Ihren Erfolg bei der Digitalisierung stufen Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wie im Vorjahr durchschnittlich als mittelmäßig ein. Angesichts der großen Anstrengungen in diesem Bereich und der hohen Ausgaben für die Digitalisierung ist diese Bilanz ernüchternd. Als technologischer Trend zeigt sich, dass mehr als zwei Drittel der Unternehmen bereits intelligente Technologien einsetzen – viele allerdings nur ansatzweise.
Das zeigen die Ergebnisse der jährlich von Capgemini durchgeführten IT-Trends-Studie. Als größten Erfolg der Digitalisierung nennen Unternehmen die Steigerung ihrer Effizienz, die Sicherung der eigenen Marktposition und die Verbesserung des Einkaufs- und Serviceerlebnisses der Kunden.
Damit neue Geschäftsfelder in der eigenen oder in anderen Branchen zu erschließen, tun sich die meisten noch schwer. Als wichtigste Maßnahmen für den Erfolg der Digitalisierung nennen die Studienteilnehmer den Aufbau interdisziplinärer Teams mit Fach- und IT-Mitarbeitern – wie im Vorjahr an erster Stelle – sowie die gezielte Einstellung von Mitarbeitern mit dem entsprechenden Know-how. Außerdem betrachten sie es als wichtig, die unternehmenseigenen Daten stärker zu vernetzen und zu analysieren sowie die Cloud-Kapazitäten auszubauen. Diese drei Punkte haben in ihren Augen an Bedeutung gewonnen.
Intelligente Technologien: Vorreiter sind große Unternehmen
Mit den genannten Maßnahmen im Rahmen der Digitalisierung schaffen viele Unternehmen auch die Voraussetzungen für den Einsatz intelligenter Technologien wie Machine Learning, Bilderkennung oder Natural Language Processing. Rund 70 Prozent der Befragten setzen sie bereits ein, mehr als 50 Prozent allerdings nur in geringem Umfang. Zu den knapp 19 Prozent intensiver Nutzer gehören vor allem Konzerne und größere mittelständische Unternehmen.
„Größere Unternehmen haben in der Regel gute Voraussetzungen für den Einsatz intelligenter Technologien, da sie genügend nutzbare Daten und bereits Erfahrung mit Big Data gesammelt haben“, kommentiert Dr. Uwe Dumslaff, Chief Technology & Innovation Officer bei Capgemini in Deutschland die Ergebnisse. „Ausgebremst werden sie hauptsächlich durch einen Mangel an Spezialisten im eigenen Haus. Um schnell starten zu können, biete es sich daher an, auf externe Partner zurückzugreifen – sowohl bei der Entwicklung der Einsatzszenarien und der Datenaufbereitung als auch beim Betrieb der Anwendung.
Intelligente Technologien: Einfache Einsatzszenarien bevorzugt
Ob intelligente Technologien eingesetzt werden, hängt stark von der Einstellung der Fachabteilungen ab. Als Vorteil sehen sie vor allem die Möglichkeiten, manuelle Arbeiten zu automatisieren. Recht positiv bewerten sie darüber hinaus ihren Einsatz zur intensiven Datenanalyse und zur Vorhersage des Verhaltens von Kunden, Maschinen oder des Marktes.
Weniger Anklang finden komplexere Einsatzszenarien. Dazu gehören die Unterstützung des Kundendialogs, die Abgabe von Empfehlungen oder die Überwachung des Tagesgeschäftes. Die Anwender scheinen Entscheidungen von intelligenten Technologien und ihrer Fähigkeit im Umgang mit Menschen noch kritisch gegenüber zu stehen. Wenig anspruchsvolle, wiederkehrende Tätigkeiten oder Analysen lassen sie gerne von Software erledigen, in komplexen und wenig standardisierten Situationen stufen sie die Kompetenz von Menschen derzeit höher ein.
Unternehmen, die intelligente Technologien nutzen, wollen ihren Einsatz in den nächsten zwölf Monaten ausbauen. „Wer bereits Erfahrung mit intelligenten Technologien hat, stuft sie als Innovationsmotor seiner Branche ein und ist überzeugt davon, mit ihrer Hilfe Wettbewerbsvorteile zu erzielen“, erklärt Thomas Heimann, Business Architect Director bei Capgemini und Co-Autor der Studie. „Nach Meinung vieler Studienteilnehmer wird sich der internationale Wettbewerb durch den Einsatz intelligenter Technologien in den nächsten drei Jahren erheblich verschärfen.“
Fast jedes 2. Unternehmen nicht DSGVO-compliant
Das wichtigste Thema des Jahres ist die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Obwohl sie bereits seit Mai 2018 in Kraft ist, wurde sie erst von rund 53 Prozent der Studien-Teilnehmer komplett umgesetzt. Etwas mehr als ein Viertel arbeitet noch daran; jedes zehnte Unternehmen ist bislang über die Planung nicht hinaus gekommen. Bereits in der Capgemini-Studie „Seizing the GDPR Advantage“ von Mai 2018 hatte eines von vier Unternehmen eingeräumt, auch bis Jahresende nicht regelkonform zu werden. Die Plätze zwei bis fünf auf der Liste der wichtigsten Themen belegen mit Privacy by Design, Multi-Faktor-Authentifizierung, BYOx-Security und Security-Automation ausschließlich Sicherheitsthemen.
Methodik: Es haben 108 IT-Verantwortliche von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz an der Befragung teilgenommen.