Home / Themen / Analysen / Der CFO: Heute weniger digital als vermutet – und morgen der Gewinner der Digitalisierung?

Der CFO: Heute weniger digital als vermutet – und morgen der Gewinner der Digitalisierung?

Mehr Effizienz, mehr Einfluss: Finanzchefs in Unternehmen können von der Digitalisierung gleich doppelt profitieren, so das Fazit einer Studie der Strategieberatung Oliver Wyman zur Digitalisierung der Finanzfunktion. Dank Datenanalysen gewinne der Chief Financial Officer (CFO) an strategischer Bedeutung – und könne seine Rolle als wichtigster Ratgeber für den CEO innerhalb der Geschäftsführung deutlich stärken. Gleichzeitig werde er effizienter.

Das sind die Ergebnisse der Studie „Digital CFO – Die (R-)Evolution einer Unternehmensfunktion?“, die die Strategieberatung Oliver Wyman durchgeführt hat. Obwohl 93 Prozent der befragten CFOs glauben, dass durch IT-Anwendungen Effizienzgewinne erzielt werden können, hinken viele in Sachen Digitalisierung hinterher. 70 Prozent der Umfrageteilnehmer berichten, dass sich ihr Planungsprozess in den letzten Jahren technisch nicht signifikant weiterentwickelt habe.

10 Tage Arbeit für monatliches Reporting

Finanzchefs brauchen für ihre Arbeit Geduld. Zehn Tage dauere es im Schnitt, bis das monatliche Reporting abgeschlossen ist. Für die Jahresplanung gehen über drei – teilweise sogar sechs –Monate ins Land. Dies hat die Strategieberatung Oliver Wyman in einer webbasierten Umfrage ermittelt, an der sich 68 Führungskräfte in Finanzfunktionen meist großer Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligten.

Die Erhebung offenbart einen hohen Nachholbedarf in puncto Digitalisierung. 70 Prozent der Befragten geben an, dass sich ihr Planungsprozess in den vergangenen Jahren technisch nicht bedeutend weiterentwickelt habe. „Es überwiegen in den meisten Finanzabteilungen langwierige, häufig an vielen Stellen noch manuelle und dadurch fehleranfällige Prozesse“, sagt Jörg Stäglich, Partner bei Oliver Wyman und Co-Autor der Studie. „Die Auswirkungen der Digitalisierung sind hier bislang eher gering.“ Allerdings erwarten 40 Prozent der CFOs, dass die Digitalisierung künftig zu massiven Veränderungen bei Aufgaben und Prozessen führt. Gerade die Vertreter mittelständischer Unternehmen stimmen hier zu.

Bessere Entscheidungen als Werthebel

Trotz der Einsicht – es mangle an Taten: Nur etwa jedes achte Unternehmen setzt im Finanzbereich Techniken zur Prozessautomatisierung ein. 42 Prozent der CFOs halten dies zukünftig immerhin für denkbar. Mit 44 Prozent glaubt hingegen ein Großteil der Befragten, darauf verzichten zu können.

Eine riskante Haltung: „CFOs sollten bei digitalen Anwendungen nicht weiter zögern, denn sie bringen ihnen gleich zwei Vorteile – mehr Effizienz und mehr Einfluss“, sagt Oliver Wyman-Partner und Co-Autor Thomas Fritz. „Der CFO kann durch die Digitalisierung zum Treiber von Wettbewerbsvorteilen und zur rechten Hand des CEO werden. Bisher ist der Chief Operating Officer oft noch stärker positioniert“, sagt Fritz. Doch mit mehr Digitalisierung werde künftig zunehmend der Finanzchef „zur Datendrehscheibe für finanzelle und operative Themen.“

Wettbewerbsvorteile durch bessere Entscheidungen

Die Mehrheit der CFOs ist sicher: Digitale Systeme können die Unternehmenssteuerung auf ein neues Niveau heben. 74 Prozent glauben, dass digitale Anwendungen den Planungsprozess verkürzen – besonders stark ist diese Überzeugung im Automobilbau und der industriellen Fertigung. 84 Prozent stimmen der Aussage zu, dass leistungsfähigere, vernetzte Systeme manuelle Arbeitsschritte zumindest teilweise ersetzen können – etwa die Analyse von Vorjahresdaten. Für 93 Prozent der Befragten bringt Digitalisierung insgesamt Effizienzgewinne. „Durch schnellere Prozesse können zwar Kosten gespart werden, aber der wirkliche Werthebel liegt in den Wettbewerbsvorteilen durch bessere Entscheidungen“, sagt Fritz.

Erfolgreichen Unternehmen gelingt es, Planwerte zu verbessern und Unternehmen präziser über Kennziffern zu steuern. „Vor allem Simulations- und Big-Data-Anwendungen helfen dem CFO, eine bessere Basis für Entscheidungen zu liefern“, sagt Stäglich. Über Big-Data-Analysen ließen sich etwa bislang verborgene Zusammenhänge aufdecken. „Die Risikoeinschätzungen des CFO werden schneller, einfacher und besser. Er kann das Ergebnis des Unternehmens direkt beeinflussen, sein Wort wird wettbewerbsrelevant.“ Natürlich bleibt Kooperation über Bereichsgrenzen hinweg wichtig: „Um dem CFO diese Rolle zu ermöglichen, braucht es Offenheit der anderen Ressorts, ihm die Zahlen bereitzustellen“, mahnt Stäglich.

Realtime Reporting wird zum Standard

Als künftigen Standard in der Finanzabteilung sehen die Oliver Wyman-Experten das Realtime Reporting – bislang ist es erst bei einem der befragten Unternehmen im Einsatz: „Kürzere Reaktionszeiten verbessern die Möglichkeit zur Steuerung über Ist-Daten, insbesondere wenn durch technische Weiterentwicklungen die wichtigsten Leistungskennziffern in Echtzeit abrufbar sind“, sagt Fritz. Fünf Handlungsfelder haben die Berater für den digitalen CFO ausgemacht: automatisierte Prozesse, nutzerfreundliche Anwendungen, eine harmonisierte IT-Systemlandschaft, eine stärkere Verzahnung mit anderen Steuerungsfunktionen sowie eine bessere Unterstützung für Entscheidungen durch den Einsatz künstlicher Intelligenz. „Wer entschlossen und zielorientiert handelt, dem bieten sich durch die Digitalisierung der Finanzfunktion enorme Chancen“, sagt Fritz.

Share

One comment

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*