Künstliche Intelligenz (KI) ist in deutschen Unternehmen bereits angekommen und verändert schon heute die Art, wie Organisationen agieren und Entscheidungen treffen. Sieben von zehn Managern erwarten außerdem, dass KI bis zum Jahr 2025 einen großen bis sehr großen Einfluss auf die Unternehmensstrategie haben wird. Das sind die Kernergebnisse einer Studie von Sopra Steria Consulting.
In fast jedem zweiten deutschen Unternehmen (46 %) ist künstliche Intelligenz Chefsache und die Geschäftsführung treibt selbst den Einsatz voran. Dabei stellen die Befragten bereits heute deutliche Veränderungen in Form von Kosteneffekten bei Prozessen und Abläufen in fast allen Unternehmensbereichen fest. Dennoch ist der Einfluss der KI auf die Unternehmensstrategie bei mehr als jedem zweiten Befragten (57 %) noch relativ gering. Nach Ansicht der befragten Führungskräfte wird sich das in Zukunft jedoch deutlich verändern: Mehr als 70 Prozent der Entscheider prognostizieren für ihr Unternehmen ab 2025 einen großen bis sehr großen Einfluss der KI auf die Unternehmensstrategie.
„Künstliche Intelligenz kann in den nächsten zehn Jahren zu einem echten Game Changer werden, indem sie Innovationen beschleunigt und ganz neue Geschäftsmodelle ermöglicht“, sagt Urs M. Krämer, CEO bei Sopra Steria Consulting. „Wir haben mit unserer Studie festgestellt, dass KI-Lösungen schon heute die notwendige Reife haben, um die Effizienz einzelner Prozesse signifikant zu erhöhen. Jetzt geht es darum, das Thema nicht nur auf der operativen, sondern auch auf der strategischen Ebene anzugehen, um das technologische Potenzial auszuschöpfen und echte Mehrwerte für Kunden und Mitarbeiter zu schaffen.“
Heute Kosten senken, morgen Innovationen anstoßen
KI soll den Unternehmen helfen, die stetig wachsende Datenflut zu beherrschen, sagen 41 Prozent der befragten Entscheider, ebenso viele setzten auf die Reduzierung von Arbeitskosten. Die Beschleunigung von Prozessen (36 %) und die Verringerung von Routineaufgaben (34 %), sowie die Bewertung von Informationen (31 Prozent) sind weitere häufig genannte Ziele.
Auch auf der Kundenseite wird das Innovationspotenzial von KI durchaus schon gesehen: Immerhin 37 Prozent sagen, dass sie ihre Angebote mit Hilfe von KI besser auf Kundenbedürfnisse zuschneiden können. Zudem erhoffen sich die Befragten eine zielgenauere Kundenansprache (34 %) und eine bessere User Experience (30 %). 17 Prozent wollen KI nutzen, um ganz neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.
Heute IT und Verwaltung, morgen Kundenservice und HR
Derzeit wird KI hauptsächlich in Form von Chat Bots eingesetzt, bei dem Roboter über Chatfenster einfache Auskünfte erteilen. Die größten Einsatzbereiche der Zukunft werden vor allem in intelligenten Automatisierungstechnologien und digitalen Assistenten gesehen: Jeder Zweite sieht in der Automatisierung (49 %) das größte Potenzial für die Unternehmensentwicklung, 43 Prozent setzen auf digitale Assistenten. Für jeden Dritten bieten aber auch die Bereiche Knowledge Management Software (37 %) sowie intelligente Sensorik (33 %) großes Potenzial.
IT (32 %) und Produktion bzw. Operations (30 %) sind momentan die Unternehmensbereiche, in denen KI am häufigsten eingesetzt wird. In beiden Bereichen hat KI bereits heute einen positiven Einfluss vor allem auf die Kosten. In Zukunft wollen jeweils fast die Hälfte der Befragten (45 %) KI in den Bereichen Kundenservice und Human Resources nutzen, 40 Prozent planen den Einsatz in der Beschaffung.
Jeder Dritte sorgt sich um den Datenschutz
Beim Einsatz von KI im eigenen Unternehmen fühlt sich fast jeder zweite Befragte (48 %) derzeit noch von unausgereiften Technologien ausgebremst. Mangelndes Know-how und fehlendes Verständnis für die Möglichkeiten von KI seitens der Mitarbeiter sind für 36 bzw. 40 Prozent der Befragten eine große Herausforderung, und jeder Dritte sorgt sich um den Datenschutz. Bedenken herrschen aber auch wegen eines möglichen Abbaus von Arbeitsplätzen (28 %) und 27 Prozent befürchten KI-basierte Entscheidungen nicht nachvollziehen zu können.
Dennoch will die Mehrheit der Firmen künftig verstärkt in KI-Technologien investieren. Schon heute stehen in mehr als jedem zweiten Unternehmen Ausgaben für KI mindestens gleichberechtigt neben anderen Investitionen. Sechs von zehn Führungskräften rechnen in den nächsten fünf Jahren mit einem höheren Stellenwert.
Handlungsempfehlungen für den Einstieg in KI-Projekte
„Trotz mancher Vorbehalte gegenüber künstlicher Intelligenz zeigen die Unternehmen eine erfreuliche Investitionsbereitschaft. Jetzt gilt es einerseits konkrete strategische Konzepte zu entwickeln und gleichzeitig bestehende Bedenken ernst zu nehmen und eine transparente Diskussion sowohl über den Nutzen von KI als über die Folgen für bestehende Prozesse und Stellenprofile zu führen“, so Krämer. Um diese Diskussion argumentativ zu unterfüttern, hat Sopra Steria Consulting gemeinsam mit dem F.A.Z.-Institut den „Managementkompass Künstliche Intelligenz“ veröffentlicht.
Der Kompass behandelt beispielsweise, welche Potenziale künstliche Intelligenz kurz- und mittelfristig bieten kann und welche Vorteile Unternehmen schon jetzt haben. Und er zeigt gleichzeitig mögliche Implikationen von Automatisierungsmaßnahmen für die Arbeitswelt auf. Der Managementkompass bietet auch eine Übersicht über unterschiedliche Anwendungsbereiche wie Vertrieb & Service, Beratung (am Beispiel von Bankberatung), Personalmanagement und Kundendienst.
Über eine Checkliste sollen Unternehmen die Roadmap für den Einstieg in KI konkret planen können, indem sie ihre eigene Position bestimmen, ihre IT-Infrastruktur auf Tauglichkeit überprüfen und die Unternehmensprozesse darauf abklopfen, inwieweit sie sich für KI-Pilotprojekte eignen. „Was für die gesamte digitale Transformation gilt, lässt sich auf künstliche Intelligenz übertragen: Den größten Nutzen erzielen Unternehmen, wenn sie Aktionismus vermeiden und stattdessen ihre KI-Strategie in ihre Gesamtunternehmensstrategie einbetten“, so Krämer.
Über die Studie: Für die „Potenzialanalyse „Künstliche Intelligenz“ – 2017 hat Faktenkontor im Auftrag von Sopra Steria Consulting im Februar 2017 mehr als 200 (n=203) Geschäftsführer, Vorstände, und Führungskräfte im Business Development und aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt. Die Befragten kommen aus Unternehmen der Branchen Banken, Versicherungen, sonstige Finanzdienstleister, Energieversorger, Automotive und sonstiges verarbeitendes Gewerbe, Telekommunikation und Medien sowie Öffentliche Verwaltung. Explizit von der Teilnahme ausgeschlossen waren Mitarbeiter und Führungskräfte von Beratungsunternehmen und Anbieter von IT-Lösungen sowie der Handel.