Die IT-Welt scheint nur noch über digitale Transformation zu sprechen. Oft erschöpfen sich die Diskussionen aber in prächtigen Zukunftsszenarien oder es werden Projekte von Großunternehmen geschildert. Aber was kommt konkret im Alltag an? Wie begreifen kleinere Unternehmen das Thema Digitalisierung und wie gehen sie damit um? Machen Sie sich auf Überraschungen gefasst. Digitalisierung passiert auch hier: mit einem Tool zum Beispiel, über das frau prompt und online einen Friseurtermin buchen konnte – und das einen kleinen Laden innovativer dastehen lässt als die Großen der Branche.
Das Leben in einem eher ländlichen Stadtteil Münchens hat durchaus Vorzüge – allerdings auch Nachteile, unter anderem, wenn es um kurzfristige Friseurtermine geht und die Läden nicht so dicht gesät sind wie in der Innenstadt. Denn hier haben montags viele Friseursalons ganz traditionell geschlossen. Was also tun, wenn das Haarwerk ein Lifting braucht – und das sofort?
Google muss herhalten. Suchbegriffe: Name des Stadtteils, Friseur, Öffnungszeiten. Fundstellen: einige. Darunter ein neu eröffneter, kleiner Friseurladen. Er hat nicht nur offen, sondern bietet gleichzeitig die Möglichkeit zur Online-Buchung. Ist ja eigentlich nichts Neues. Und gut für alle, die Zeit haben. Denn die Reservierungssysteme bieten meist Einblick in die freien Termine der nächsten Woche.
Nicht so hier: Ein Echtzeit-Terminkalender. Ein Klick auf den Namen einer Mitarbeiterin und: Sie hat noch drei freie Termine! Einer wird geblockt – und nichts wie hin!
Reduktion auf das Wesentliche
„Die Möglichkeit der Online-Reservierung war bei unserem Kassensystem dabei“, erklärt die junge Besitzerin des Betriebs. Konzipiert wurde die Option von einer Kollegin, „die weiß, was wichtig ist und hat viel unnützen Schnickschnack wieder rausgeworfen. Deshalb kommt das auch so gut an.“
Erst war sie skeptisch und konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Kunden die Funktion auch nutzen. „Aber das Gegenteil ist der Fall.“ Jetzt sieht sie in der Online Terminreservierung ein Alleinstellungsmerkmal in ihrem Wettbewerbsumfeld. Denn manchmal müsse es halt schnell gehen – bevor die potenzielle Kundschaft „selbst zur Schere greift – oder ein Wunschtermin bei der Konkurrenz gebucht wird“.
Neugierig geworden, wie es denn um Digitalisierung und Online-Reservierung bei den Großen des Handwerks steht, ist wieder Google dran. Fazit: Udo Walz kann es, zumindest in zwei Berliner Filialen. Beim noblen Vidal Sassoon in München sieht es dagegen düster aus. Immerhin kann man per E-Mail eine Anfrage stellen – und dann auf eine Antwort warten. Oder anrufen und zuhören, wie in einem Terminkalender geblättert wird…
Es muss nicht immer die große Lösung sein
Fazit: Dieser kleine Friseurladen am Rande der Stadt taugt sicher nicht als großes Digitalisierungsvorbild, aber er zeigt, dass es nicht immer die große Lösung sein muss. Kleine, bewältigbare Schritte funktionieren auch, wenn es um Alleinstellungsmerkmale und Kundenorientierung in der digitalen Welt geht. Ich würde mich nicht wundern, wenn der Friseurladen demnächst weitere seiner Services digital aufpeppt.
Wieso kann man Kunden, die online reservieren und damit ihre E-Mail-Adresse hinterlassen, nicht auch Pflegeprodukte anbieten, die ihnen beim letzten Termin so wohltuend ins Haar massiert wurden? Wieso kann man Ihnen den nächsten Termin nach 4 Wochen nicht aktiv anbieten? Was spricht dagegen, weitere Wellness-Services anzubieten, zu denen die Kunden zwar in den Salon kommen müssen, aber sie online buchen können? Also öffnet der kleine Schritt der digitalen Terminreservierung eine große Zahl neuer Geschäftsmöglichkeiten – und darum geht es schließlich in der digitalen Ökonomie.
Wenn Sie auch ein Beispiel von Digitalisierung im Alltag kennen, über das berichtet werden soll, melden Sie sich doch einfach – im Kommentarfeld unter diesem Post oder gerne auch per Mail an: info@it-rebellen.de