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Der digitale Arbeitsmarkt: Künstliche Intelligenz macht Hoffnung und bereitet zugleich Sorgen

Die Menschen in Deutschland erwarten den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Arbeitsalltag mit sehr gemischten Gefühlen. So blicken 67 Prozent von ihnen möglichen KI-bedingten künftigen Veränderungen „sehr positiv“ (13 %) oder „eher positiv“ (54 %) entgegen. Am Positivsten betrachten Berufstätige mit kreativen Bürotätigkeiten (79 %) und körperlichen Tätigkeiten (73 %) künftige Veränderungen durch KI. Am Skeptischsten sind Menschen mit gemischten Berufstätigkeiten (körperlich, verwaltend, kreativ und zwischenmenschliche Arbeit). Aus dieser Gruppe bewerten lediglich 58 Prozent KI „sehr positiv“ und „eher positiv“.

Quelle: PwC

Dies sind Kernergebnisse der repräsentativen Bevölkerungsumfrage „Der digitale Arbeitsmarkt 2018“, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC durchgeführt hat. Der studienverantwortliche PwC-Experte Christian Kirschniak sagt: „Die Befragung zeigt klar, wie unsicher die Bevölkerung auf KI schaut. Letztlich überwiegen Optimismus und Neugier. Genau das brauchen wir in der digitalen Transformation, wobei die Politik und Wirtschaft auch die Sorgen der Menschen sehr ernst nehmen müssen.“

Hoffnung auf weniger gefährliche und körperliche Arbeit

Wie differenziert die Menschen KI sehen, belegen auch diese Umfrageergebnisse: 92 Prozent verbinden Vorteile mit KI. Zugleich verbinden 96 Prozent Nachteile damit. Die wahrscheinlichsten von den Befragten erhofften Vorteile hängen damit zusammen, dass KI den Menschen Arbeit abnehmen kann. So erwarten 62 Prozent von ihnen, dass es sich dabei um Arbeit mit gefährlichen Stoffen handelt. 60 Prozent denken auch an körperliche Arbeit. Und 55 Prozent gehen davon aus, dass KI Vorteile bringt, weil sie den Menschen monotone Routinearbeiten abnimmt.

Lediglich ein Drittel der Befragten – und weniger – glaubt dagegen, dass KI ihnen mehr Zeit für kreative Tätigkeiten verschaffen wird, dass KI sich schneller neue Fertigkeiten aneignen kann als Menschen und dass die Technologie den Fachkräftemangel in Deutschland lösen wird. „Gerade was neue Freiheiten in Bezug auf anspruchsvollere, kreative Arbeiten angeht, halten wir das Stimmungsbild für zu skeptisch“, sagt PwC KI-Experte Hendrik Reese. „Wir sehen heute schon in KI-Projekten, dass neue Freiheiten entstehen und Arbeitnehmer diese nutzen.“

Neugier und Sorge vor Arbeitsplatzverlusten

Die von den Befragten vermuteten größten Nachteile infolge von KI sind, dass die Technologie Arbeitsplatzverluste für Menschen bedeuten könnte (65 %), dass fehlerhafte Programmierungen größere Schäden anrichten als bei von Menschen gemachten Fehlern (51 %) und die Einkommen möglicherweise sinken (50 %).

Dennoch sagen 65 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sie „neugierig“ darauf sind, KI zu nutzen. Je höher der Ausbildungsgrad der Befragten ist, desto größer ist diese Neugier. Der Höchstwert ergab sich bei Befragten mit abgeschlossenem Studium (74 %). Allerdings fühlen sich 59 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen „schlecht“ oder „gar nicht“ ausgebildet für KI.

„In Bezug auf die Qualifikation gibt es in fast allen Unternehmen noch sehr viel Nachholbedarf. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass KI erst ganz am Anfang steht. Die Unternehmen und die Politik werden bald aufholen. Denn ohne die Weiterqualifikation von Menschen wird kein Unternehmen die Chancen von Künstlichen Intelligenz auch nur annähernd ausschöpfen können“, sagt Kirschniak.

Bundesregierung bekommt schlechtes Zeugnis 

Wenn es darum geht, heute schon die Arbeit der Zukunft zu managen und in diesem Sinne geeignete Maßnahmen einzuleiten, sehen die Menschen vor allem die Bundesregierung (36 %) und die Arbeitgeber (35 %) in der Pflicht – viel mehr als Schulen und Universitäten (14 %). Die Bundesregierung wird den relativ hohen Bürgererwartungen allerdings noch längst nicht gerecht: 63 Prozent der Befragten bescheinigen der Großen Koalition zurzeit „kein ausreichendes Engagement“ in Bezug auf Veränderungen des Arbeitsmarktes durch Künstliche Intelligenz.

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