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Manchen Firmen droht ein Kulturschock

Industrie 4.0 auf der IBM Business Connect:
Manchen Firmen droht ein Kulturschock

Bevor die hiesigen Produktionsunternehmen von den enormen Effizienzgewinnen profitieren können, die Industrie 4.0 verspricht, müssen sie viele Integrationsaufgaben meistern: Zwischen Rechnern und Maschinen, aber auch ITler und Produktionstechniker müssen intensiv miteinander arbeiten. Da drohe einigen Unternehmen ein Kulturschock, prognostizierte Jörg Wende, bei der IBM Spezialist für Anwendungsintegration, in seinem Vortrag „Die Smart Factory für die Industrie von morgen“. Er war Teil der Agenda des IBM-Kongresses „Business Connect 2014: A New Era of Smart – Vom Sehen zum Verstehen“ am 21.10. in Berlin.

14_10_28 ulrich-hotteletvon Ulrich Hottelet

Das industrielle Flair des Veranstaltungsorts, der Station-Berlin im Zentrum der Hauptstadt, passte ideal zum Thema der Verknüpfung von IT und Industrie. Denn das Gelände war Jahrzehnte lang als Postbahnhof eine der wichtigsten Drehscheiben Deutschlands für Güter und Pakete. Heute dient es als Inkubator für neue und innovative Konzepte. Die offene Hallenarchitektur ohne Innenwände ermöglichte Hunderten von Kongressteilnehmern einen schnellen und direkten Austausch im Zentrum des Veranstaltungsorts, während um den Networking-Bereich herum sechs Bühnen für die Vorträge genutzt wurden.

Ein individuelles Produkt darf nicht mehr kosten als ein Massenprodukt

Der überragende Vorteil der vierten industriellen Revolution ist der Effizienzgewinn. „Industrie 4.0 verbindet die Effizienz in der Produktion mit der Effizienz in der IT“, sagte Wende in seiner Präsentation. Ziel ist die Individualisierung und Flexibilisierung der Produktion. „Bei Losgröße 1 ist das individuelle Produkt gleich teuer wie das Massenprodukt“, so Wende.

14_10_28 IBM Business Connect 2014

Das Ziel Individualisierung unterstützt auch die Bundesregierung. Sie fördere Industrie 4.0 stark, denn, so Wende weiter, „sie will verhindern, dass in Deutschland nur noch Massenprodukte hergestellt werden, die sich nur durch den Preis von den Wettbewerbern unterscheiden“. Bei den hohen Produktionskosten hierzulande könnte die deutsche Wirtschaft sonst nur schwer gegen die billigere internationale Konkurrenz bestehen. Das hätte fatale Folgen für den Arbeitsmarkt. Schließlich stellt der Fertigungssektor die Hälfte der Arbeitsplätze in Deutschland. „Die Produktion ist das Rückgrat des deutschen Wohlstands“, betonte Wende.

100 Millionen Lines of Code pro Auto

Manchen Firmen droht ein „Kulturschock“, prognostizierte er: „Der ITler spricht plötzlich mit dem Produktionstechniker.“ Zusammen können sie die großen Herausforderungen in der Fertigung meistern: Kosten senken sowie Wachstum, Geschwindigkeit und Innovationskraft steigern. Als Produktbeispiel für die künftig enge Verzahnung der früher meist getrennten Bereiche nannte Wende das moderne Auto. Es beinhaltet 100 Millionen Zeilen an Code. Das ist mehr als in manchem IT-Gerät steckt.

In den cyber-physischen Produktionssystemen der Industrie 4.0 verschmilzt die reale Welt mit der virtuellen. Das Leitbild der Zukunft ist das Internet der Dinge, in dem Dinge miteinander kommunizieren können. Jedes physische Objekt wird eine IP-Adresse haben können. „Das birgt die Gefahr von Hackerangriffen“, warnte der IBM-Berater. Zentrale Aufgaben zur Realisierung von Industrie 4.0 sind die vertikale und horizontale Integration. Bei der vertikalen Integration werden Instrumentierung und Prozessrechner in der Produktion mit der übergeordneten IT wie ERP- und CRM-Systemen intelligent vernetzt. Die horizontale Integration erstreckt sich auf die verschiedenen IT-Systeme für die unterschiedlichen Prozessschritte der Produktion und Unternehmensplanung. Das gilt für die Wertschöpfungsketten innerhalb und außerhalb des Unternehmens. „Sicherheit und Datenschutz sind sehr wichtig für die horizontale Integration. Wie kann ich sicher stellen, dass der Datenzugriff korrekt und wie geplant erfolgt?“, fragte Wende.

IBM unterstützt Unternehmen auf ihrem Weg

Mit der „Smarter Planet Strategie“ unterstützt IBM Firmen auf dem Weg in die Industrie der Zukunft. Das geschieht in vielen Bereichen und bei vielen Aufgaben. Neben Integration und Sicherheit zählen unter anderem die Entwicklung mobiler Apps zur Maschinensteuerung und Produktionsüberwachung, Cloud Computing, die firmenübergreifende Zusammenarbeit mittels Collaboration Software sowie Big Data und Analyse dazu.

Sicherheit ist eine Grundvoraussetzung für Industrie 4.0

Mit der IT-Sicherheit, einer Grundvoraussetzung für die Akzeptanz und damit den Erfolg der Industrie 4.0, beschäftigte sich Carsten Dietrich, Product Line Manager für Content Security Solutions und Product Development bei der IBM, in seinem anschließenden Vortrag „Brennpunkt digitale Kriminalität – Sind Sie gewappnet gegen aktuelle Bedrohungen?“. Wie viel Bedeutung Big Blue dem Thema beimisst, wird schon an einer Zahl deutlich: 15.000 Sicherheitsexperten arbeiten weltweit für das Unternehmen. Regelmäßig informiert die IBM X-Force Research and Development in Berichten über die aktuelle globale Bedrohungslandschaft. Die Analysen und der Datenaustausch im X-Force Research and Development Teams dienen mehreren Zwecken: der Beobachtung, Erforschung, Schulung von Kunden und Öffentlichkeit sowie der Integration in Produkte der IBM und anderer Hersteller.

Weniger Sicherheitsschachstellen veröffentlicht

„Bis 2012 beruhten viele erfolgreiche Angriffe auf SQL Injections, obwohl es diese schon viele Jahre lang gab. 2013 wurden die Angriffsarten heterogener. Ein Beispiel dafür sind die Drive-by Downloads“, berichtete Dietrich. Auch viele Heartbleed-Angriffe sind Monate nach Bekanntwerden der Sicherheitslücke noch immer erfolgreich. Eine ähnliche Verzögerung zeigt sich bei Plug-ins. „Sie sind für 90 Prozent aller Schwachstellen in Content Management-Systemen verantwortlich. Der Grund dafür ist, dass viele Sicherheitslücken lange Zeit ungepatcht bleiben“, erklärte Dietrich. Einen überraschenden Trend nach Jahren steigender IT-Angriffszahlen und dadurch verursachter Schadenssummen macht der aktuelle Bericht X-Force Threat Intelligence Quarterly aus: Im ersten Halbjahr 2014 ging die Zahl der Offenlegungen von Schwachstellen im Vergleich zu den Vorjahren zurück.

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