Digitale Lösungen werden das weltweite Gesundheitswesen künftig deutlich stärker als heute prägen, insbesondere bei der Automatisierung von Prozessen und in der Verwaltung. Dabei ermöglichen die Lösungen enorme Effizienzsteigerungen.
Die Digitalisierung wird laut der Studie „Global Top Health Industry Issues“ von PwC auch bedeutsamer bei der Entwicklung und Umsetzung von Therapien, bei Patientenversicherungen und der klinischen Dokumentation. Durch Präzisionsmedizin, die beruhend auf einer breiten Basis medizinischer Daten Zusammenhänge zwischen physischen Eigenschaften und Krankheitsentwicklungen offenbart, könne in Zukunft beispielsweise eine enorme Zeit- und Kostenersparnis erreicht werden.
8 Trends im globalen Gesundheitswesen
In der Studie beschreibt PwC acht Trends, die das globale Gesundheitswesen verändern:
- digitale Anwendungen und künstliche Intelligenz,
- Virtual-Health-Systeme,
- ein verbesserter Zugang zur Behandlung und angenehmere Erfahrungen für Patienten,
- einfachere Teilnahme an Gesundheitsstudien durch Apps und Telemedizin,
- technologische Lösungen für Kapazitätssteigerungen und Kostensenkung,
- vermehrter Einsatz von Gesundheitsapps und -geräten,
- die Bedrohung durch Cyberkriminalität sowie
- die zunehmende Berücksichtigung sozialer Faktoren für die Gesundheit.
4 Trends für das deutsche Gesundheitssystem
1.Effizienzsteigerung durch digitale Lösungen
Unternehmen und andere Organisationen können ihre Effizienz mit smarten Technologien bis 2021 um geschätzte 15 bis 20 Prozent steigern, wenn sie digitale Anwendungen unter anderem für die Geschäftsprozessoptimierung oder die Entwicklung medizinischer Produkte einsetzen. Bis künstliche Intelligenz im deutschen Gesundheitswesen eine große Rolle spielt, werde es allerdings noch dauern.„Solche Anwendungen basieren auf sehr großen Datenmengen – und die müssen aktuell erst aufgebaut werden. Das Potenzial solcher Anwendungen ist aber gewaltig“, sagt Michael Burkhart, Partner und Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC. So ließen sich mit KI beispielsweise schwere Krankheiten früh erkennen und die Gesundheits- und Folgekosten in Europa um viele Milliarden Euro senken.
2. Gesundheits-Apps sind noch zu schlecht integriert
Konsumenten nutzen bereits viele Gesundheits-Apps und andere technische Hilfsmittel – und kümmern sich damit zunehmend selbst um ihre Gesundheit und Vorsorge. Oftmals fehle jedoch die Integration solcher Angebote in das bestehende Gesundheitssystem. Insbesondere für diesen Bereich identifiziert die Studie großes Potenzial, da Virtual-Health-Systeme helfen können, Behandlungsergebnisse zu verbessern, Budgets für die medizinische Versorgung effizienter einzusetzen und den Zugang zu Gesundheitssystemen zu vereinfachen – insbesondere für Bewohner von Regionen fernab größerer Städte
3. Deutsche Kliniken müssen Schutz gegen Cyberkriminelle nachweisen
300.000 betroffene Computer in 150 Ländern – so lautete 2017 der alarmierende Befund, als die Schadsoftware „WannaCry“ eine Sicherheitslücke in Windows-Rechnern nutzte. Je häufiger ans Internet angeschlossene medizinische Geräte und Netzwerke im Gesundheitswesen verwendet werden, desto höher ist das Risiko, dass sie zum Ziel von Cyberattacken, Ransomware und Malware werden. Dabei stehen vor allem sensible Patientendaten im Fokus.
Krankenhäuser zählen – neben etwa der Stromversorgung, der Telekommunikation, Banken und Versicherungen – zu den kritischen Infrastrukturen, also solchen Einrichtungen, die für das staatliche Gemeinwesen besonders bedeutsam sind. Viele Kliniken in Deutschland müssen sich auf die zunehmenden Bedrohungen durch Schadsoftware einstellen und bis Ende Juni 2019 in Audits nachweisen, dass sie die „Änderungsverordnung zur Bestimmung Kritischer Infrastrukturen nach dem BSI-Gesetz“ (BSI-Kritis-Verordnung vom 30. Juni 2017) umgesetzt haben. Die Audits werden alle zwei Jahre wiederholt.
4. Hoher Kostendruck durch chronische Erkrankungen
Für Patienten und Gesundheitssysteme sind chronische Erkrankungen eine gleichermaßen große Belastung. Insbesondere gesetzliche Krankenkassen weltweit seien wegen steigender Behandlungskosten für chronische Krankheiten unter hohem Kostendruck. Gesetzgeber, Versicherer und Versorger setzen daher zunehmend auf Prävention und versuchen, die Bevölkerung zu Präventivmaßnahmen zu bewegen.
Um die zunehmenden Kosten zu senken und bessere Anreize zu setzen, seien im deutschen Gesundheitswesen strukturelle Änderungen notwendig, meint Burkhart. Eine allein von den Krankenkassen getragene Krankenhausfinanzierung statt des bisherigen dualen Systems beispielsweise würde die Voraussetzung für wichtige Entscheidungen und Investitionen im Gesundheitssystem schaffen. Auch die Krankenhausfinanzierung pro Einwohner in einem bestimmten Umkreis hält der Experte für sinnvoll. „Dadurch bestände ein Anreiz für jede Klinik, in ihrem Zuständigkeitsbereich die beste zu sein“, sagt Burkhart.