Rund 40 Prozent des Wirtschaftswachstums, fast 38 Milliarden Euro, sind einer Studie des Berliner Instituts für Innovation und Technik (iit) zufolge das Ergebnis wachsender Investitionen in Internet- und andere Informations- und Kommunikations-Technologien. Damit ist „die Digitalisierung und Vernetzung quer durch alle Industrien zur stärksten Konjunkturlokomotive für die deutsche Wirtschaft geworden – und birgt auch für die Zukunft das größte Potenzial,“ so Ralph Appel, Direktor des VDI Verein Deutscher Ingenieure, in dessen Auftrag die Studie durchgeführt wurde. Gefragt seien dabei „digitalisierungsfeste“ Arbeitspätze.
In den nächsten fünf Jahren seien zur flächendeckenden Einführung von Industrie 4.0 in Deutschland Investitionen von insgesamt 200 Milliarden Euro erforderlich. Appel: „Fast die Hälfte davon, rund 90 Milliarden Euro, dürfte auf den Mittelstand entfallen.“ Dabei beschleunige jedes Prozent mehr Investitionen in IKT das Wachstum der gesamten deutschen Volkswirtschaft direkt und indirekt um bis zu 0,1 Prozent zusätzlich.
Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse fordert Appel von der Bundesregierung, die Hebelwirkung zu nutzen: Die wie ein Multiplikator wirkenden Investitionen sollten durch dafür notwendige Rahmenbedingungen unterstützt und – wo möglich – Investitionshindernisse beseitigt werden. „Unterstellt man den obigen Zusammenhang, würden nur 15 Prozent mehr Investitionen in Industrie 4.0 das Wirtschaftswachstum glatt verdoppeln.“
Mögliche Polarisierung des Arbeitsmarkts
Auf dem Arbeitsmarkt zeichnen sich laut VDI unterschiedliche – quantitative wie auch qualitative – Auswirkungen von Industrie 4.0 ab. So könnten bis 2020 in der IKT-Branche über 100.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Durch Industrie 4.0 könnten moderne vernetzte Systeme und Algorithmen zunehmend auch geistige/kognitive Routine-Aufgaben übernehmen. Dies könne zu einer Polarisierung am Arbeitsmarkt führen, bei der die oberen und unteren Qualifikations- und Lohnbereiche profitieren. „Der Gärtner und der Entwickler werden die Gewinner der Digitalisierung sein“, so die Untersuchung.
Wie stark die Polarisierung wirke, hänge entscheidend davon ab, wie Arbeitsplätze konkret definiert seien. Ein geringer Anteil an (kognitiven und manuellen) Routinetätigkeiten und ein hoher Anteil an eigenständigen, kreativen Aufgaben sollen dabei einen Arbeitsplatz digitalisierungsfest machen.
Hier spiele auch die Ausgestaltung der Technik eine große Rolle. Insbesondere bei Industrie 4.0 gelte: Wie die Arbeitsplätze – und damit die Arbeits- und Qualifikationsanforderungen – in der digitalisierten Fabrik von morgen aussehen werden, hänge auch ganz entscheidend vom Design der Technologie ab.
Gute digitale Arbeit braucht gute digitale Technik. Hier sei Deutschland bereits ganz gut aufgestellt. Auf Grund des relativ hohen Automatisierungsgrads in der industriellen Produktion hat Deutschland laut VDI Erfahrungen im Bereich der Gestaltung hochtechnisierter industrieller Arbeitsplätze.