufe und Personaleinsatz zu optimieren. Voll digitalisierte Erntemaschinen erleichtern die Bewirtschaftung großer Flächen; ganze Flotten digitalisierter Gerätschaften nutzen Infrastrukturen wie Cloud Computing und stimmen sich untereinander ab, etwa über den Bearbeitungsstand von Teilflächen, den Bedarf an Einsatzmaterial und die Koordinierung der Maschinen. Der Landwirt übernimmt zunehmend eine überwachende und kontrollierende Rolle“, kommentiert Ralf Hombach, Experte für Business Analytics bei PwC.

Und diese Entwicklung soll sich fortsetzen, denn 60 Prozent der Landwirte wollen ihre Investitionen stabil halten. 28 Prozent planen sogar, ihre Investitionen in die Digitalisierung zu erhöhen. Ziel der Investitionen sind vor allem klassische Gerätschaften für Anbau und Ernte, die durch den Einsatz digitaler Möglichkeiten effizienter werden. 53 Prozent der Befragten setzen intelligente Landmaschinen ein oder planen dies in naher Zukunft. 41 Prozent nutzen Farm-Management-Systeme oder haben dies vor. Noch beliebter sind GPS-Systeme zur Flächenvermessung und zur Unterstützung bei der Führung der Schlagkartei. 58 Prozent der Befragten setzen diese Technologie bereits ein, weitere 14 Prozent wollen sie kurzfristig einführen.

Der Technologieeinsatz lohnt sich

Dass sich der Technologieeinsatz lohnt, zeigen die Erfahrungen, die deutsche Landwirte in den vergangenen Jahren gemacht haben: Fast die Hälfte der Befragten berichtet über eine Steigerung der betrieblichen Prozesseffizienz von durchschnittlich elf Prozent. Gleichzeitig konnten sie die Kosten im Schnitt um sieben Prozent senken.

Aber nicht nur der Landwirt profitiere von den neuen Technologien. Auch Verbraucher und die Umwelt ziehen einen Nutzen, weil die Ressourcen geschont werden. So berichtet knapp die Hälfte der Landwirte (48 %) über Einsparungen bei Düngemitteln. 42 Prozent verwenden dank digitaler Technologien weniger Pestizide. Immerhin 35 Prozent konnten durch Smart Farming Energie einsparen.

Hohe Kosten sind das größte Hemmnis

Als größte Hürde für die zügige Adaption digitaler Technologien in der Landwirtschaft nennen die Befragten die hohen Einstiegs- und Anschaffungskosten (76 %). Mehr als die Hälfte der Landwirte (54 %) sind unsicher, ob und in welchen Bereichen sich das Investment lohnt. Jeder zweite beklagt die mangelnde Kompatibilität von Technik und Software. 46 Prozent sehen den fehlenden Breitbandausbau als Schwierigkeit bei der Entwicklung digitaler Lösungen.

Luft nach oben gibt es auch beim Know-how rund um die Digitalisierung. Zwar haben sich nach eigenen Angaben drei Viertel der Landwirte bereits mit Smart Farming beschäftigt. Allerdings fühlen sich 44 Prozent noch nicht ausreichend informiert. Das betrifft sowohl technische Aspekte also auch Fragen nach den individuellen Einsatzmöglichkeiten. Ihr Wissen beziehen die Landwirte vor allem aus Fachzeitschriften (85 %), dem Internet (71 %) und Gesprächen mit Kollegen (65 %).

Investitionen in digitales Know-how nötig

Mit Blick auf dieses Informationsdefizit sei es umso erstaunlicher, dass nur gut ein Drittel der befragten Betriebe die digitalen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter durch Fortbildungen ausbauen will. Neueinstellungen, um das benötigte Know-how aufzubauen, erwägen sogar nur 13 Prozent der Befragten.

Gerd Bovensiepen, Leiter des PwC Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter in Deutschland und EMEA, fasst zusammen: „Die Digitalisierung ist ein ganz wesentlicher Hebel, um die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit erschwinglichen Lebensmitteln in einer Zeit des Klimawandels sicherzustellen und für Nachhaltigkeit und Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu sorgen. Die Landwirte in Deutschland haben die Zeichen der Zeit erkannt und sind bereit, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Dazu müssen sie aber vor allem in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren und digitales Know-how aufbauen.“

 

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