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an digitaler Strategie beteiligt sehen

IT-Leiter wollen Marketiers nicht
an digitaler Strategie beteiligt sehen

Das rasante Vordringen digitaler Technologien stellt traditionelle Geschäftsstrategien und Organisationsstrukturen in Frage. Zwei Drittel der deutschen Unternehmen berichten von sehr deutlichen oder sogar disruptiven Auswirkungen der Digitalisierung. Doch der PAC-Studie „Digital Transformation in Deutschland“   zufolge haben bislang nur wenige eine umfassende Strategie formuliert, um den Wandel zu schaffen und für sich zu nutzen. Das liegt wahrscheinlich auch am Dissenz zwischen IT und Marketing über die Führung der digitalen Initiativen.

Alle der von PAC befragten 150  IT- und Marketingleiter befassen sich derzeit mit dem Thema Digitalisierung. Allerdings setzen mehr als als die Hälfte der befragten Unternehmen vereinzelte digitale Projekte in ausgewählten Bereichen um, ohne einen  strategischen Rahmen abzustecken.  Erst 28 % haben bereits für das gesamte Unternehme eine Digitalisierungsstrategie formuliert. 14 % sehen sich mit der Digitalisierung in ihrer Organisation sogar noch am Anfang.

Den meisten Unternehmen in Deutschland fehlt eine digitale Strategie.

Den meisten Unternehmen in Deutschland fehlt eine digitale Strategie.

Innerhalb der Unternehmen prallen zudem sehr unterschiedliche Meinungen aufeinander, wer für die digitale Strategie verantwortlich sein sollte. Die Mehrheit der deutschen IT-Entscheider (61 Prozent) glaubt nicht, dass das Marketing an der Definition und Umsetzung der digitalen Strategie beteiligt werden sollte. Sie sehen hierin vielmehr vor allem eine Aufgabe für den CIO und CEO. Dagegen wollen fast 90 Prozent der Marketingverantwortlichen sehr wohl an der Entwicklung einer digitalen Strategie beteiligt sein. Ebenso schätzen beide Gruppen den Handlungs- und Investitionsbedarf bei IT-Lösungen zur Digitalisierung sehr unterschiedlich ein. So wollen beispielsweise fast 80 Prozent aller Marketingleiter in den kommenden ein bis zwei Jahren verstärkt in IT-Lösungen zur Unterstützung von Online-Marketing investieren; das gilt aber nur für 40 Prozent der IT-Leiter.

Quelle: PAC

Quelle: PAC

„Die Kluft zwischen IT- und Marketingverantwortlichen ist erschreckend“, kommentiert Nicole Dufft, Independent Vice President bei PAC, die Lage in vielen Organisationen. „Die deutschen IT-Verantwortlichen wären gut beraten, die digitale Transformation stärker als ‚Team Play’ zu sehen. IT- und Marketingleiter sollten gemeinsam die Digitalisierungsbemühungen der verschiedenen Fachbereiche koordinieren und in eine übergreifende Strategie einbinden.“ Vor allem aber müssen sie ihre Management-Kollegen mit an Bord holen. Denn ohne den CEO geht es nicht – zumindest darin sind sich IT- und Marketingleiter einig. Gerade in puncto Innovationsfähigkeit gibt es Nachholbedarf in Deutschland: Fast jedes zweite Unternehmen ist sich sicher, innovativer werden zu müssen, um neue digitale Services und Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Einig sind sich IT und Marketing auch darin, dass die klassischen IT-Anbieter ihre wichtigsten Partner bei der Umsetzung der digitalen Strategie sind. So spielen für 80 Prozent der IT- und auch der Marketingentscheider IT-Dienstleister und Systemintegratoren eine wichtige oder sehr wichtige Rolle, um sie bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Digitale Agenturen sind dagegen vornehmlich aus Sicht der Marketingleiter wichtige Transformationspartner.

Informationen zur Studie:

Für die Studie „Digital Transformation in Deutschland – Marketing- und IT-Strategien im Wandel“ wurden über 150 IT- und Marketingentscheider in deutschen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt. Die Studie wurde im Multi-Client-Modell erstellt und von Adobe Systems GmbH, Avanade Deutschland GmbH, Capgemini Deutschland GmbH, Damovo Deutschland GmbH & Co. KG,  Salesforce.com Germany GmbH und Unify GmbH & Co. KG unterstützt.;

 

Kurz-Kommentar: Zu groß für die IT allein

Sollte der sich in der PAC-Studie abzeichnende Dissenz zwischen IT und Marketing verstetigen,  würde die Enterprise-IT einen Fehler wiederholen, den sie bereits bei der Einführung des PCs und der ersten Internet-Welle gemacht hat. In beiden Fällen hat sie sich allein für zuständig erklärt und das berechtigte Interesse der verschiedenen Fachabteilungen als unerlaubte Einmischung in ihre Angelegenheiten gesehen. Das ging damals nicht und heute schon gar nicht. Der Dissenz um die Entwicklung der digitalen Strategie ist wenig zielführend. Es wäre unschlau von der IT, ihn weiter auszudehnen. Viel intelligenter wäre es, das Marketing zu unterstützen, gemeinsam Know-how aufzubauen und gemeinsam Projekte und eine passende Strategie zu entwickeln. Noch besser wäre es allerdings, wenn nicht nur Marketing und IT das Thema Digitalisierung vorantreiben würden, sondern auch die anderen Unternehmensbereiche. Es betrifft nämlich alle und ist viel zu groß, um von der IT allein gestemmt zu werden.

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