Unternehmen aus dem Handel und der Konsumgüterindustrie sind sich einig: Stammdaten stellen einen kritischen Faktor für den Unternehmenserfolg dar. 95 Prozent der Fach- und Führungskräfte schätzen den Wertbeitrag eines Master Data Management (MDM) für ihr Unternehmen als hoch ein. Allerdings überprüft weniger als ein Drittel seine Stammdaten mindestens einmal monatlich.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. „Die Ergebnisse belegen, dass die Unternehmen Stammdatenmanagement als kritischen Faktor für ihren Erfolg einschätzen. Wenn die Kundenbindung im harten Wettbewerb nachhaltig gelingen soll, müssen Unternehmen jedoch ihre Datenqualität verbessern. Viele haben dies erkannt und arbeiten kontinuierlich am Ausbau ihrer Fähigkeiten im Umgang mit Daten“, sagt Marcus Messerschmidt, Experte für Stammdatenmanagement und Partner bei PwC.
Die größten technischen Herausforderungen im MDM sind laut Befragung die „zunehmende Komplexität durch die Verschmelzung von Vertriebskanälen“ (51 %), die „Schaffung einer geeigneten Daten-Infrastruktur“ (49 %) und die „Ablösung alter Systeme und Desintegration von Systemen“ (47 %). „Um diese Aufgaben zu bewältigen, sind häufig mehrjährige Projekte notwendig. Daran wird klar, wie viel es noch zu tun gibt“, kommentiert Messerschmidt.
Schneller auf die Anforderungen reagieren
Die wichtigsten Ziele, die Unternehmen mit ihrem Datenmanagement verfolgen, sind eine „schnellere Reaktionszeit auf Markt- und Kundenanforderungen“ (43 %), „höhere Qualität der Informationsversorgung“ (41 %) und „verbesserte Geschäftsprozesse“ (35 %). „Überrascht hat uns, dass die befragten Firmen der Erfüllung von Compliance-Anforderungen mit 18 Prozent Nennungen eine vergleichsweise geringe Relevanz zusprechen. Das ist besorgniserregend. Wer die Compliance vernachlässigt, riskiert Reputations- und Kundenverluste“, so Messerschmidt. „In der heutigen Welt der sog. Sozialen Medien verbreiten sich solche Reputationsschäden leider fast mit Lichtgeschwindigkeit.“
Mehrheit organisiert Datenmanagement auf Konzernebene
Mit Blick auf die Organisationsstufen, auf denen das MDM angesiedelt ist, hat sich eine knappe Mehrheit der befragten Unternehmen (52 %) für die Konzernebene entschieden. „Einen einheitlichen Königsweg für alle Unternehmen kann es bei der organisatorischen Verankerung nicht geben. Unserer Erfahrung nach funktioniert das Stammdatenmanagement aber umso besser, je höher das Thema auf den Berichtsebenen angesiedelt und verantwortet wird“, erläutert Jan Stüben, Datenmanagement-Experte bei PwC.
Dafür spricht nicht zuletzt die Qualität: Ein zentral organisiertes Stammdaten-Management liefert laut Studie die bestmögliche Datenqualität. 94 Prozent der Unternehmen mit zentraler Zuständigkeit beurteilen die Qualität ihrer Artikel- und Produktdaten mit „sehr gut“ oder „gut“. Ist das Thema auf Teilkonzern- oder Geschäftsbereichsebene verortet, bewerten die Unternehmen die Datenqualität mit 75 Prozent „Sehr gut“- oder „Gut“-Nennungen deutlich schlechter.
Datenqualität zu selten auf dem Prüfstand
„Diese Werte spiegeln nach unserer Projekterfahrung jedoch eine zu positive Wahrnehmung wider. Wir erleben immer wieder, dass die Kunden- und Produktdatenqualität verbesserungsbedürftig ist. Dies wird besonders deutlich, wenn Daten miteinander verknüpft werden sollen, um kundenindividuelle Produktinformationen zu generieren“, so Jan Stüben, Datenmanagement-Experte bei PwC
Eine Ursache dafür: Unternehmen kontrollieren die Qualität ihrer Daten nicht regelmäßig genug. Nur 35 Prozent der befragten Unternehmen überprüfen ihre Produktstammdaten „mindestens einmal monatlich“. Die Kundenstammdaten prüfen sogar nur 28 Prozent in diesem Rhythmus. Jeweils fast die Hälfte der Unternehmen erledigt dies „mindestens halbjährlich“. Der Rest leistet sich längere Intervalle. „Wir halten schon halbjährliche Intervalle für unzureichend, wenn die Datenqualität permanent hoch bleiben soll. Und dies muss das Ziel sein“, so Messerschmidt.
Bedeutung von IT stetig gewachsen
Der Einsatz von Softwareunterstützung hat auf breiter Front zugenommen. Neben den klassischen MDM-Systemen finden immer stärker aus PIM-(Produktinformationsmanagement), PLM-(Product-Life-Cycle) oder auch DQM-(Data Quality-Management) Lösungen Verwendung. Dieser Markt ist von vergleichsweise vielen Anbietern gekennzeichnet, auch Eigenentwicklungen sind oft anzufinden. „Wir erwarten angesichts der weiteren Transformation durch E-Commerce-Lösungen einen starken Druck auf den Einsatz ganzheitlicher PIM-/PLM-Applikationen bei allen Händlern aber auch bei den Herstellern“, sagt Stüben.
Herausforderungen bewirken signifikanten Investitionsbedarf
Angesichts der Vielzahl der Herausforderungen und Ziele sind weitere deutliche Investitionen in das Thema MDM zu erwarten. Mit Blick auf die Zukunft erwartet die große Mehrheit der Unternehmen (89 %), dass die Digitalisierung die Unternehmensstrukturen verändern wird, das Datenmanagement eine höhere Priorität erfährt (98 %) und die Investitionen dafür steigen (92 %).
Dies bestätigt auch Messerschmidt: „Nachdem wir mit unserer ersten MDM-Studie „Verborgene Schätze“ im Jahr 2011 viel Resonanz im Markt aber wenig Nachfrage bekommen haben, ist es heute völlig anders. Das Thema MDM wird aktuell sehr stark nachgefragt und dies unterstreicht deutlich gestiegene Relevanz bei den Entscheidern. Es können sich alle Unternehmen freuen, die bereits vor vielen Jahren ihre Hausaufgaben im Thema MDM gemacht haben, sie haben es heute viel einfacher.“