Home / Themen / Analysen / Versicherer: Die Disruption kommt von innen, nicht von außen

Versicherer: Die Disruption kommt von innen, nicht von außen

Kaum eine andere Branche nimmt die Digitalisierung als so einschneidend wahr wie die Versicherer. Jeder zweite Vorstandschef zeigt sich im „Global CEO Survey“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC  „äußerst besorgt“ über drohende Cyber-Attacken. Industrieübergreifend sind es dagegen nur 40 Prozent. Nahezu ebenso viele (51 %) sind „äußerst besorgt“ über die Geschwindigkeit des technologischen Wandels (industrieübergreifend: 38 %).

Quelle: PwC

Dazu passe, dass 82 Prozent der Versicherungs-CEOs die technologischen Veränderungen als regelrecht „disruptiv“ für ihr eigenes Geschäftsmodell bezeichnen. Auch das ist deutlich mehr als im Durchschnitt aller Branchen (68 %). Trotzdem geben sich 49 Prozent der Versicherungsmanager „zuversichtlich“ und 43 Prozent sogar „sehr zuversichtlich“, was die mittelfristigen Wachstumsaussichten ihres eigenen Unternehmens angeht.

„Auf den ersten Blick scheinen die Ergebnisse widersprüchlich – in Wirklichkeit lassen sie sich jedoch sehr gut begründen“, sagt PwC-Partner Alexander Hofmann, Insurance Leader bei PwC Deutschland: „Noch vor ein, zwei Jahren fürchteten viele Versicherer, dass Insurtechs und andere neue Player ihnen rasch Marktanteile streitig machen würden. Diese Sorge habe sich jedoch bislang nicht bestätigt. Stattdessen mache sich die Branche mittlerweile daran, den digitalen Wandel selber voranzutreiben und mitzugestalten – mit den Insurtechs als Partnern.“ Im „CEO Survey“ zeigt sich das daran, dass 49 Prozent der befragten Vorstandschefs in den kommenden zwölf Monaten eine „strategische Allianz“ eingehen wollen.

Fähigkeit zum digitalen Wandel fehlt vielen

Eine der offenen Fragen laute jedoch: Woher sollen die Versicherer die Fachkräfte für die notwendige Transformation ihres Geschäftsmodells nehmen? So diagnostizieren 81 Prozent der befragten CEOs einen gefährlichen Mangel an digitalen Talenten in der Branche, für ihr jeweils eigenes Unternehmen gelte das sogar für 86 Prozent. Und: Nur jeder fünfte Vorstandschef gibt sich optimistisch, die entsprechenden Digitalexperten in jedem Fall gewinnen zu können.

Deutschland hinter den USA der zweitwichtigste Wachstumsmarkt

Jeder zweite Versicherungs-CEO geht unterdessen davon aus, dass die globale Wirtschaft ihr Wachstum in diesem Jahr noch einmal beschleunigen wird. Gleichwohl: 12 Prozent rechnen explizit mit einer nachlassenden Dynamik – was deutlich mehr ist als im Durchschnitt aller Branchen (5 %). Tatsächlich zeigen sich auf Sicht eines Jahres auch nur 31 Prozent der Versicherungschefs „sehr zuversichtlich“, was die Aussichten ihres eigenen Unternehmens angeht, während es auf Drei-Jahres-Basis 43 Prozent sind.

Bemerkenswert: Bei der Frage, welche Zielmärkte in den kommenden zwölf Monaten der wichtigste sind, landete Deutschland (25 %) hinter den USA (35 %), aber deutlich vor China (19 %) auf Platz zwei. „Das könnte darauf hindeuten, dass sich der ohnehin harte Konkurrenzkampf auf dem hiesigen Markt noch einmal verschärfen wird“, so Hofmann.

Fusionen und Übernahmen haben dagegen aktuell keinen Platz auf der Top-Agenda. Denn während kleinere Partnerschaften mit Insurtechs auf der Agenda der CEOs bleiben, tätigten nur 8 Prozent der befragten Versicherer in den vergangenen zwölf Monaten eine „substanzielle Akquisition“ – zum Vergleich: branchenübergreifend waren es 14 Prozent. Dementsprechend gaben auch nur 10 Prozent der Versicherungs-CEO an, sie seien im vergangenen Jahr selbst zum Ziel eines Akquisitionsversuchs geworden. Auch damit lag die Assekuranz deutlich unter dem Durchschnitt aller Branchen (16 %).

Share

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*