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Deutsche Tech-Branche steht vor kleinem Boom: Treiber sind Software und Services

Über 100.000 Unternehmen, mehr als eine Million Arbeitsplätze und ein Umsatz von über 230 Mrd. Euro – das sind die aktuellen Kennzahlen zum deutschen Tech-Sektor. Die Branche ist Innovationsmotor für den Standort Deutschland und schon heute für 7 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung verantwortlich. Deloitte hat sich den Tech-Sektor anhand statistischer Daten genauer angesehen.

Quelle: Deloitte

Die allgemeinen Konjunkturprognosen fallen aktuell eher verhalten aus, doch diese Entwicklung bremst die Tech-Branche nicht wirklich: Der Branchenumsatz wird bis zum Jahr 2022 voraussichtlich auf knapp 280 Mrd. Euro steigen. Damit wächst der Tech-Sektor 7 Prozent stärker als das Bruttoinlandsprodukt im gleichen Zeitraum. Seit dem Jahr 2000 stieg der deutsche Technologiemarkt um 104 Prozent und hat sich damit mehr als verdoppelt. Schaue man genauer hin, werde allerdings deutlich, dass sich das Wachstum in der Vergangenheit keineswegs stetig entwickelt hat. Die positive Entwicklung sei nicht zuletzt Folge eines extrem starken Anstiegs zwischen 2002 und 2008, in diesem Zeitraum betrug die jährliche Wachstumsrate der Tech-Branche 12,6 Prozent.

Seither habe sich dieser rasante Trend nicht fortgesetzt, stattdessen verharrte der Branchenumsatz in den letzten Jahren auf einem Plateau mit allenfalls sehr moderaten Zuwächsen. „Die Ursache für diese fast schon erratische Dynamik liegt an der unterschiedlichen Entwicklung der beiden Sektorsegmente Hardware sowie Software und Services“, erklärt Dr. Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte. „Lange war Ersteres für den Löwenanteil des Branchenumsatzes verantwortlich. Allerdings reagiert das Hardware-Segment sehr viel stärker auf konjunkturelle Schwankungen als der Bereich Software und Services, wo wir ein kontinuierliches Wachstum beobachten konnten. In konkreten Zahlen sieht das dann folgendermaßen aus: Seit dem Jahr 2000 konnten Software und Services ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 7,3 Prozent verzeichnen, der Hardware-Bereich liegt dagegen nur bei 1,2 Prozent.“

Megatrends beflügeln das Wachstum

Das Wachstum nach der Jahrtausendwende war größtenteils der Digitalisierung zu verdanken. In den letzten Jahren war zwar eine gewisse Stagnation zu beobachten, doch nun deute einiges darauf hin, dass die Branche vor einem erneuten Schub steht. Es gebe derzeit gleich drei Technologiemegatrends, die die Entwicklung treiben:

  • 5G und das Internet of Things,
  • Analytics und künstliche Intelligenz sowie
  • neue „as-a-service“-Geschäftsmodelle (XaaS).

„Die drei großen Tech-Trends haben eine Gemeinsamkeit“, erklärt Milan Sallaba, Partner und Leiter des Technology-Sektors bei Deloitte, „sie alle wirken als ,Enabler‘ und setzen entscheidende Impulse in digitalen Wachstumssegmenten wie Industrie 4.0, Connected Car, Smart City oder Bio- und FinTech.“

Wie wirkmächtig diese Trends sind, zeige unter anderem ein Blick auf 5G und das IoT: Deloitte-Berechnungen zufolge wird bis zum Jahr 2020 die Zahl der vernetzten Objekte weltweit auf über 20 Milliarden steigen, 750 Millionen davon entfallen auf Deutschland. Praktisch alle haben eine hohe Relevanz für die digitalen Wachstumssegmente und bewegen sich somit im Konvergenzbereich zwischen dem Technologiesektor und anderen Branchen. 5G macht viele anspruchsvollere IoT-Dienste wie Telemedizin oder autonomes Fahren erst möglich.

Tech-Sektor profitiert von branchenübergreifenden Ökosystemen

Und auch im Bereich Xaas sei die Tech-Branche Vorreiter: Unternehmen setzen zunehmend auf das Angebot einer vorab spezifizierten und garantierten Serviceleistung als auf den einmaligen Verkauf eines entsprechenden Produktes. Tech-Unternehmen verfügen hier über einen Erfahrungsvorsprung, von dem sie enorm profitieren werden, so Deloitte. Denn XaaS werde weiter an Bedeutung gewinnen und zu einem wichtigen Faktor bei der Etablierung innovativer Technologien werden. So soll „AI as a Service“ einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung von künstlicher Intelligenz leisten und diese auch kleineren und mittelgroßen Unternehmen zugänglich machen. Und die Verbreitung von künstlicher Intelligenz eröffne wiederum im Sektorsegment Software und Services Potenzial für starkes Wachstum.

Die Wirkmechanismen der drei Megatrends zeigen bereits: Der Tech-Sektor ist eng mit anderen Branchen verbunden. Besonders deutlich sei die Verzahnung mit dem Maschinenbau – einem Sektor, in dem die technologischen Kompetenzen Deutschlands traditionell besonders ausgeprägt sind. „Die Technologiebranche macht schon heute vor, was auch andere Branchen lernen müssen, um in einer digitalisierten Welt wettbewerbs- und zukunftsfähig zu bleiben: Im Tech-Bereich werden Ökosysteme gebildet, die über die eigenen Branchengrenzen hinausgehen“, erläutert Nicolai Andersen, Partner und Leiter Innovation bei Deloitte. „Statt für die Digitalisierung das Rad neu zu erfinden, können wir uns auch auf eigene Stärken besinnen, wie eben den Maschinenbau – im Bereich Industrie 4.0 liegen erhebliche Zukunftschancen für den Tech-Standort Deutschland.“

Der hohe B2B-Umsatzanteil ist ein starkes Indiz für die Verflechtung des Tech-Sektors mit anderen Branchen.

Um aus dem sich ankündigenden Wachstumsschub einen echten Boom zu machen, sei die Branche also gut beraten, weiter verstärkt auf das Segment Software und Services zu setzen. Hier verspreche die ausgeprägte Servicekompetenz deutscher Tech-Unternehmen bei der Digitalisierung von Prozessen und Geschäftsmodellen neue Chancen.

Aber auch im Hardware-Bereich gebe es Möglichkeiten, die Dynamik Gewinn bringend zu nutzen, vor allem im margenstarken Spezial-Hardware-Geschäft. Die Analyse von Deloitte zeigt, dass der Branche rosige Zeiten bevorstehen: Bis zum Jahr 2022 sei im Schnitt ein jährliches Wachstum des deutschen Technologiesektors von rund 5 Prozent zu erwarten.

Die Studie „Datenland Deutschland – Der deutsche Technologiesektor“ gibt es hier zum kostenlosen Download.

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